"Wir sind ganz normale Frauen, ganz normale Männer"
In den sozialen Netzwerken hat der frühere Olympiasieger Bruce Jenner mit seinem Bekenntnis zur Transsexualität viele Sympathien erhalten. Im Alltag ist von einem so offenen Klima noch wenig zu spüren, kritisiert Transgender-Aktivistin Patricia Metzer.
Mit seinem Bekenntnis zur Transsexualität hat der frühere Zehnkampf-Olympiasieger Bruce Jenner eine Welle der Zustimmung in den sozialen Netzwerken ausgelöst. Das Foto, das ihn als Frau auf dem Cover des US-Magazins "Vanity Fair" zeigt, verbreitete sich rasend schnell über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Ich bin so glücklich, nach so einem langen Kampf mein wahres Ich leben zu können", schrieb Jenner dazu, die sich nun Caitlyn nennt. Ihrem neu eröffneten Account folgten nach nur vier Stunden mehr als eine Million Menschen. Auch Prominente wie die Sängerinnen Lady Gaga und Anastacia bestärkten die 65-jährige Jenner in ihrer Offenheit.
Patricia Metzer von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität begrüßt, dass durch Caitlyn Jenners Auftritt das Thema in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt werde. Es sei wichtig, dass die Transsexuellen wegkommen vom Bild "des bunten und prächtig aufgemachten Paradiesvögelchens", sagte sie im Deutschlandradio Kultur. "Das sind wir nicht. Wir sind ganz normale Frauen oder ganz normale Männer."
Politik hat sich "bis heute nicht gerührt"
Metzer wünscht sich mehr Akzeptanz für Transsexuelle in Deutschland. Das Gefühl, im falschen Körper zu leben, "führt in den allermeisten Fällen zu Depressionen und zu vielen schweren psychosomatischen Problemen", so Metzer. Eine Geschlechtsanpassung sei "kein Kinderspiel, das macht niemand aus Spaß". Vor allem die Politik sieht Metzer in der Verantwortung. Die aber habe sich "bis heute nicht gerührt".