Sascha Friesike/Johanna Sprondel: "Träge Transformation. Welche Denkfehler den digitalen Wandel blockieren"
Reclam, Ditzingen 2022
92 Seiten, 6 Euro
Sascha Friesike über "Träge Transformation"
Eine digitale Weltkarte eröffnet deutlich mehr Optionen als die reine Kopie der analogen Vorlage. © picture alliance / Zoonar / Yann Tang
Missverständnisse erschweren den digitalen Wandel
10:29 Minuten
Digitalisierung heißt, Analoges in Digitales umzuwandeln. Durch digitale Transformation jedoch verändere sich der Wesenskern von Dingen mithilfe von Technologie, sagt der Digitalspezialist Sascha Friesike - und räumt mit Denkfehlern auf.
Mit acht Missverständnissen möchten Sascha Friesike und Johanna Sprondel in ihrem Essay "Träge Transformation. Welche Denkfehler den digitalen Wandel blockieren" aufräumen. Angefangen damit, dass Digitalisierung oft mit Transformation verwechselt werde, sagt der Wirtschaftsingenieur und Digitalspezialist Sascha Friesike.
Dabei gehe es bei der Digitalisierung um eine bloße Eins-zu-Eins-Übersetzung ins Digitale. Transformation hingegen bedeute eine Veränderung im Wesenskern mit digitaler Technologie als Grundlage. Digitale Landkarten im Handy funktionierten ganz anders als die Faltkarten von früher - und hielten Zusatzinformationen wie aktuelle Staumeldungen oder Tankstellen mit dem günstigsten Benzin bereit.
"Die Herausforderung bei einer digitalen Transformation ist das Ergebnisoffe", sagt Friesike. "Wir wissen nicht genau, was am Ende genau rauskommt. Wir müssen aushandeln, was ich als Gesellschaft möchte, welche Ansprüche ich habe."
Und wer arbeitet die Ideen aus?
"Neues entsteht durch Vernetzung", das ist eines der Missverständnisse, die widerlegt werden sollen im Buch. Gerade im vermeintlich innovativen Bereich werde sehr viel Wert auf gegenseitige Vernetzung, auf Miteinander gesetzt, "und es wird sehr wenig Wert darauf gelegt, dass tatsächlich mal irgendjemand Zeit hat, all diese neuen Ideen, die da entstanden sind, auch ausarbeiten zu können", kritisiert Friesike.
"Von überall droht Disruption", das sei ein anderer weit verbreiteter Denkfehler. Dabei geht es um ganz besondere Formen der Innovation, bei denen etablierte Anbieter mithilfe kostenloser oder sehr viel günstigerer Varianten ihres Produktes vom Markt verdrängt werden. Auch wenn es solche Fälle gebe - wie beispielsweise die Verdrängung des Brockhaus' durch Wikipedia - seien sie doch sehr viel seltener als von Unternehmen gemeinhin angenommen, meint der Wirtschaftsingenieur.
(cwu)