Neues Album von den Altmeistern des Afropop
Als erste afrikanische Band hatten sie vor fast 40 Jahren in Frankreich Erfolg: Nun sind Touré Kunda aus dem Senegal dort wieder auf Tour – mit exzellenten jungen Musikern, ihren alten Ohrwürmern und Songs von ihrem neuen Album "Lambi Golo".
Den Song "Emma" kennt in Frankreich jedes Kind, das heute zwischen 30 und 60 Jahre alt ist und das Publikum singt aus vollem Halse mit, als die Toué Kunda 40 Jahre Karriere und ein neues Album im Pariser New Morning vor übervollem Hause feiern, umgeben von exzellenten jungen Musikern.
Legendäre Welttour mit Carlos Santana
Touré Kunda war die erste afrikanische Band, die in Frankreich Erfolg hatte. Emma war auf ihrer ersten LP 1979. Auf dem neuen Album "Lambi Golo" ist der Song in Salsa-Version mit Carlos Santana – einem alten Freund der Brüder. Als Santana 1999 ihren Titel "Africa Bamba" übernahm, ahnte er noch nicht, dass er für sein Album "Supernatural" acht Grammys bekommen und das glorreichste Comeback aller Zeiten feiern würde. Die Touré Kunda gingen damals mit Santana auf Welttournee.
Doch zurück zu den Anfängen im Paris der 70er-Jahre. Ismaela kam als erster nach Frankreich, holte dann mehrere Brüder nach, Sixou blieb bis heute und singt heute mit Ismaela im Duo:
"Als wir ankamen, waren wir die einzigen Schwarzen", erinnert sich Sixou: "Alle anderen Musiker waren weiß. Wir gaben ihnen afrikanische Klänge mit Kora, Balafon und anderen Instrumenten. Das war unsere Art von Austausch zwischen Afrika und Europa."
"Wir kamen, um zu teilen", meint Ismaela: "Sonst wären wir zu Hause geblieben."
Sixou: "Unsere Eltern waren ein bisschen schwierig, wollten nicht, dass wir Musik machen. In Senegal machten wir heimlich Musik. Hier waren wir viel freier. Diese Freiheit und der Erfolg haben auch in Afrika vielen die Augen geöffnet. Viele afrikanische Musiker kamen nach Europa und viele Europäer haben heute afrikanische Klänge in ihre Musik integriert."
Manu Dibango ist auf dem Album dabei
"Fatou yow" ist ein Hit von 1992. Damals waren die Touré Kunda fast die einzigen Afrikaner, die man im französischen Fernsehen sah. Neben Manu Dibango, der übrigens auch auf dem neuen Album dabei ist, wie auch Lokua Kanza, Cheik Tidiane Seck, Alune Wade, Paco Sery, Romain Ghezal – die Crème der Pariser Afromusik-Szene. Hinzu kommen wie schon erwähnt, Carlos Santana, und der Jamaikaner Kiddus.
Die Brüder stammen aus Ziguinchor in der Casamance im Süden Senegals. Auch wenn sie musikalisch von den Beatles, von Credence Clearwater Revival, Led Zeppelin und dem französischen Chanson beeinflusst sind: Diese Region ist ihre Heimat und ihre Inspiration, sie singen in den vielen Sprachen der Casamance, nutzen die vielfältigen Rhythmen und Instrumente, mischen sie mit Funk, Pop, Rock oder Reggae. Die Besonderheit ihrer Musik aber liegt in den harmonischen Melodien:
"Die waren im Korb unserer Mama drin", sagt Isamela: "In einem Korb mit Reis, mit Kolanüssen, mit Palmöl, da ist alles drin, das ganze Leben."
"Wir sangen von klein auf", fügt Sixou hinzu: "Diese Melodien vergisst du nicht, wir sind mit Melodien geboren, die gehören der Casamance."
Musikalische Hommage an einen Freund
Mindestens ein neuer Ohrwurm ist auch auf dem neuen Album: In "Malang" geht es um einen Mann namens Adama:
"Adama ist ein großer Bruder von uns", erzählt Ismaela: "Er ist arm und will aus seinem Leben etwas machen. Er singt in jedem Haus, hat einen Stab mit einer Kalebasse. Damit trommelt er, er singt und bittet um eine milde Gabe. Und jeder hilft ihm. Als wir klein waren, mochten wir seine Melodien."
"Adama war krank gewesen, ist aber von der Lepra geheilt worden", fügt Sixou hinzu: "Sein einziges Auskommen verdient er, indem er singt. Wenn Sie ihm Geld geben, nimmt Adama es. Wenn Sie irgendwas anderes geben, Kleidung oder Schuhe, wird Adama das auch nicht zurückweisen. Wir fanden das so schön, jedes Mal wenn er ins Haus der Touré Kunda kam."
Das neue Album "Lambi Golo" der Touré Kunda ist harmonisch, ausgewogen, musikalisch, melodiös... mit Promis und großartigen Musikern und mit alten und neuen Ohrwürmern. Die Brüder verdienen ein Comeback, auch in Deutschland, wo sie einst mit Carlos Santana tourten.