Jogger sind die neue Stadtreinigung
Sich etwas Gutes tun - und der Umwelt: Das ist die Idee bei einem Trend aus Schweden: Joggen und dabei Zivilisationsmüll aufsammeln. Anita Horn betreibt und propagiert Plogging in Deutschland.
"Ich habe mir irgendwann zusammen mit einer Freundin und Kollegin überlegt, dass wir gerne auf sauberen Strecken laufen würden. Und in Köln, wo wir leben und arbeiten ist es doch oft sehr dreckig", sagt Anita Horn zu den Ursprüngen ihrer Begeisterung für das Plogging.
"Das wollten wir uns nicht mehr länger mit anschauen und haben überlegt, dass wir den Sport mit dem Umweltschutz verbinden und haben einfach angefangen, Mülltüten mitzunehmen und auf der Laufstrecke aufzuräumen. Und irgendwann haben sich Leute angeschlossen und mittlerweile sind wir eine große Plogging-Gruppe in Köln und machen das gemeinsam."
Komisch angeschaut werden sie noch immer, wie Horn sagt: Sie würden oft angesprochen, einige Menschen würden spontan mithelfen, andere würden ihnen noch ihren Müll vor die Füße werfen.
"Es gibt nichts, was wir noch nicht erlebt haben. Uns ist auch ganz bewusst, dass wir damit die Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Aber genau das möchten wir ja. Wir möchten die Leute darauf aufmerksam machen, dass sie doch bitte ihren Müll in den Mülleimer werfen und pfleglich damit umgehen, damit wir es alle schön haben."
Wie Intervalltraining
Und auch wenn die gelaufenen Strecken kürzer seien, man komme vielleicht nur noch auf 5 oder 6 Kilometer, es sei trotzdem Sport:
"Es ist anstrengend. Man bückt sich immer wieder, der Müllbeutel wird auch immer schwerer – das heißt, wir haben gleichzeitig ein Schultertraining mit dabei. Es ist so ein bisschen wie Intervalltraining, also anlaufen, stoppen, sich wieder runterbücken. Und das Ganze dann noch zusammen mit Leuten, die ähnlich ticken, die das gleiche Ziel haben, das macht irgendwann richtig Spaß."
Hauptsache Bewegung und Müll wegräumen – dann könne man von Plogging sprechen, auch wenn man wandere, mit dem Hund Gassi gehe oder eben jogge. Schöner wäre natürlich, wenn der Müll erst gar nicht da wäre.
Die Erfahrung in Schweden zeige, dass weniger Zigarettenkippen auf dem Boden liegen.
(mf)