Wenn Tennis auf Squash trifft
04:29 Minuten
Jürgen Klopp soll Fan sein, Marco Reus ebenso. Padel-Tennis ist die neue, entspannte Variante des klassischen Tennisspiels mit Squash-Elementen. Vier Spieler treten in einer Art Käfig gegeneinander an. Heinz Schindler über die Faszination des Spiels.
Die meisten Plätze in der Halle im Leistungszentrum des Tennisverbands Niederrhein in Essen liegen im gedämpften Licht, erst ganz hinten spiegeln sich Scheinwerfer in Plexiglaswänden und auf dem violetten Boden der Spielfelder. Hier wird Padel gespielt. Dietloff von Arnim, Präsident des Deutschen Tennisbundes, sieht darin mehr als nur ein Experiment:
"Wir hatten die Anfrage von einem Investor, ob wir zwei Tennisplätze für zwei Padel-Plätze opfern würden. Wir haben das gern gemacht, weil ich glaub, das ist eine große Chance für alle Tennisclubs und alle Tennisspieler, diesen Sport einfach kennenzulernen. Der ja schon in Spanien erfolgreich ist und ein tatsächlicher Renner ist. Und wieso sollte das nicht in Deutschland auch sein?"
Padel kommt ursprünglich aus Mexiko, erklärt Darek Nowicki, der im Deutschen Padel-Bund Turniere organisiert.
"Ein Architekt, der sich vermessen hat und einen Tennisplatz bauen wollte, hatte auf einmal zu wenig Platz im Garten und so ist dann diese Sportart entstanden. Und zwar deshalb, weil er eine Bretterwand auf der einen Seite des Courts bauen musste, um überhaupt spielen zu können, da dort das Haus stand."
Schnell zum Erfolgserlebnis
Padel vereint Elemente aus Tennis und Squash. Das Spielfeld misst zwanzig mal zehn Meter und wird von einem Netz getrennt. Rundherum ist es von Glaswänden umgeben, die in die Spielzüge mit den massiv wirkenden Schlägern einbezogen werden.
"Das sind Karbonschläger mit ein paar Löchern drin, damit da der Luftwiderstand nicht ganz so groß ist und vielleicht auch mal'n bisschen Schnitt an den Ball ran kommt. Aber es ist alles sehr simpel gehalten. Die Regeln, die Schläger sind kurz, relativ leicht. Es ist für den späteren Spieler alles sehr simpel."
Seine Einfachheit macht das Spiel attraktiv, das nur im Doppel gespielt wird. Dadurch ist es kommunikativ. Und jeder Einzelne sei viel schneller als beim Tennis in der Lage, es zu spielen, meint Dirk Jungels, Präsident des Deutschen Padel-Bundes:
"Sie können einfach mal auf den Platz gehen und einfach mal zu viert den Ball spielen. Und Sie werden feststellen, das macht Spaß. Sie müssen ja erst mal mit den Sie umgebenden Wänden klar kommen. Und es gibt so viele lustige Situationen, über die man dann herzlich gemeinsam lachen kann. Es ist eine Sportart, bei der die Spielfähigkeit schneller hergestellt ist und Sie schneller ein Erfolgserlebnis haben."
Chilliger angelegt als Tennis
Etwa 2.000 Spielerinnen und Spieler aller Altersschichten sind in Vereinen organisiert.
"Padel allerdings hat das Potenzial, alle Generationen zu vereinen. Und Sie können diese Sportart auch wirklich, wirklich lange betreiben. Das ist ja auch das Schöne dabei. Und sie ist ein bisschen lockerer, ist ein bisschen chilliger angelegt als Tennis. Insgesamt von der Anmutung her ist sie durchaus etwas mehr easy going."
Dabei sieht sich Padel zwar als Alternative zum Tennis, doch im Sinne einer Ergänzung, sagt der frühere polnische Daviscupspieler Darek Nowicki:
"Das, was man beim Tennis spielt, diese technischen Finessen halt mit viel Spin, viel Slice, das kann ich einsetzen. Muss man auch nicht. Das heißt, man zerstört weder den Spin noch den Slice. Aufgrund der Einfachheit glaube ich sogar, dass es Tennisspieler weiter nach vorne bringt, weil man den Volley schult. Die meisten, die aktuell Tennis spielen, können kein Volley."
Padel als Chance für die Vereine
Die Trendsportart hat prominente Anhänger. So sollen Jürgen Klopp und Marco Reus sie gern spielen, die wiederum haben ihre sozial-medialen Fans. Und Padel hat ein angenehmes Problem:
"Ja, die Nachfrage ist viel zu groß im Vergleich zu den Plätzen, die wir hier in Deutschland haben. Also aktuell knapp sechzig Plätze. Jeder kann es an einer Hand abzählen, wie viele Spieler in einer Stunde zeitgleich in ganz Deutschland spielen können. 240 ist viel zu wenig und wir haben viel zu viele Spieler dafür."
Hier liegt die Chance für die Tennisvereine, in denen viele Plätze ebenso brach liegen wie das Vereinsleben. Der Bau einer Padel-Anlage kostet etwa dreißigtausend Euro und könnte neue Mitglieder in die Clubs bringen. Sofern die ihre traditionelle Denkart überwinden, sagt DTB- Präsident Dietloff von Arnim:
"Die Tennisclubs müssen sich überlegen, wie sich jeder Einzelne aufstellt. Ist er tatsächlich für seine Mitglieder attraktiv? Hat er die gewisse Größe? Hat er genügend Fluktuation im Club? Und diese Alternative mit Padel-Tennis und diese zusätzliche Möglichkeit zeigen wir den Tennisclubs. Und was die Clubs draus machen, das liegt natürlich in den Händen der Vorstände."