Trauer um Literaturkritiker

    Hellmuth Karasek ist tot

    Der Literaturkritiker Hellmuth Karasek steht am Rednerpult.
    Der Literaturkritiker Hellmuth Karasek ist gestorben. © pa/dpa/Scholz
    Jahrelang prägte Hellmuth Karasek die ZDF-Sendung "Das literarische Quartett". Jetzt ist der Literaturkritiker im Alter von 81 Jahren gestorben - drei Tage vor der Neuauflage des "Quartetts" im Fernsehen.
    Karasek starb am Dienstag im Alter von 81 Jahren in Hamburg, wie seine Familie in Hamburg bestätigte. Zwölf Jahre lang hatte Karasek neben Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) durch die ZDF-Sendung "Das literarische Quartett" geführt und war so einer breiten Öffentlichkeit bekanntgeworden. Von Beginn bis zum Ende (Nachruf) blieb er der Sendung treu. Das Fernsehen habe sein Leben am meisten verändert", sagte er einmal.
    Karasek wurde 1934 als eines von fünf Kindern im mährischen Brünn geboren. Seine Eltern waren Nazi-Sympathisanten, weshalb die Familie mit Kriegsende vor der Roten Armee nach Sachsen-Anhalt floh. "Wir sind dann in einem wahnsinnig kalten Winter auf der Flucht gewesen", sagte er einmal. Nach dem Abitur ging er in den Westen, wo er auch studierte.

    Hellmuth Karasek über seine Literaturkritik:
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    Kulturchef beim "Spiegel"
    Karasek begann seine journalistische Karriere 1960 bei der "Stuttgarter Zeitung" als Redakteur und wurde wenig später Feuilleton-Chef. Nach einigen Unterbrechungen wechselte er 1968 als Theaterkritiker und Feuilleton-Redakteur zur Wochenzeitung "Die Zeit" (bis 1974). Danach begann seine Zeit beim "Spiegel": von 1974 bis 1991 leitete er das Kulturressort, 1996 kam es zum vorläufigen Bruch mit dem Magazin. Der Grund: Sein Artikel über Dreharbeiten zum Film "Rossini" wurde als weit unter seinem Niveau abgelehnt. Nach vierjähriger Pause schrieb Karasek im Jahr 2000 wieder eine Titelgeschichte für das Heft - über Filmdiva Marlene Dietrich.
    Sein Romandebüt gab Karasek 1998 mit "Das Magazin" - über das intrigante Innenleben eines Hamburger Nachrichtenmagazins, was ihm viele übel nahmen. Bis 2004 war er Mitherausgeber des Berliner "Tagesspiegel". Neben zahlreichen Büchern ("Soll das ein Witz sein?") schrieb Karasek für Zeitungen wie "Die Welt" und das "Hamburger Abendblatt" - wo auch regelmäßig seine Glossen erschienen. 2006 veröffentlichte er seine Autobiografie "Süßer Vogel Jugend". Die humorvolle Auseinandersetzung mit dem Alter wurde durchweg positiv aufgenommen.
    Hellmuth Karasek über seine Kindheit:
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    "Das Leben liegt hinter einem. Man kann zurückblicken und die Augen ein bisschen zumachen und hoffen: Hoffentlich merken die Menschen nicht die blinden Flecken und die fauligen Ecken. Dann ist man ganz froh, wenn man einigermaßen mit sauberer Weste durch dieses Tor gekommen ist", sagte Karasek damals.
    Theaterautor unter Pseudonym
    Daneben arbeitete er als Dramaturg, Moderator, Biograf etwa des Filmemachers Billy Wilder oder unter dem Pseudonym Daniel Doppler als satirischer Theaterautor ("Die Wachtel"). "Das Fernsehen hat mein Leben am meisten verändert", sagte er über seine Zeit beim "Literarischen Quartett" einmal. An diesem Freitag (2. Oktober) will das ZDF eine Neuauflage der Sendung starten.
    Karasek selbst ging bis ins hohe Alter auf Lesereise und schrieb weiter. Erst 2013 waren wieder zwei Bücher ("Auf Reisen. Wie ich mir Deutschland erlesen habe", "Frauen sind auch nur Männer") von ihm erschienen.
    Karasek sah sich immer auch als Entertainer. "Eine gute Pointe ist besser, als eine schlechte Welt", sagte er. Zudem war ein begnadeter Witzeerzähler, schrieb sogar Witzebücher. "Es ist sozusagen mein Türöffner in die Herzen der Frauen. Manchmal geht es auch schief. Manchmal soll es auch schiefgehen", sagte er. "Manchmal muss man den Witz sehr weit treiben."
    (fwa/fe)
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