"Fußball ist alles, wofür ich kämpfe"
34:36 Minuten
Seit ihrem 5. Lebensjahr ist Imke Wübbenhorst immer Teil einer Fußballmannschaft. Nun trainiert sie das Männerteam der Sportfreunde Lotte. Dort muss sie nicht nur im Umgang mit Bällen versiert sein, sondern auch mit allerlei Sprüchen.
Für ihren Trainerschein hat Imke Wübbenhorst tatsächlich alles gegeben: Um sich die 15.000 Euro für den DFB-Lehrgang zur Fußballlehrerin mit Berechtigung für die obersten Spielklassen leisten zu können, gab sie ihre Wohnung auf und verkaufte die Möbel:
"Ich habe praktisch nur noch bei Freunden gelebt, ein Jahr lang, und bin ein bisschen hin- und her getingelt."
Fußballbegeisterte Familie
Dass sich in ihrem Leben alles um Fußball drehen sollte, wusste Wübbenhorst schon früh. "Ich war sehr Ball-affin, von Geburt an." Familiär hatte sie die besten Voraussetzungen:
"Meine Mutter hat damals selber in einer Mannschaft gespielt. Mein Vater hatte die Mannschaft meines Bruders trainiert, mit dem ich zusammen zum Fußball gegangen bin. Er ist zwei Jahre älter, so habe ich immer mit älteren Jungs in der Mannschaft gespielt."
Mit 16 in die Bundesliga
Wichtig sei ihr beim Sport, dass er im Team stattfinde. Ihrem Jungsteam bleibt sie, bis sie 15 Jahre alt ist, treu.
Mit 16 wechselt Wübbenhorst zu den Damen - und damit in die Erste Bundesliga. Sie geht allein nach Hamburg zum HSV, wohnt fernab der Eltern in einer eigenen kleinen Wohnung, trainiert jeden Tag, fährt am Wochenende zu den Spielen und macht nebenbei noch Abitur.
Dieses Leben ist nicht immer einfach. Aber: "Ich wusste, wofür ich das mache, und wurde gut betreut, sodass ich, sobald ich auf dem Platz war, nie wieder zurück wollte. Fußball ist alles, wofür ich kämpfe."
Konter gegen dumme Sprüche
Fußball spielt Wübbenhorst inzwischen nur noch als Hobby bei den "alten Herren" ihres Vereins Sportfreunde Lotte. Dort ist sie seit Mai offiziell die Trainerin der ersten Männermannschaft. Der westfälische Club spielt zurzeit in der Regionalliga West.
In dieser Männerwelt ist Wübbenhorst auch im Jahr 2020 dort immer mit dummen Sprüche konfrontiert. Doch: "Meist habe ich einen guten Konter parat. Wir sollten davon loskommen, diese stereotypen Bilder über Geschlechter im Kopf zu haben, und eher damit anfangen, die Person als solche wahrzunehmen."
Pädagogik als Trainingsbasis
Falls es mit dem Trainerberuf irgendwann nicht mehr wie gewünscht laufen sollte, hat Imke Wübbenhorst einen Plan B: Sie ist verbeamtete Sport- und Biologielehrerin. Diese Fächer hat sie gezielt gewählt:
"Ich hatte immer schon im Kopf, Trainerin zu werden. Ich dachte, um eine sehr gute, um die beste Trainerin zu werden, muss ich mich auch in diesem sportwissenschaftlichen Bereich gut auskennen. Pädagogik ist auch nicht schlecht für die Teamführung."
Jetzt hofft sie, so lange wie möglich hauptamtliche Trainerin bleiben zu können. Auch wenn ihr die Arbeit mit den Kindern "richtig viel Spaß" macht.
(mah)