Pop-Göttin als Karrierebremse?
Warum trennte sich Tupac Shakur von Madonna? Die Gründe erörterte er in einem Brief an seine Ex, der letzte Woche an die Öffentlichkeit geriet. Ein Motiv: Die Beziehung mit einer Weißen sei schlecht für sein Image gewesen.
So klangen beide mal gemeinsam, Madonna featuring Tupac Shakur. Auf dem damals unveröffentlichten Song "I’d rather be your lover".
Doch spätestens jetzt weiß es ja jeder: Die Zeiten sind definitiv vorbei. Und Scheiden tut weh. Egal ob Popstar oder Fleischereifachverkäuferin.
Doch spätestens jetzt weiß es ja jeder: Die Zeiten sind definitiv vorbei. Und Scheiden tut weh. Egal ob Popstar oder Fleischereifachverkäuferin.
Aber so rassistisch und unsensibel Tupacs Brief an seine Ex-Freundin auch klingen mag – schließlich fasst man sich bei einer solchen Aussage spontan ungläubig an den Kopf und fragt sich, wie tief die Gräben zwischen Schwarz und Weiß denn noch sind - so wenig geht es die Öffentlichkeit an, wieso Tupac einst Madonna in die Wüste schickte. Der Skandal hinter der Geschichte ist nur zum Teil die selektive Wahrnehmung eines farbigen Künstlers, eine weiße Frau könne sein Image ruinieren.
Ein dunkelhäutiger Mann hingegen könne die Karriere einer Weißen beflügeln. Der Skandal ist nämlich auch die Veröffentlichung der Story.
Um ein Missverständnis auszuschließen: Über das, was man in den USA "race issues" nennt und bei uns mit dem hässlichen Wort Rassenproblematik bezeichnet, soll und muss man natürlich diskutieren. Und zwar täglich. So lange, bis Ausgrenzung, Rassismus und Menschenverachtung auf der ganzen Welt der Vergangenheit angehören. Auch, was alles an musikalischen Vorurteilen hinter der Idee stecken mag, ein Popstar könne einen Hiphopstar lächerlich machen, ist einige Überlegungen wert.
100.000 Dollar Startgebot für einen Brief
Es ist nur so verdammt ärgerlich, dass diese notwendigen Diskurse ausgerechnet auf der Grundlage der Privatkorrespondenz eines Verstorbenen ausgetragen werden. Den Brief, so schreibt es der britische Guardian, habe eine nahe Vertraute Madonnas einem Promiportal zukommen lassen.
Madonna hat sich bislang noch nicht zu der Geschichte geäußert. Wahrscheinlich ist sie stinksauer und zerschlägt in ihrer New Yorker Villa Porzellanteller um Porzellanteller, weil wieder mal jemand ihr Vertrauen gebrochen hat. Und jetzt soll der Ausschnitt aus dem Privatleben zweier Menschen auch noch für 100.000 Dollar Startgebot bei einer Rock’n’Roll-Devotionalienauktion versteigert werden.
Doch Trennungsbriefe von Fremden hinter einem Glasrahmen in die private Sammlung zu hängen, oder schlichtweg auf lukratives Weiterverkaufen zu hoffen, dazu gehört schon eine große Portion Gefühllosigkeit. Wer auch immer dieses Dokument ersteigert, das einst als private Aufarbeitung von einem einzigen Menschen an einen einzigen anderen gerichtet war, beweist damit, dass ihm andere mindestens genauso egal sind wie denjenigen, die aufgrund von Hautfarben oder Geschlecht Unterschiede machen und Urteile fällen.
Über Rassismus, Sexismus und Menschenverachtung muss man reden. Das alles spekulativ an privaten Zeugnissen fremder Beziehungen abzuarbeiten, ist billig. Vielleicht blieb Madonna, die ihre Meinung zu Politik und Menschenrechte ansonsten gern und laut preisgibt, ja darum bislang schweigsam. Und hält sich an das, wofür sie bekannt ist: an ihre Kunst. Denn damit kann man sich bekanntlich auch ganz ausdrücken.