Hilfe für deutsche Flüchtlingshelfer
Krieg, Leid, Verfolgung - viele Flüchtlinge aus Syrien sind traumatisiert. Wie kann man diesen Menschen helfen? In Berlin suchen Flüchtlingshelfer nach Antworten - gemeinsam mit Trauma-Experten aus Israel.
Das alte Rathaus in Berlin-Friedenau - zurzeit ein Heim für geflüchtete Menschen. Eine Gruppe israelischer Therapeutinnen führt hier einen Workshop für deutsche Flüchtlingshelfer zum Thema Trauma-Bewältigung durch.
"Man kann davon ausgehen, dass man in Israel sehr viel über den Umgang mit Traumata weiß."
Taliah Levanon sitzt im Eingangsbereich, umgeben von zahlreichen Plakaten mit deutschen Willkommensbotschaften. Alle auf Arabisch. Taliah leitet die Israeli Trauma Coalition. Eine Nichtregierungsorganisation, die das Ganze koordiniert.
"Man kann davon ausgehen, dass man in Israel sehr viel über den Umgang mit Traumata weiß."
Taliah Levanon sitzt im Eingangsbereich, umgeben von zahlreichen Plakaten mit deutschen Willkommensbotschaften. Alle auf Arabisch. Taliah leitet die Israeli Trauma Coalition. Eine Nichtregierungsorganisation, die das Ganze koordiniert.
Es geht darum, die Betroffenen zu stärken
"Wir haben viel Erfahrung mit langwierigen Traumata, mit einer Not-Routine. In solchen Situationen geht es darum, Menschen zu stärken. Die geografische Nähe und der Krieg rücken uns natürlich näher zum Thema der syrischen Flüchtlinge."
Der Besuch geht auf eine Initiative der deutschen Botschaft in Tel Aviv, des deutschen Sozialverbands Volkssolidarität und der Israeli Trauma Coalition zurück. Für die deutschen Helfer ein Glücksfall.
"Auf jeden Fall ist es eine Institution, die über 70 Jahre Erfahrung mit Traumabewältigung hat, und wie man es dreht und wendet, ein Trauma ist von den Symptomen irgendwie immer gleich vom Ablauf. Und die Bewältigung ist irgendwie im ähnlichen Maße voranzuführen."
Elisabeth Wegner von der Sozialinitiative Niederlausitz koordiniert die ehrenamtliche Hilfe im Heim, in dem zur Zeit 385 Bewohner, hauptsächlich aus Syrien, leben.
"Auf jeden Fall bin ich glücklich, dass wir die Gelegenheit haben, das Team im Haus zu haben. Das ist wirklich mit einem wahnsinnigen Background kommen, totales Hintergrundwissen, aus den ganzen Sachen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg ergeben haben. Jüdische Personen, die in Israel Schutz gesucht haben. Ich denke, das ist ein Zeichen des Handreichens in zweierlei Hinsicht, zur syrischen Seite wie auch zur deutschen Seite. Und das ist auf jeden Fall unglaublich bemerkenswert, und zeigt eigentlich, in welcher Zeit wir gerade leben, oder?"
Das ist auch den Therapeutinnen aus Israel wichtig, für die der Umgang mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit zum Alltag gehört.
"Auf jeden Fall ist es eine Institution, die über 70 Jahre Erfahrung mit Traumabewältigung hat, und wie man es dreht und wendet, ein Trauma ist von den Symptomen irgendwie immer gleich vom Ablauf. Und die Bewältigung ist irgendwie im ähnlichen Maße voranzuführen."
Elisabeth Wegner von der Sozialinitiative Niederlausitz koordiniert die ehrenamtliche Hilfe im Heim, in dem zur Zeit 385 Bewohner, hauptsächlich aus Syrien, leben.
"Auf jeden Fall bin ich glücklich, dass wir die Gelegenheit haben, das Team im Haus zu haben. Das ist wirklich mit einem wahnsinnigen Background kommen, totales Hintergrundwissen, aus den ganzen Sachen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg ergeben haben. Jüdische Personen, die in Israel Schutz gesucht haben. Ich denke, das ist ein Zeichen des Handreichens in zweierlei Hinsicht, zur syrischen Seite wie auch zur deutschen Seite. Und das ist auf jeden Fall unglaublich bemerkenswert, und zeigt eigentlich, in welcher Zeit wir gerade leben, oder?"
Das ist auch den Therapeutinnen aus Israel wichtig, für die der Umgang mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit zum Alltag gehört.
Erfahrung mit Holocaust-Überlebenden
"In Israel arbeite ich tagtäglich mit Holocaust-Überlebenden in einer Organisation namens Amcha. Die Reise hierher hat mir die Möglichkeit geboten, etwas Sinnvolles dort zu tun, wo alles begann. Als jüdische Israelin und Fachfrau kann ich hier mein Wissen weitergeben."
… sagt Anat Schwarz Eschel von der israelischen Organisation Amcha. Aus den Erfahrungen, die sie mit Holocaust-Überlebenden gemacht habe, könne man auch einiges lernen für den Umgang mit traumatisierten, geflüchteten Menschen in Deutschland.
"Wir sind hier, um ein einfaches menschliches Prinzip zu vermitteln, das Prinzip der Kontinuität. Wir alle wollen glauben, dass es eine Gesetzmäßigkeit in der Welt gibt zu wissen, wie der Morgen aussieht. Man kann das Trauma von Holocaust-Überlebenden mithilfe dieses Prinzips betrachten. Zum Beispiel den Moment, als ich aufhörte Mutter zu sein. Oder den Moment, als mir eine wichtige Person weggenommen wurde, der Vater, der Rabbiner. Als meine soziale Welt zusammenbrach. Mein Selbstbild als Mensch. Als ich meine Stadt, mein Land verlassen musste. Und heute – nach Jahrzehnten – markieren diese Momente das Trauma am stärksten. Das zu überwinden, daran arbeiten wir hier. Lasst uns versuchen, die gebrochenen Kontinuitäten dieser Menschen zu verstehen."
Bedrückende, aber wichtige Erfahrungen, die auch in die Arbeit mit den Flüchtlingshelfern einfließen, wie Taliah Levanon erklärt:
"Wir investieren in die Teams, damit sie sich selber helfen können. Sonst reiben sie sich auf und erleiden ein Sekundäres Trauma, auf das man hier doch sehr oft trifft."
… sagt Anat Schwarz Eschel von der israelischen Organisation Amcha. Aus den Erfahrungen, die sie mit Holocaust-Überlebenden gemacht habe, könne man auch einiges lernen für den Umgang mit traumatisierten, geflüchteten Menschen in Deutschland.
"Wir sind hier, um ein einfaches menschliches Prinzip zu vermitteln, das Prinzip der Kontinuität. Wir alle wollen glauben, dass es eine Gesetzmäßigkeit in der Welt gibt zu wissen, wie der Morgen aussieht. Man kann das Trauma von Holocaust-Überlebenden mithilfe dieses Prinzips betrachten. Zum Beispiel den Moment, als ich aufhörte Mutter zu sein. Oder den Moment, als mir eine wichtige Person weggenommen wurde, der Vater, der Rabbiner. Als meine soziale Welt zusammenbrach. Mein Selbstbild als Mensch. Als ich meine Stadt, mein Land verlassen musste. Und heute – nach Jahrzehnten – markieren diese Momente das Trauma am stärksten. Das zu überwinden, daran arbeiten wir hier. Lasst uns versuchen, die gebrochenen Kontinuitäten dieser Menschen zu verstehen."
Bedrückende, aber wichtige Erfahrungen, die auch in die Arbeit mit den Flüchtlingshelfern einfließen, wie Taliah Levanon erklärt:
"Wir investieren in die Teams, damit sie sich selber helfen können. Sonst reiben sie sich auf und erleiden ein Sekundäres Trauma, auf das man hier doch sehr oft trifft."
Mit Empathie und Bereitschaft zur Hingabe
Und diese Investition lohnt sich, denn sie trifft auf Menschen, die sich sehr für die Flüchtlinge in Deutschland engagieren. Darin sind sich Taliah Levanon und Anat Schwarz Eschel einig:
"Die Menschen hier haben einen enormen Willen, viel Empathie und Bereitschaft zur Hingabe, zur echten Arbeit. Sie sind ein wunderbares, kooperatives Team. Wunderbare Partner für unser Seminar. Es klingt vielleicht anmaßend und ich möchte auch nicht verallgemeinern, aber vielleicht sagt das etwas über ganz Deutschland aus."
"Die Menschen hier haben einen enormen Willen, viel Empathie und Bereitschaft zur Hingabe, zur echten Arbeit. Sie sind ein wunderbares, kooperatives Team. Wunderbare Partner für unser Seminar. Es klingt vielleicht anmaßend und ich möchte auch nicht verallgemeinern, aber vielleicht sagt das etwas über ganz Deutschland aus."