Kein Peloton in der Pandemie!
02:26 Minuten
Trotz Corona startet die Tour de France in Nizza, mitten im Risikogebiet. Radsportromantik und Festivalstimmung werden auf der Strecke bleiben. Und es gibt noch weitere Gründe, warum die Tour in diesem Jahr besser nicht stattfinden sollte.
Erstens:
Natürlich die Pandemie. 176 Fahrer rollen drei Wochen lang über Frankreichs Landstraßen. Getrennt durch nichts. Ohne Abstand. Dazu ein Tross von 5000 Leuten. Und ein Publikum an den Straßen, das zwar längst nicht so zahlreich sein dürfte wie sonst und das in den Bergen nicht zugelassen ist, aber nur schwer zu kontrollieren sein wird. Es wäre doch schwer verwunderlich, wenn das gut gehen würde.
Zweitens:
Die Entscheidung, die Radfahrer auf den Sattel zu lassen, misst mit zweierlei Maß. Im Fußball wurde der Meister des Jahres 2020 – Paris Saint-Germain – aus dem Élysée-Palast bestimmt: Die Saison wurde im April abgebrochen, und zwar ersatzlos.
Drittens:
Seit Jahren reden wir über sauberen Radsport. Doch in Zeiten der Pandemie konnten auch die Doping-Kontrolleure nicht wie üblich ihre Tests durchführen. Quasi eine Einladung für Doper. Nicht ausgeschlossen, dass sich hinterher herausstellt, dass dies eine Tour der Kategorie "Rollende Apotheke" war.
Viertens:
Und auch wenn jetzt Rad gefahren wird: Glaubt irgendjemand, dass die Stimmung auch nur im Ansatz so sein wird, wie sie sonst ist? Diese Volksfeste an Bergankünften wie in Alpe d’Huez, die Schützenfest-Stimmung, wenn die Fahrer ins Ziel kommen? Es wird ein lauer Aufguss sein, mehr nicht.
Fünftens:
Einen Grund gibt es aber, warum gefahren werden sollte: diese überwältigenden Fernsehbilder, die fast schon meditative Stimmung, die sie erzeugen können, wenn das Peloton am Nachmittag geschlossen über Frankreichs Landstraßen rollt. Immer ähnlich, aber doch anders genug, um immer wieder aufs Neue zu faszinieren.