Tour de France

Volles Haar und stramme Waden

Von Ulrich Ziegler |
Ein Werbeslogan mit dem Wort "Doping" – zumindest bei der Tour de France ist das vielleicht keine so gute Idee. Shampoohersteller und Teamsponsor Alpecin verzichtet daher bei dem Radsportevent auf seinen Slogan. Ob auch auf Doping verzichtet wird?
Fahrradfahren bei der Hitze? Nein, das mach ich nicht. Die Wetterfrösche empfehlen viel Schatten und wenig Bewegung und daran halte ich mich.
Anders die Jungs bei der Tour de France. Die fangen genau dann an zu radeln, wenn die Sonne so richtig knallt. Ja, gibt es denn keinen Arzt, der die Jungs zur Vernunft ruft? Müsste doch einer zu finden sein! Ist aber nicht.
So gesehen hat Davide Appollonio Glück gehabt. Der italienische Radprofi wurde bereits vor dem Start positiv getestet und gleich mal provisorisch gesperrt. Wenigstens muss er sich jetzt nicht mehr bei der Hitze – am wohl heißesten Tag des Jahres – aufs Rad setzen.
Mehr Aggressivität, bessere Erholungswerte und erweiterte Schmerzgrenzen
Ist ja auch ein Vorteil. Und es gibt noch weitere gute Nachrichten. Bei der Tour wird es keine Werbung für Doping geben. Den Slogan: "Alpecin – Doping für die Haare" werden sie nicht finden. Auf keinem Radler-T-Shirt, auf keiner Werbetafel, nix, nada, nirgendwo.
Der Bielefelder Shampoo-Hersteller sponsort zwar das deutsche Radsportteam Giant-Alpecin. Aber er verzichtet, schlau wie er ist, auf seinen Werbespruch. Wäre ja auch unfair, wenn ein Team gleich zu Beginn der Tour mit Doping in Verbindung gebracht werden würde.
Ok, gut aussehen ist auch wichtig, aber entscheidend ist doch, wer als Erster über die Ziellinie radelt. Und deshalb kommen in diesem Jahr andere Wunderwaffen zum Einsatz. Behauptet zumindest Professor Dr. Dr. Perikles Simon. Der Sportmediziner aus Mainz spricht von Mittelchen, die mehr Aggressivität, bessere Erholungswerte und erweiterte Schmerzgrenzen versprechen. Und deshalb ist es richtig beruhigend, dass wenigstens der Shampoo-Hersteller mit offenen Karten spielt. Denn eigentlich ist es nur der Wirkstoff Koffein, der das Haarwachstum fördern soll.
Jedenfalls brauchen die Dopingkommissare, wenn ihnen irgendetwas verdächtig vorkommt, nicht mehr am Kopf der Athleten zu suchen. Ist ja schon mal was.
Drogentests für Busfahrer
Und während bei der Tour immer auch die Angst mitradelt, dass der eine oder andere Sportler wegen unerlaubter Mittelchen doch vom Rad kippen könnte, sorgt man sich in der Wüste um die Sicherheit der Pilger. Jedenfalls müssen sich saudi-arabische Busfahrer künftig knallharten Drogentests unterziehen, damit zu Beginn der Wallfahrtssaison alle sicher nach Mekka kommen und nicht im Straßengraben landen.
Damit das mit den Kontrollen klappt, wollen sich die Scheichs eng mit internationalen Einrichtungen austauschen, die Erfahrungen im Kampf gegen Drogen haben. Wobei "Austausch" vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist, da es in Saudi-Arabien gar keine Radrennen gibt. Also wird der Informationsfluss wohl etwas einseitig sein.
Und bei Alpecin direkt braucht ihr, liebe Scheichs, auch nicht anzurufen. Die werden Euch auch nicht weiterhelfen. Seit Tagen bittet das Unternehmen, "von Anfragen zum Thema Doping während der Tour abzusehen".
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