Trip-Hop-Pionier

Songs voller Schönheit und Tiefe

CD-Cover: Neil Davidge: "Slo Light"
CD-Cover: Neil Davidge: "Slo Light" © Label: 7hz Recordings
Von Martin Risel |
Schon lange hat Neil Davidge den "Sound of Bristol“ - seiner Heimatstadt - mitgeprägt, arbeitete für Massive Attack und Portishead, auch für David Bowie. Mit seinem ersten Soloalbum wechselt der Produzent nun in die erste Reihe.
Neil Davidge ist einer dieser Musiker, dessen Namen kaum einer kennt, wohl aber die Musik, bei der er als Produzent, Songwriter, Musiker oder Sänger mitgewirkt hat . Vor allem bei den Trip-Hop-Pionieren Massive Attack hat er gearbeitet, aber auch für David Bowie, Snoop Dogg und Damon Albarn. Oder auch als Soundtrack-Komponist für Filme und Videospiele wie zuletzt "Halo 4".
Lange Jahre war Neil Davidge in den Studios von Massive Attack und Portishead in Bristol tätig, bevor er dann vor vier Jahren in der britischen Hafen- und seiner Heimatstadt selbst sein eigenes Studio eingerichtet hat. Und da ist eben, neben einigem anderen, zuletzt auch sein erstes eigenes Album entstanden. Natürlich ist das nicht so weit entfernt von dem, was als "Sound of Bristol“ Anfang der 90er-Jahre um die Welt ging.
Weite orchestrale Klangräume
Dieser Trip-Hop steht bei Davidge im Zentrum eines ziemlich breit angelegten Klangbildes mit weiten orchestralen und elektronischen Klangräumen. Das mag in seiner pathetischen Hymnenhaftigkeit manchmal etwas überladen klingen. So ist das halt, wenn ein Mann, der sonst als Produzent für andere arbeitet, sein eigenes Album in der Mache hat. Da wirkt es schnell überproduziert.
Das soll aber nicht mein ansonsten positives Urteil über diese Platte wesentlich schmälern: Neil Davidge sind viele Songs voller Schönheit und Tiefe gelungen. Und zwar mit Hilfe vieler Gastsänger, wie das ja bei Massive Attack auch üblich ist. Da ist die walisische Songwriterin Cate Le Bon oder die aus den USA stammende Soulsängerin Jhelisa Anderson. Und für eine ihrer letzten Aufnahmen ist auch Sandie Shaw dabei. Die britische 60er-Jahre-Sängerin hat sich eigentlich vor einem Jahr aus der Musikszene verabschiedet. Sie alle und die großartigen Produktionskünste von Neil Davidge verhelfen dem 51-Jährigen zu einem späten, aber dadurch sehr ausreiften Debut.
Label: 7hz Recordings