Hören Sie hier auch einen Nachruf auf den verstorbenen Philosophen Paul Virilio:
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Paul Virilio im Alter von 86 Jahren gestorben
"Planer, Philosoph, Essayist und Mann der Tat" nennt ihn die französische Zeitung "Libération": Paul Virilio. Der Philosoph starb im Alter von 86 Jahren. Er galt als ein großer Kritiker der Mediengesellschaft.
Der Philosoph Paul Virilio ist tot. Nach Angaben seiner Familie erlag er bereits am 10. September einem Herzleiden. Er wurde 86 Jahre alt. Das melden mehrere französische Medien. Virilio gilt als der Begründer der so genannten Dromologie, also der Betrachtung gesellschaftlicher Verhältnisse unter Berücksichtigung von Verlauf und Geschwindigkeit.
"Planer, Philosoph, Essayist und Mann der Tat" nennt ihn die französische Zeitung "Libération" und schreibt, Virilio habe sein ganzes Leben und seine Werke dem "freien und visionären Denken" gewidmet. Er galt als ein großer Kritiker der Mediengesellschaft.
Virilio sah die Menschheit auf Endpunkt zurasen
Seit den 1970er-Jahren beschrieb Virilio den Ablauf und die Gesetze der Menschheitsgeschichte als Beschleunigungsprozess, der heute, im Zeitalter gigantischer Informationsnetzwerke, auf seinen Endpunkt zurase. Diesen Zustand begriff er als rasenden Stillstand einer Gesellschaft, die zwar Zeit und Raum hochtechnologisch beherrscht, aber damit an der Auslöschung ihrer selbst arbeite. 1987 erhielt Virilio den Französischen Nationalpreis der Architekturkritik, 1992 gewann er Siemens-Medienkunstpreis.
Deutschlandfunk-Kultur-Redakteur René Aguigah nennt Paul Virilio einen "Mann der Praxis". "Er hat später dann auch Zeitschriften gemacht und über das Sachfeld Architektur angefangen, Gedanken zu entwickeln. Bis dahin, eine neue Wissenschaft zu entwickeln, die er 'Dromologie' genannt hat", sagte Aguigah.