Träumen gegen den Takt der Nähmaschinen
Die Füße treten im Takt, die Nähmaschinen rattern. In zwei Reihen sitzen die Angestellten der Hemdenfabrik und tun ihre eintönige Arbeit. In der Mitte thront erhöht ihr Boss, Mr. Gum. Roberto Ciulli lässt sich Zeit für das erste Bild seiner Inszenierung, macht den drückenden Alltag spürbar. Doch einer der Männer an den Maschinen hat Träume, die über das Geldverdienen hinaus gehen. Davon erzählt Tennesee Williams in seinem frühen Stück "Treppe nach oben".
Es ist ein wildes, maßloses Traumspiel. Schon die Regieanweisungen stellen unerfüllbare Forderungen an das Theater, das Personal ist gewaltig, am Ende tritt Gott persönlich auf. Bevor er mit der "Glasmenagerie" berühmt wurde, war Tennessee Williams ein armer Schlucker, scheiterte als Drehbuchautor in Hollywood und auf dem Theater, versank fast in Drogen und Depressionen. Dann überstrahlte der Glanz seiner Erfolgsstücke die frühen Werke.
"Treppe nach oben" ist ein ideenpralles Stück, voller Symbole und Abgründe, geschrieben in einer überladenen, oft schwer erträglichen Sprache. Man braucht schon ein starkes Regiekonzept, um nicht in der Flut an Bildern und Verweisen zu ersaufen. Roberto Ciulli schafft von Anfang an eine surreale Atmosphäre, entdeckt in Tennessee Williams einen amerikanischen Bruder von Franz Kafka. Auf Schienen fahren Loren durch die Hemdenfabrik, später sitzen die Angestellten eingesponnen wie in Kokons an ihren Maschinen und bewegen sich wie lebende Leichen.
Der Träumer Benjamin B. Murphy trifft auf seiner Gedankenreise durch die Nacht ein namenloses Mädchen. Sie teilen ihre Fantasien, erfüllen die Obsessionen des anderen, tauchen ein in ihr persönliches Wunderland. Bei Tennessee Williams ist es der als Mr. E getarnte Gott, der den beiden eine utopische Flucht auf einen anderen Planeten, eine zweite Erde ermöglicht. Im Theater an der Ruhr wird Mr. E ebenso wie der Kapitalist Mr. Gum von Volker Roos mit diabolischem Glitzern in den Augen gespielt. Der Sprung vom Dach wird zur Höllenfahrt für die beiden Träumer. Falls sie überhaupt noch körperlich präsent sind, denn am Schluss klingen ihre Stimmen aus zwei Nähmaschinen.
Steffen Reuber spielt Murphy mit jugendlicher Kraft, ein Visionär, der in sich die Möglichkeit spürt, die Welt zu verändern. Simone Thoma ist eine eigenartige Schauspielerin, die mit ihrer stets leicht künstlichen Sprache und somnambulen Körperlichkeit das Mädchen als Wesen aus dem Zwischenreich interpretiert. Roberto Ciulli hat die schiefen Stufen dieser "Treppe nach oben" mit großer Leichtigkeit und Bilderkraft bestiegen. Seine Inszenierung ist anregend, warmherzig und auf angenehme Weise rätselhaft.
Treppe nach oben
Inszenierung: Roberto Ciulli
Theater an der Ruhr, Mülheim
"Treppe nach oben" ist ein ideenpralles Stück, voller Symbole und Abgründe, geschrieben in einer überladenen, oft schwer erträglichen Sprache. Man braucht schon ein starkes Regiekonzept, um nicht in der Flut an Bildern und Verweisen zu ersaufen. Roberto Ciulli schafft von Anfang an eine surreale Atmosphäre, entdeckt in Tennessee Williams einen amerikanischen Bruder von Franz Kafka. Auf Schienen fahren Loren durch die Hemdenfabrik, später sitzen die Angestellten eingesponnen wie in Kokons an ihren Maschinen und bewegen sich wie lebende Leichen.
Der Träumer Benjamin B. Murphy trifft auf seiner Gedankenreise durch die Nacht ein namenloses Mädchen. Sie teilen ihre Fantasien, erfüllen die Obsessionen des anderen, tauchen ein in ihr persönliches Wunderland. Bei Tennessee Williams ist es der als Mr. E getarnte Gott, der den beiden eine utopische Flucht auf einen anderen Planeten, eine zweite Erde ermöglicht. Im Theater an der Ruhr wird Mr. E ebenso wie der Kapitalist Mr. Gum von Volker Roos mit diabolischem Glitzern in den Augen gespielt. Der Sprung vom Dach wird zur Höllenfahrt für die beiden Träumer. Falls sie überhaupt noch körperlich präsent sind, denn am Schluss klingen ihre Stimmen aus zwei Nähmaschinen.
Steffen Reuber spielt Murphy mit jugendlicher Kraft, ein Visionär, der in sich die Möglichkeit spürt, die Welt zu verändern. Simone Thoma ist eine eigenartige Schauspielerin, die mit ihrer stets leicht künstlichen Sprache und somnambulen Körperlichkeit das Mädchen als Wesen aus dem Zwischenreich interpretiert. Roberto Ciulli hat die schiefen Stufen dieser "Treppe nach oben" mit großer Leichtigkeit und Bilderkraft bestiegen. Seine Inszenierung ist anregend, warmherzig und auf angenehme Weise rätselhaft.
Treppe nach oben
Inszenierung: Roberto Ciulli
Theater an der Ruhr, Mülheim