"Die Love Parade ist eine Friedensbewegung"
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Vor 30 Jahren tanzten 150 Menschen zu wummernden Bässen über den Kudamm: Das war die erste Love Parade. Sie sei die passende Antwort auf die Sehnsucht vieler junger Menschen nach Frieden gewesen, sagt Dimitri Hegemann, Gründer des "Tresor"-Clubs.
"Die Love Parade passt nach Berlin. Sie fehlt hier. Und es würde auch sofort wieder funktionieren", davon ist Dimitri Hegemann, Kulturmanager und Betreiber des legendären Berliner Techno-Clubs "Tresor", überzeugt.
Vor 30 Jahren tanzten die ersten paar Dutzend Raver unter dem Motto "Friede, Freude, Eierkuchen" als bescheidener, kleiner Umzug über den Kurfürstendamm. Und damals, sagt Hegemann, habe dieses Motto stellvertretend für die Sehnsucht junger Leute gestanden, "in einer großen Gruppe für schöne Werte einzustehen".
Als Friedensbewegung würde eine neue Love Parade wieder viele junge Menschen anziehen, glaubt Hegemann. Allerdings würde er eine Neuauflage der Parade heute mit einem Fonds für die Hinterbliebenen der Opfer der letzten, tragisch endenden Love Parade in Duisburg verknüpfen und eine Stiftung für die Veranstaltung einrichten.
Hegemann, der von sich selbst sagt "Ich bin ein alter Hippie", habe die Love Parade immer an Woodstock erinnert. Während der ersten Jahre des Raver-Umzugs, in den Nachwendejahren, als bereits mehrere Hundertausend Techno-Fans kamen, habe es eine wahnsinnige Euphorie und Aufbruchstimmung gegeben.
Eine einzigartige Subkultur
Die Love Parade habe letztlich dazu beigetragen, dass Berlin als junge Stadt, in der alles möglich sei, wahrgenommen worden sei. Diese Subkultur der Anfangszeit habe sich später zur Kreativwirtschaft entwickelt, die viele Tausend Jobs geschaffen habe. Auch hätten sich in Berlin große Firmen der Techno-Industrie angesiedelt.
Diese Atmosphäre habe es weder in Paris noch in London gegeben, denn anders als dort habe es in Berlin fast unendlich viele Freiräume und Nischen für junge Kreative gegeben, um sich auszuprobieren. "Das ist einzigartig in der Welt", schwärmt Hegemann. Auch mit seinem "Tresor" sei er "zur richtigen Zeit am richtigen Ort" gewesen.
Der Kulturmanager sieht es als Aufgabe der Berliner Verwaltung, die Nischen zu bewahren, damit die Einzigartigkeit Berlins nicht verloren gehe.
(mkn)