Trachten

Die Rettung der Lederhose

Aufnahme vom 18. September 2010.
Zwei Besucher des Münchner Oktoberfestes in traditionellen Lederhosen © AFP / Sebastian Widmann
Von Claus-Stephan Rehfeld |
Sie ist das Symbol traditioneller bayrischer Lebensart: die Lederhose. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Träger des Kleidungsstücks noch angefeindet. Ein Besuch beim ältesten Trachtenerhaltungsverein Bayerns in Bayrischzell.
"Damals jetzt? Das war revolutionär! Das war revolutionär."
In Bayern!
"Das ist ganz klar, das war revolutionierend."
Das mit Statut und Lederhose, der Vogl Josef. Wir schreiben 1883, in Oberbayern, im Leitzachthal
"... dass der Pfarrer den Lehrer Vogl ja aus der Kirche rausgewiesen hat, weil der mit kurzen Hosen, also nackigen Knien gekommen ist. Das war halt damals einfach so, gell."
Bayrischzell, sagt Pritzl, war "eigentlich das letzte Dorf, wie man so sagt. Und wer ist da schon hergekommen?" Und außerdem war der Lehrer Vogl auch nicht von hier, sondern strafversetzt und lebenslustig.
"Die sind massiv angegangen worden!"
Und später?
"Und dann hat man halt diese Leute gehuldigt."
Stolz war man immer schon, schiebt Klaus Pritzl nach. 25 Jahre lang 1. Vorstand des Trachtenvereins Bayrischzell – "nur zufällig dazu gekommen", damals ...
"Man muß sich gegen die Auswüchse und gegen die modernen Einflüsse nur wehren. Das ist, glaube ich, dass schlimmste und das passendste jetzt zur Zeit, muss ich ganz ehrlich sagen."
Kein Trachtenmuseum nötig
Die Tradition hochhalten, das Bekenntnis zur Heimat pflegen im "ältesten Trachtenerhaltungsverein Bayerns, Deutschlands und wohl auch der ganzen Welt" ...
Und so erfahren wir aus seinem Mund, dass es eigenartig sei, aber vom Lehrer Vogl gebe es kein Bild, "wo er die Tracht an hat". Bilder, die ihn in der Tracht zeigen, seien Fotomontagen. Und dass die "Person Lehrer Vogl schon mehr verdient" hätte, nämlich ein Denkmal am Brunnen. Und dass Bayrischzell kein Trachtenmuseum braucht.
"Hm, weiß nicht, warum das ein Museum sein muss? Bei uns ist alles lebendig."
Spricht's und holt aus einer Plastiktüte die Lederhose vom Kaspar Reiter hervor. Der wurde "komischerweise als Mitglied Nummer 1 eingetragen" – im "Verein für Erhaltung der Volkstracht im Leitzachthale". 1883.
"Ist mir direkt ehrwürdig vor so einer Hose. Wenn die erzählen könnte."