Tragische Musik, albern inszeniert

Von Roger Cahn · 09.03.2013
"Drei Schwestern" von Peter Eötvös nach dem Stück von Anton Tschechow ist eine traurige Oper. Sie konzentriert sich auf das Los dreier Frauen, die ihrem Schicksal nicht entrinnen dürfen. Regisseur Herbert Fritsch macht in seiner ersten Opernregie daraus einen farbenfrohen Klamauk.
Am stimmigsten ist der Applaus inszeniert: Erst winken zum Abschied alle von der Bühne, dann treten die Beteiligten in verschiedenen Konstellationen auf – der Komponist mit der Partitur zwischen den zwei Dirigenten – bis schliesslich Regisseur Fritsch als Phoenix aus der Asche aufsteigt. Gekonnter kann man ein Publikum nicht bei der Stange halten. Aber dafür ist Herbert Fritsch ja berühmt.

Stimmig sind auch jene kurzen Szenen – beispielsweise die Arie des verzweifelten Bruders Andrej in der mittleren Sequenz oder die Liebeserklärung Werschinins (Cheyne Davidson) an Mascha (Anna Goryachova) im letzten Bild –, in denen auf der Bühne mal nichts passiert und man sich mal voll auf die Musik einlassen darf.

Ansonsten herrscht munteres Treiben in bunten Kostümen. Es darf geschmunzelt und gelacht werden, wenn der betrunkene Doktor (Martin Zysset) mit bizarren Bewegungen über die Bühne stolpert, wenn die Amme, eine Transvestitenrolle für einen tiefen Bass (Dimitri Pkhaladze), mit dem Besen die Scherben von der Bühne wischt oder wenn sich die drei Schwestern gegenseitig piesacken. Dabei leiden sie alle drei unter dem tragischen Schicksal, auf dem Lande zu versauern, weil sich ihre Hoffnungen auf jenen Mann, der sie nach Moskau ins Leben zurückführen könnte, scheitern.

Abschied ist das Thema für den Komponisten Peter Eötvös. Abschied von seinem Sohn, der Selbstmord begangen hat. Deshalb ist die Musik auch so stark, so sensibel. Die Oper ist für zwei Orchester komponiert: ein kleines im Graben, das mit einzelnen Instrumenten die Charaktere auf der Bühne führt, und ein großes im Hintergrund auf der Bühne, das für die Stimmung im Stück verantwortlich zeichnet.

Die beiden Dirigenten Michael Boder (unten) und Peter Sommerer (oben) führen das Ohr feinfühlig und mit Liebe zum Detail zu Eötvös‘ schwieriger Musik hin. Leider lenkt die Inszenierung das Auge allzu stark von dieser Tragik ab.

Fazit: Vielleicht ist die Oper nicht das optimale Medium für den Performer und brillanten Theaterregisseur Fritsch.

Drei Schwestern
Oper von Peter Eötvös
Premiere am Opernhaus Zürich
Inszenierung & Bühnenbild: Herbert Fritsch
Musikalische Leitung: Michael Bocer
Co-Dirigent: Peter Sommerer