Alle Geschlechter müssen mitgedacht werden
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Der Frauentag ist ein Symbol der Gleichberechtigung von Frau und Mann. Auch Mara Geri kämpft dafür, dass Unterschiede kleiner werden. Sie sagt, es sei kontraproduktiv und verletzend, dass radikale Feministen Transpersonen wie sie als Frauen in Frage stellten.
Der Frauentag erinnere sie immer wieder daran, wie viel noch für die Gleichberechtigung von Frauen zu erledigen sei und wie die Stellung der Frau weltweit ist, sagt Mara Geri. Sie ist die Berliner Landesvorsitzende der Gruppe SPDqueer.
Große Unterschiede im Alltag
Geri hat 25 Jahre als Mann gelebt und nennt sich seit fünf Jahren Frau. Darum wisse sie, wie es sich anfühle, als Mann aber auch als Frau in der Gesellschaft zu leben:
"Ich spüre da wahnsinnig viele Unterschiede im Alltag, im Beruf, aber auch in vielen anderen kleinen Dingen, im Freundeskreis zum Beispiel. Und da gibt es einfach noch so vieles zu tun. Diese ganzen Nachteile, die ich jetzt als Frau alltäglich erlebe, müssen sich dringend verbessern."
Ein Beispiel für Ungleichheit sei der Gender Gap, also die ungleiche Bezahlung von Männer und Frauen. Sie selbst mache die Erfahrung, dass sie bei Diskussionen bei Fragen, wo sie früher als Mann noch eingebunden wurde und ihre Meinung gefragt war, plötzlich übergangen werde. "Das ist eine ganz traurige Entwicklung. Eine Erfahrung, dass ich plötzlich nicht mehr so viel wert sein soll."
Kampf um Identität
Immer noch werde ihr die Identität als Frau abgesprochen, weil sie eine Transfrau sei, sagt Geri. So werde sie von manchen Menschen als Mann betitelt, die in ihr nur einen Mann in Frauenkleidern sähen:
"Aber auch von radikalen Feministen, die im letzten Jahr Zulauf bekommen haben, die uns Transpersonen nicht dabeihaben wollen, die uns einfach ausschließen und das natürlich auch wiederum bei uns in meiner Community zu Verletzungen führt."
Verletzende Debatte
Die gesellschaftliche Debatte um die Frage, wer eine Frau ist, sei für die Trans-Community sehr aufwühlend für die ganze Trans-Community:
"Weil eben jetzt wieder ein neues Merkmal gesucht wird und genannt wird, um uns auszuschließen. Transfrauen, die gerade auf diesem Weg sind anzukommen, endlich aufgenommen zu werden, keine Angst mehr zu haben, werden plötzlich wieder ausgeklammert, sind wieder eine sonderbare Gruppe, die nicht Teil des Ganzen ist."
Im Alltag verschärften sich dadurch Situationen, wie beispielweise in Umkleidekabinen im Schwimmbad: "Dass man gebeten wird, hinauszugehen, weil man anscheinend keine hundertprozentige Frau ist." Es gebe aber auch Sexismus, weil Transpersonen, die ihre Erfahrungen schilderten, nicht ernst genommen würden.
Die genaue Definition, wer eine Frau ist, sei aktuell fließend. "Eine Frau ist jeder, der sich so definiert und gewisse Merkmale auch ausweist. Das ist eine Definition, die sicherlich bei manchen unterschiedlich gesehen wird."
Aufeinander zugehen
In der Debatte um die Gender-gerechte Sprache sei vieles in Bewegung: "Es gibt viele neuere Entwicklungen, und da kann man schwerlich immer alles richtig machen. Auch mir geht das so. Deswegen plädiere ich in diesem Kontext dafür, immer aufeinander zuzugehen, um zu erklären, wie man angesprochen werden will, vor allem bei den Pronomen und Vornamen. Da sollten alle noch mehr Sensibilität und Empathie füreinander zeigen."
(mle)