Warum Kenianer ihr Bier lauwarm genießen
Kalt oder warm? Diese Frage wird in Kenias Kneipen jedem gestellt, der eine Flasche Bier bestellt. Vor allem in kalten Jahreszeiten ist die Antwort der meisten Kenianer für Europäer überraschend.
Samstag Nachmittag in Jerusalem, einem Stadtteil im Osten von Nairobi. Hochbetrieb in den vielen kleinen Kneipen, die hier dicht an dicht stehen.
Der Lärm aus den Fernsehern an den Wänden beschallt die gesamte Nachbarschaft. Es läuft Fußball. Die Bars sind brechend voll, jeder einzelne Tisch bis zum letzten Platz besetzt. Sam Kruger ist mit ein paar Freunden da:
"Heute ist Fußball, die britische Premier-League. Wir treffen uns hier, haben eine gute Zeit, wenn wir trinken."
Auf den Tischen stehen ein paar Gläser mit harten Sachen, vereinzelt ein Wasser und massenhaft Bier. Die meisten trinken Tusker, die kenianische Nationalmarke. Nur in Flaschen, sagt Valentine Otieno:
"Unser Bier wird meist in Flaschen serviert. Dosen gibt es, aber selten. Und Fässer haben wir gar nicht hier in unserer Gegend."
Das Bier hat Zimmertemperatur
Gezapft wird nur in den Edelkneipen in den reicheren Vierteln von Nairobi. Oder in den Slums, wo die Menschen sich eine ganze Flasche nicht leisten können. Beschlagen sind die Flaschen auf den Tischen nicht. Das Bier hat Zimmertemperatur:
"Weil es draußen so kalt ist, verkaufen wir eine Menge warmes Bier."
Samuel Mbadi ist der Manager der Bar 227. Die kalte Jahreszeit in Nairobi, das heißt im Schnitt zwölf bis 15 Grad Außentemperatur. Warmes Bier ist nicht schlecht, beteuert Christie:
"Gerade, wenn es kalt ist, verhindert es eine Erkältung oder eine Mandelentzündung. Dann ist es besser. Wenn es sehr kalt ist, wähle ich warmes Bier."
In Kenias Kneipen hat sie die Wahl. Wer hier ein Bier bestellt, wird höflich gefragt: Kalt oder warm. Zu jeder Jahreszeit. Der deutsche Biertrinker mag schaudern, aber Christies Freundin Delilah findet:
"Lauwarm schmeckt Bier einfach besser."
Vollrausch ist mit kaltem Bier billiger
Die beiden gehören zu den wenigen Frauen in der Bar 227. Trinken ist Männersache in Kenia. Und das oft bis zu Exzess. Valentine Otieno trinkt sein Bier lieber kalt, weil es schneller zu Kopf steigt. Der Vollrausch ist dann billiger.
"Ich gehe selten in einen Pub auf ein einziges Bier zur Erfrischung. Das ist meine Schwäche. Wenn ich nicht betrunken aus einer Bar komme, bin ich schwer enttäuscht."
Kenia hat ein Alkoholproblem. Zwar trinkt nur ein knappes Viertel der Bevölkerung überhaupt Alkohol. Aber das umso mehr. Sam Kruger kommt fast jeden Tag in die Bar.
"Wir lieben das Trinken. Vielleicht aus Stress oder so."