„The Tragedy of Macbeth“
Regie: Joel Coen
Mit: Denzel Washington, Frances McDormand, Kathryn Hunter, Harry Melling
USA 2021
105 Minuten
Neu im Kino: "The Tragedy of Macbeth"
Die Tragödie nimmt ihren Lauf: Denzel Washington wird sich als Macbeth seines Wahnsinns immer bewusster. © picture alliance / Everett Collection / A24 / Alison Rosa
Zwischen Rache und Wahnsinn
07:11 Minuten
Menschliche Dramen in Worte fassen konnte Shakespeare wie kein zweiter. Regisseur Joel Coen bleibt in „The Tragedy of Macbeth“ nah am Original und liefert ein Psychogramm eines Paares, das seine Schuldgefühle nicht mehr bändigen kann.
Um was geht es?
Meistens kommentiert man das Geschehen eines Coen-Films vom Kinosessel aus mit einem Kopfschütteln: Was tun Menschen einander an, um einen Koffer voller Geld und damit Macht zu ergattern?
"Macbeth" ist die ideale Vorlage, um diese Frage noch einmal auf andere Weise durchzuspielen. Es geht um die Gier nach Einfluss und Macht. Eine Gier, die Gefühle wie Respekt, Empathie, Loyalität und Liebe allmählich absterben lässt.
Was ist das Besondere?
In seiner ersten alleinigen Regiearbeit verzichtet Joel Coen auf den schwarzen Humor, der die Abgründe des Menschen in den Filmen, die er mit seinem Bruder Ethan drehte, wie eine Lupe vergrößert und ins Groteske zerrt. Stattdessen verlässt er sich auf die klaren, präzisen Worte Shakespeares. Originalgetreu und mit einigen Kürzungen inszeniert er den Text des Dramas. In Schwarz-weiß und im fast quadratischen Format gedreht, erinnert der Film an die expressionistischen Werke des deutschen Kinos der 1920er-Jahre.
Doch ist hier nicht die Welt, sondern der Mensch in eine Schieflage geraten. Coens "Macbeth" ist das Psychogramm eines Paares, das seine Schuldgefühle nicht mehr bändigen kann. Das Böse, das man anderen Menschen antut, schlägt nicht nur in Form von Rache zurück. Es verändert uns, treibt uns in den Wahnsinn.
Fazit?
Denzel Washington und Frances McDormand arbeiten sich an dem Text im besten Sinne des Wortes ab. Sie scheinen die Wucht der Worte verinnerlicht zu haben. McDormands Lady Macbeth ist die Inkarnation der Kälte, eine gebieterische Marionettenmeisterin, die ihren Gemahl auffordert, „wie ein Mann“ zu agieren, seine Macht zu demonstrieren. Doch kommt sie sich dabei selbst abhanden, während sich Washington als Macbeth seines Wahnsinns immer bewusster wird.
Dem manchmal auch zynischen, sarkastischen Blick der Coen-Brüder begegnen wir in dieser „Macbeth“-Adaption nicht. Eher fassungslos und mit überraschender Empathie schauen wir gemeinsam mit Joel Coen auf das blutige Geschehen.