Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1
USA 2014
Regie: Francis Lawrence
Mit Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth
Länge: 123 Minuten
Medienkritik im Blockbusterformat
Wieder einmal spielt Jennifer Lawrence die Widerstandskämpferin wider Willen Katniss Everdeen, die zum Propagandagesicht der Revolution stilisiert werden soll. Für einen Hollywood-Film wird hier erstaunlich viel Kapitalismuskritik betrieben.
Nach den zynischen Hungerspielen, in denen 24 Jugendliche einander bis auf den Tod bekämpften, kommt es im dritten Teil der "Hunger Games"-Verfilmungen nun endlich zum Aufstand gegen die Diktatur von Präsident Snow (Donald Sutherland mit gepflegtem weißen Rauschebart). Und siehe da, nach dem enttäuschenden zweiten Teil, der wie ein fader Aufguss der Spiele um Leben und Tod aus Teil 1 wirkte, kann sich diese düstere, erstaunlich komplexe Filmfassung wieder richtig sehen lassen.
Katniss Everdeen (Jenifer Lawrence), die junge Heldin wider Willen, ist diesmal geplagt von Ängsten und Alpträumen, will sich zunächst als Ikone der Widerstandsbewegung nicht vereinnahmen lassen.
Im Propagandakrieg zwischen dem Kapitol und dem im Untergrund unter der Erde rebellierenden Einwohnern von Distrikt 13 sind auch den Aufständischen alle Mittel Recht. So sollen mit Katniss Propagandavideos gedreht werden, um die Distrikte gegen die diktatorische Herrschaft aufzuwiegeln.
Aktuelle Bezüge zu Freiheitskämpfern und Terroristen
Überraschend zwiespältig werden Massenkundgebungen in der Unterwelt inszeniert, wenn die von Juliane Moore gespielte Präsidentin ihre uniformierten Überlebenden agitiert und tausendfach die Faust ballen lässt. So werden durchaus aktuelle Bezüge evoziert und das Verhältnis zwischen Diktaturen und der fließenden Grenze zwischen Freiheitskämpfern, Rebellen und Terroristen intelligent hinterfragt.
Ein großes Plus sind vor allem die vorzüglichen Nebendarsteller, allen voran der so schmerzlich vermisste Philip Seymour Hoffman als gewiefter PR-Manager der Rebellen, aber auch bekannte Gesichter aus derzeit so angesagten TV-Serien wie Natalie Dormer ("Game of Thrones"), Mahershala Ali ("House of Cards") oder Paula Malcomson ("Ray Donovan") entdeckt man in kleinen Charakterrollen.
Und so finden die Macher kurz vor dem Finale von Teil 2 wieder zur Form des verheißungsvollen und originellen Debüts zurück. Ein Film, der ebenso das jugendliche Publikum und die Leser der Jugendromane von Suzanne Collins anspricht wie phasenweise eine für einen Hollywood-Mainstreamfilm erstaunliche Kapitalismus- und Medienkritik anbietet.