Deutschlandfunk Kultur sendet am 24. Februar 2019, 18.30 Uhr das Hörspiel "Nachruf auf L.S: Was bleibt, ist eine Inschrift" von Gabriel Josipovici. Mit Bruno Ganz, Jürgen Hentsch, George Tabori uvm.
Schauspieler Bruno Ganz gestorben
Im Alter von 77 Jahren ist der Schweizer Darsteller Bruno Ganz gestorben. Er glänzte in vielen Rollen auf Schauspielbühnen und brillierte bis ins hohe Alter in zahlreichen Filmrollen, zuletzt als Sigmund Freud in „Der Trafikant“.
Unverwechselbar, prägnant und melodisch war die Stimme des Schauspielers Bruno Ganz.
Etwa im Faust:
"Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor"
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor"
Seine Liebe zum Theater entdeckte der am 22. März 1941 geborene Schweizer als Beleuchter am Zürcher Schauspielhaus. Die Schule brach er ab und besuchte stattdessen das Bühnenstudio. Auf erste Engagements in Göttingen und Bremen folgten prägende Jahre an der neu gegründeten Berliner Schaubühne am Halleschen Ufer, wo Bruno Ganz unter der Regie von Peter Stein Theatergeschichte schrieb. 1996 erhielt er von Joseph Meinrad den Iffland-Ring, die höchste Auszeichnung im deutschen Theater auf Lebenszeit.
Seit den 70ern vor allem auf der Leinwand
Seit Mitte der 70er Jahre war der Theaterstar dann zunehmend auf der Leinwand zu sehen, vornehmlich als träumerischer, intellektueller Sinnsucher im Neuen Deutschen und Europäischen Autorenfilm - wie in Eric Rohmers ausgezeichneter Kleist Adaption "Die Marquise von O.", Reinhard Hauffs "Messer im Kopf" , Werner Herzogs "Nosferatu" oder Volker Schlöndorffs "Die Fälschung".
1977 arbeitete Bruno Ganz erstmals mit Wim Wenders in "Der amerikanische Freund" zusammen, bevor er zehn Jahre später in "Der Himmel über Berlin" als Engel Damiel, in seiner vielleicht poetischsten Rolle an der Seite von Otto Sander ein Millionenpublikum eroberte und zum "Filmklassiker" wurde:
"Als das Kind Kind war, wusste es nicht, dass es Kind war. Alles war ihm beseelt und alle Seelen war eins."
Seine Stärke: Die leisen Töne
Die große Stärke von Bruno Ganz waren die leisen Töne: Herausragend seine Darstellung des schweigsamen, todkranken Schriftstellers Alexander in Theo Angelopoulos Film "Die Ewigkeit und ein Tag" oder die des melancholischen italienischen Kellners Fernando in Silvio Soldinis "Brot und Tulpen", für die Ganz 2001 mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet wurde.
Eine deutliche Zäsur war 2004 seine Rolle als Adolf Hitler in der Bernd Eichinger Produktion "Der Untergang". Seine "naturalistische" Verkörperung des Diktators wurde von der Kritik hochgelobt und fügte dem Schauspieler eine neue Facette hinzu.
Immer wieder wirkte Bruno Ganz seitdem in Nebenrollen bei internationalen Produktionen mit - wie in Stephen Daldrys "Der Vorleser" oder Sally Potters "The Party".
Sein Privatleben hielt er aus der Öffentlichkeit heraus. Er lebte von seiner ersten Frau getrennt mit der Fotografin Ruth Walz in Zürich und Venedig.
Große Schauspielkunst und eine unverwechselbare Stimme
Ob Engel, Alm-Öhi, Diktator oder Griesgram - Bruno Ganz adelte jede seiner Rollen durch große Schauspielkunst und seine unverwechselbare Stimme.
Zum Augenblicke dürfte ich sagen, verweile doch, du bist so schön! Es kann die Spur von meinen Erdentagen nicht in Äonen untergehn. Im Vorgefühl von solchem hohen Glück. Genieß ich jetzt den höchsten Augenblick.
Theaterkritiker Michael Laages
Der Theaterkritiker Michael Laages erinnert sich besonders an eine seiner frühen Begegnungen mit dem Bühnen-Darsteller Bruno Ganz, der damals noch an der Schaubühne in Berlin engagiert war: "In den Sinn kommt mir witzigerweise eine Begegnung mit Bruno Ganz, die ganz am Beginn meiner Arbeitskarriere stand, da war ich 17 und saß in der Schaubühne in Berlin, in der alten Schaubühne am Halleschen Tor und habe mit ihm gesprochen. Das war die Aufführung "Affäre Rue de Lourcine. In dieser Aufführung spielte Bruno Ganz einen wild gewordenen Kleinbürger. Ganz war mir damals als junger Theaterfan sofort aufgefallen, weil er diese unvergleichliche Stimme hatte. Das war das Wesentliche an Bruno Ganz, dass sie ihn nach zwei Sekunden kennen: so eine sanfte Reibeisentiefe."
Der Theaterkritiker Michael Laages erinnert sich besonders an eine seiner frühen Begegnungen mit dem Bühnen-Darsteller Bruno Ganz, der damals noch an der Schaubühne in Berlin engagiert war: "In den Sinn kommt mir witzigerweise eine Begegnung mit Bruno Ganz, die ganz am Beginn meiner Arbeitskarriere stand, da war ich 17 und saß in der Schaubühne in Berlin, in der alten Schaubühne am Halleschen Tor und habe mit ihm gesprochen. Das war die Aufführung "Affäre Rue de Lourcine. In dieser Aufführung spielte Bruno Ganz einen wild gewordenen Kleinbürger. Ganz war mir damals als junger Theaterfan sofort aufgefallen, weil er diese unvergleichliche Stimme hatte. Das war das Wesentliche an Bruno Ganz, dass sie ihn nach zwei Sekunden kennen: so eine sanfte Reibeisentiefe."
Filmkritikerin Katja Nicodemus
Die Filmkritikerin Katja Nicodemus: "Beim Nachdenken über Bruno Ganz fällt mir vor allem eine große Zartheit ein, aber auch eine große Stärke, Härte und Brutalität und für alle Nuancen dazwischen war er auch gut. Man denke nur an diesen elegischen Anfang von 'Himmel über Berlin': 'Als das Kind noch Kind war', sagt er da und leitet eben diesen lyrischen Ton von diesem Wim-Wender-Film ein."
"Schaubühne"-Mitbegründer Jürgen Schitthelm
Seit 1970 war Bruno Ganz im Ensemble der Berliner Schaubühne. Jürgen Schitthelm erinnert sich: "Er gehörte schon damals zu der jungen, herausragenden Garde des deutschsprachigen Theaters. Mit Bruno Ganz ist ein Ensemble-Schauspieler dazugekommen. Nicht ein Star."
Seit 1970 war Bruno Ganz im Ensemble der Berliner Schaubühne. Jürgen Schitthelm erinnert sich: "Er gehörte schon damals zu der jungen, herausragenden Garde des deutschsprachigen Theaters. Mit Bruno Ganz ist ein Ensemble-Schauspieler dazugekommen. Nicht ein Star."