Treffen der Pro-Quote-Bewegungen

Marathonlauf zur Gerechtigkeit

08:15 Minuten
Ein Mann hängt eine Frau beim Rennen ab.
Immer noch hängen Männer Frauen bei der Besetzung vieler Toppositionen ab. © imago images/fStop Images / Malte Mueller
Dorothea Marcus im Gespräch mit Johannes Nichelmann |
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Am Samstag entstand digital so etwas wie eine neue Frauenbewegung: ein Bündnis von Unternehmerinnen, Kulturschaffenden und Politikerinnen. Ihr Ziel: Geschlechtergerechtigkeit - denn die ist noch in weiter Ferne.
„Wenn wir Frauen uns zusammentun und alle an einem Strang ziehen, können wir wirklich viel bewegen“, sagte Jasmin Arbabian-Vogel vom Verband Deutscher Unternehmerinnen bei der Online-Tagung „Zusammen sind wir stärker“. Und in der Tat war das Frauenbündnis, das sich am Samstag zusammengefunden hat, um für Geschlechtergerechtigkeit zu kämpfen, so breit wie noch nie.
Dazu brachte der Verein Pro Quote Film die wichtigsten Frauenverbände aus Wirtschaft und Kultur, Pro-Quote-Organisationen und Politikerinnen zusammen. Diese breite Vernetzung sei das Bahnbrechende der Tagung gewesen, eine Vernetzung, die vom Verband Deutscher Unternehmerinnen bis zum Verein Pro Quote Regie reiche, erklärt die Journalistin Dorothea Marcus.

Den "Bias im Kopf" verändern

Wichtig beim Kampf um Geschlechtergerechtigkeit sei neben der Vernetzung aber auch die Offenlegung von Zahlen aus den Unternehmen, die zeigen, wie stark Frauen unterrepräsentiert sind. Ebenso wichtig sei es, die Voreingenommenheit bezüglich bestimmter Geschlechterrollen zu verändern, berichtet Dorothea Marcus von der Tagung.

"Wenn es in dieser Geschwindigkeit weitergeht, dauert es wohl noch Jahrzehnte, bis echte Parität oder Geschlechtergerechtigkeit erreicht ist. Aus den elf Prozent Sendeanteil für Regisseurinnen aus dem Jahr 2013 sind jetzt immerhin um die 20 Prozent geworden. Aber das ist noch stark verbesserungswürdig."

Dorothea Marcus

Diversitätsforderung kann Frauen ausschließen

Aber auch durch diesen Kongress zogen sich Separations- und Segregationslinien, wie sie im Moment auch gesellschaftlich zu spüren sind, erklärt Marcus: Wie ist die Benachteiligung von nicht-binären Menschen, von People of Color oder von alleinerziehenden Müttern zu bewerten? Und inwieweit führt eine allgemeine Diversitätsforderung dazu, Frauen am Nachrücken auf bestimmte Positionen zu hindern?
„Das sieht man zum Beispiel daran, dass in Berlin gleich drei Top-Positionen an Museen besetzt worden sind. Mit Sam Bardaouil als neuem Direktor des Hamburger Bahnhofs sind 30 Prozent divers besetzt sind - Bardaouil hat libanesische Wurzeln, gehört aber natürlich zu einer transkulturellen Elite. Es sind aber alles Männer. Die Diversitätsforderung ist möglicherweise erfüllt, die Forderung nach weiblicher Teilhabe aber überhaupt nicht."

Eine neue Frauenbewegung formiert sich

Insgesamt bewertet Marcus den Kongress als hoffnungsvolles Zeichen: "Darin, dass es auf jeden Fall eine große Bewegung geben muss, die in sehr, sehr viele Bereiche des Lebens geht, waren sich wirklich alle einig. Und dass der 'Marathonlauf zur Gerechtigkeit', wie das einmal genannt wurde, quasi gerade erst Fahrt aufgenommen hat, wurde auch klar."
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