Träumer mit Geschäftssinn
Der Chef des in Berlin größten privaten Kulturunternehmens hat immer nur in seine Träume investiert: In seiner "Arena", einer ehemaligen Omibushalle, spielten die "Toten Hosen" und Ariane Mnouchkines "theatre du soleil". Die vier Clubs auf dem Gelände mit Open-Air Lounge und Swimmingpool in der Spree sind angesagte Ausgeh-Orte. In diesem Jahr feiert das Areal den 10. Jahrestag seines Bestehens. Gerd Brendel hat seinen Begründer, Falk Walter, einen Tag lang begleitet.
Die erste Tasse Kaffee trinkt Falk Walter schwarz. Es ist halb neun, und der Mann, der vor zehn Jahren Berlins erfolgreichstes privates Kultur- und Nachtleben Imperium gründete, sitzt in seinem Lieblingscafe und versucht die Notizen der letzten Nacht zu entziffern:
"…die Fortentwicklung der Gedanken passiert nachts, bevor ich schlafen gehe und dann sitz dann da bevor ich ins Büro gehe, und dann les ich mir das durch was ich nachts geschrieben habe… sind hier so Gedanken…"
Später im Büro wird er die Gedanken als erstes mit seiner Assistentin und dem Team besprechen:
Assistentin:
" Und die Krakelschrift , die immer krakeliger wird, zu entziffern… ist schon spannend, hat ja auch verrückte Ideen..."
Von denen Falk Walter die meisten auch gegen den Rat von Freunden durchsetzt So wie vor zehn Jahren, als er zum ersten Mal in der riesigen Halle stand, auf Wohnungssuche für sich und seine schwangere Freundin und im ehemaligen Busdepot im Grenz-Niemandsland zwischen den Berliner Bezirken Treptow und Kreuzberg nicht nur ideale Wohnverhältnisse fand, sondern auch einen Ort, an dem sich sein Traum vom eigenen Theater verwirklichen ließ.
"Meine besten Kumpels haben gesagt: Du bist krank, guck dir das mal an, 17 alte Busse... Und da kam der Gedanke; diese Großzügigkeit der Halle gibt die Möglichkeit der Quer-Finanzierungen. Dass man mit Konzerten die darstellerische Sparte mitfinanziert, würde ich sagen, war guter Gedanke, aber falsch. Mittlerweile ist das Theater unser bester Wirtschaftsfaktor. "
Von den "Vagina-Monologen" bis zu Peter Steins "Faust": Das Publikum war begeistert vom Theater in der alten Fabrikhalle. Die großen Konzert und Eventagenturen ließen nicht lange auf sich warten. Von den "Ärzten" bis zu "Seal", vom Europäischen Filmpreis bis zur Wahl des "Mr. Leather": Der Backsteinbau mit den Eisenträgern bot die perfekte Kulisse. Zur in "Arena" umgetauften Halle kam ein Restaurant-Schiff, zwei kleine Clubs an einem Seitenarm der Spree und im letzten Jahr das Badeschiff, ein Swimmingpool in der Spree mit Barbetrieb. Falks Walters alternativer Vergnügungspark wuchs und wächst noch immer.
Das jüngste Projekt des geschäftstüchtigen Träumers liegt 20 Autominuten von der Arena entfernt an der Friedrichsstraße: Der alte "Admiralspalast", Berlins ehemaliges Operetten-Theater. Als er vor zwei Jahren sein Konzept vorstellte - eine komplette Rekonstruktion des Vergnügungstempels mit drei Bühnen und einem römischem Bad - schüttelten potentielle Investoren nur dem Kopf. Jeden Farbeimer musste er den Banken vorrechnen, sagt Walter. Aber an diesem Vormittag zeigt sich, dass sich seine Hartnäckigkeit wieder einmal gelohnt hat.
"...jetzt fahren wir in den "Admiralspalast"… und treffen uns mit dem Liegenschaftsamtsfond und bereiten die Schlüsselübergabe vor."
Frauenstimme:
"Nächste Woche wollten wir ja die Übergabe machen… und ich wollte mal fragen wen wir ausgraben… haben den Staatssekretär Strauß und den Baustadtrat Lamprecht und dann Sie Herr Walter Feierabend."
Die Herren von der Bauleitung tragen Anzug und Krawatte, die Vertreterin von Liegenschaftsfond Kostüm. Nur Falk Walter ist in Jeans und Hemd gekommen; das Hemd über der Hose.
"Die ersten Jahre war das immer so, dass ich ins Besprechungszimmer reingekommen bin und dann jemand mich gefragt hat: Sag mal, was iss'n das für einer, dein Chef?"
Später auf der Rückfahrt erinnert sich Walter an seine ersten Geschäftstermine.
"...unterschätzt zu werden, ist eigentlich immer was Angenehmes und das gelingt oft."
Falk Walter schlendert über das Arena-Gelände, als sei er im Urlaub. "Der erste ruhige Tag seit Wochen", sagt er, aber selbst in der größten Hektik kann man sich nicht vorstellen, wie Falk Walter die Nerven verliert. Woran er beim Stichwort Feierabend denkt? Klar, er muss noch E-Mails erledigen und Farin Urlaub von den Ärzten begrüßen, der heute Abend auftritt, aber danach? Stolz zeigt er auf das Foto an der Wand gegenüber von seinem Schreibtisch. Es zeigt ein Mädchen, das so alt ist, wie die Arena. Die Beziehung zu seiner Freundin hat nicht gehalten. Aus der gemeinsamen Wohnung über dem ehemaligen Busdepot ist Walter ausgezogen, aber eins hat sich in all den Jahren, seit es die Arena gibt, nicht verändert:
"Der Feierabend ist die Zeit, die ich mit meiner Tochter verbringe. Sie schläft dreimal in der Woche bei mir, und dann versuche ich spätestens um sieben hier raus zu sein."
Das ist ungefähr die Zeit, zu der die Schlangen am Einlass in die Arena immer länger werden und in der großen Halle die Spannung auf den Hauptakt ihren Höhepunkt erreicht. Aber davon bekommt Falk Walter nichts mehr mit - an diesem Abend auf jeden Fall nicht mehr.
Arena Berlin
"…die Fortentwicklung der Gedanken passiert nachts, bevor ich schlafen gehe und dann sitz dann da bevor ich ins Büro gehe, und dann les ich mir das durch was ich nachts geschrieben habe… sind hier so Gedanken…"
Später im Büro wird er die Gedanken als erstes mit seiner Assistentin und dem Team besprechen:
Assistentin:
" Und die Krakelschrift , die immer krakeliger wird, zu entziffern… ist schon spannend, hat ja auch verrückte Ideen..."
Von denen Falk Walter die meisten auch gegen den Rat von Freunden durchsetzt So wie vor zehn Jahren, als er zum ersten Mal in der riesigen Halle stand, auf Wohnungssuche für sich und seine schwangere Freundin und im ehemaligen Busdepot im Grenz-Niemandsland zwischen den Berliner Bezirken Treptow und Kreuzberg nicht nur ideale Wohnverhältnisse fand, sondern auch einen Ort, an dem sich sein Traum vom eigenen Theater verwirklichen ließ.
"Meine besten Kumpels haben gesagt: Du bist krank, guck dir das mal an, 17 alte Busse... Und da kam der Gedanke; diese Großzügigkeit der Halle gibt die Möglichkeit der Quer-Finanzierungen. Dass man mit Konzerten die darstellerische Sparte mitfinanziert, würde ich sagen, war guter Gedanke, aber falsch. Mittlerweile ist das Theater unser bester Wirtschaftsfaktor. "
Von den "Vagina-Monologen" bis zu Peter Steins "Faust": Das Publikum war begeistert vom Theater in der alten Fabrikhalle. Die großen Konzert und Eventagenturen ließen nicht lange auf sich warten. Von den "Ärzten" bis zu "Seal", vom Europäischen Filmpreis bis zur Wahl des "Mr. Leather": Der Backsteinbau mit den Eisenträgern bot die perfekte Kulisse. Zur in "Arena" umgetauften Halle kam ein Restaurant-Schiff, zwei kleine Clubs an einem Seitenarm der Spree und im letzten Jahr das Badeschiff, ein Swimmingpool in der Spree mit Barbetrieb. Falks Walters alternativer Vergnügungspark wuchs und wächst noch immer.
Das jüngste Projekt des geschäftstüchtigen Träumers liegt 20 Autominuten von der Arena entfernt an der Friedrichsstraße: Der alte "Admiralspalast", Berlins ehemaliges Operetten-Theater. Als er vor zwei Jahren sein Konzept vorstellte - eine komplette Rekonstruktion des Vergnügungstempels mit drei Bühnen und einem römischem Bad - schüttelten potentielle Investoren nur dem Kopf. Jeden Farbeimer musste er den Banken vorrechnen, sagt Walter. Aber an diesem Vormittag zeigt sich, dass sich seine Hartnäckigkeit wieder einmal gelohnt hat.
"...jetzt fahren wir in den "Admiralspalast"… und treffen uns mit dem Liegenschaftsamtsfond und bereiten die Schlüsselübergabe vor."
Frauenstimme:
"Nächste Woche wollten wir ja die Übergabe machen… und ich wollte mal fragen wen wir ausgraben… haben den Staatssekretär Strauß und den Baustadtrat Lamprecht und dann Sie Herr Walter Feierabend."
Die Herren von der Bauleitung tragen Anzug und Krawatte, die Vertreterin von Liegenschaftsfond Kostüm. Nur Falk Walter ist in Jeans und Hemd gekommen; das Hemd über der Hose.
"Die ersten Jahre war das immer so, dass ich ins Besprechungszimmer reingekommen bin und dann jemand mich gefragt hat: Sag mal, was iss'n das für einer, dein Chef?"
Später auf der Rückfahrt erinnert sich Walter an seine ersten Geschäftstermine.
"...unterschätzt zu werden, ist eigentlich immer was Angenehmes und das gelingt oft."
Falk Walter schlendert über das Arena-Gelände, als sei er im Urlaub. "Der erste ruhige Tag seit Wochen", sagt er, aber selbst in der größten Hektik kann man sich nicht vorstellen, wie Falk Walter die Nerven verliert. Woran er beim Stichwort Feierabend denkt? Klar, er muss noch E-Mails erledigen und Farin Urlaub von den Ärzten begrüßen, der heute Abend auftritt, aber danach? Stolz zeigt er auf das Foto an der Wand gegenüber von seinem Schreibtisch. Es zeigt ein Mädchen, das so alt ist, wie die Arena. Die Beziehung zu seiner Freundin hat nicht gehalten. Aus der gemeinsamen Wohnung über dem ehemaligen Busdepot ist Walter ausgezogen, aber eins hat sich in all den Jahren, seit es die Arena gibt, nicht verändert:
"Der Feierabend ist die Zeit, die ich mit meiner Tochter verbringe. Sie schläft dreimal in der Woche bei mir, und dann versuche ich spätestens um sieben hier raus zu sein."
Das ist ungefähr die Zeit, zu der die Schlangen am Einlass in die Arena immer länger werden und in der großen Halle die Spannung auf den Hauptakt ihren Höhepunkt erreicht. Aber davon bekommt Falk Walter nichts mehr mit - an diesem Abend auf jeden Fall nicht mehr.
Arena Berlin

Falk Walter vor dem Das Metropol-Theater in Berlin© AP