Tove Jansson

Die Mutter der Mumins

Tove Jansson, finnische Künstlerin, mit ihren Mumin-Figuren im Jahr 1956.
Tove Jansson, finnische Künstlerin, mit ihren Mumin-Figuren im Jahr 1956. © dpa / picture-alliance / Lehtikuva Reino Loppinen
Von Anette Selg |
In einem verwunschenen Tal leben die freundlichen und verträumten Mumins. Ihre Erfinderin ist die Schriftstellerin und Zeichnerin Tove Jansson. Am 9. August 1914 wurde sie in Helsinki geboren. Ihre Mumin-Geschichten gehören zu den Klassikern der Kinderliteratur.
"Die Welt der Kinder ist eine Landschaft in leuchtenden Farben, in der Sicherheit und Katastrophe Nachbarn und aufeinander angewiesen sind. In dieser Welt ist Raum für alles. Und alles ist möglich: Irrationales mischt sich mit klarster Logik; und auch etwas vom Surrealen des Traumes ist da."
Vor rund 40 Jahren hat die finnland-schwedische Künstlerin Tove Jansson den Hans-Christian-Andersen-Preis erhalten, die bedeutendste Auszeichnung für Kinderbuchautoren und -illustratoren weltweit. Und sie benennt in ihrer Dankesrede sehr genau, was die Faszination ihrer "Geschichten aus dem Mumintal" ausmacht. Denn diese von Tove Jansson erfundene Paradieslandschaft wird zwar von den freundlichen Mumins bevölkert: nilpferdähnliche Wesen, die Winterschlaf halten und jedes Frühjahr wieder neue Abenteuer zu bestehen haben. Aber neben diesen sehr liebenswürdigen Gestalten gibt es immer auch Dunkel und Bedrohung im Mumintal. Die Hemule zum Beispiel, pedantische Wächter von Ordnung und Gesetz, die den verträumten Mumins gehörig zu schaffen machen. Oder auch die furchteinflößende Morra, die alles in ihrem Umkreis zum Gefrieren bringt.
"Erfolg zu haben, bedeutet für mich vor allen Dingen, dass man spürt, dass die eigene Arbeit weitergeht - und vielleicht auch besser wird. Und dann natürlich, dass die Menschen sie mögen, wertschätzen - und eine größere Freude kann man ja gar nicht haben."
Mumins werden zu einem Welterfolg
Nach Kriegsende erscheinen die ersten Mumins-Geschichten bei einem schwedischsprachigen Verlag. Anfang der 50er-Jahre werden Tove Janssons Bücher bereits in England und Amerika gelesen. Und sie schließt mit der englischen Boulevardzeitung "Evening News" einen Vertrag ab über einen Mumins-Comicstrip für Erwachsene. Sechs Tage die Woche soll die Zeichnerin von nun an je eine Episode, bestehend aus drei oder vier Bildern, liefern. Die Serie wird ein Welterfolg, wird nach und nach in 40 Ländern abgedruckt und erreicht auf diese Weise 20 Millionen Leser. Als Tove Jansson den Zeitungsvertrag nach sieben Jahren kündigt - ihr Bruder Lars wird die Serie fortführen - ist sie allerdings vollkommen ausgebrannt.
"Es wäre falsch, zu behaupten, dass der Erfolg einem nicht auch hilft. Aber es kann auch etwas Gefährliches sein, Erfolg zu haben, etwas, das einem die Lust an der Arbeit nimmt. Erfolg ist gefährlich. Schrecklich gefährlich."
Tove Jansson ist am 9. August 1914 in Helsinki als Tochter einer schwedischen Illustratorin und eines finnlandschwedischen Bildhauers geboren. Die Kunst, das kreative Schaffen prägt ihre Kindheit und den Familienalltag. Bereits mit 16 studiert sie Kunst in Stockholm, Mitte der 30er-Jahre absolviert sie ein Malstudium in Helsinki, vor dem Krieg gilt sie als vielversprechende junge Malerin und Illustratorin.
Als ihre Mumins in den 60er-Jahren die Welt erobern, da ist Tove Jansson zwar ein für allemal von ihren Geldsorgen befreit. Als Malerin, als bildende Künstlerin wird sie allerdings kaum mehr wahrgenommen.
"Und dann kam da eine Schwelle, eine Pause und ich dachte, jetzt kehre ich zu meinen Bildern zurück, nicht wahr? Aber ich konnte einfach nicht weitermachen. Und dann, ganz allmählich und mit unglaublich viel Mühe, begann ich, Romane und Novellen und solche Sachen zu schreiben. So ist das gekommen."
Autorin von Erwachsenenliteratur
Ab Anfang der 70er-Jahre schreibt Tove Jansson fast nur noch Bücher, vor allem für Erwachsene. Ins Deutsche wurden bisher nur ein paar ihrer Werke übersetzt. Sehr früh geschafft hat es ihr wunderbares "Sommerbuch" aus dem Jahr 1972 über eine unangepasste Großmutter, die mit Sohn und Enkelin den Sommer auf einer kleinen Insel im finnischen Meerbusen verbringt. Auch Tove Jansson hat über 30 Sommer gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin, der Grafikerin Tuulikki Pietilä, auf einer solchen kleinen Insel verbracht.
2001 ist Tove Jansson in Helsinki gestorben. Ihre Mumins gehören mittlerweile zu den Weltklassikern der Kinderliteratur. Gerade werden sie in die 50. Sprache, ins Mazedonische, übersetzt.
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