"Musik ist etwas Heiliges"
Ein Augsburger Trompeter darf jetzt auch in seinem Reihenhaus üben, das hat der Bundesgerichtshof heute entschieden - für das Musizieren zu Hause gelten aber Grenzen. Der Trompeter und Pianist Sebastian Studnitzky kann gut damit leben.
Musizieren müsse als übliche Freizeitbeschäftigung in gewissen Grenzen möglich sein, urteilte heute der Karlsruher Bundesgerichtshof (BGH) in einem Verfahren um das Trompetenspiel eines Berufsmusikers in Augsburg. Die Inhaber des benachbarten Reihenhauses wollten nicht, dass er zu Hause übt.
Dies gehöre aber zu den "üblichen Formen der Freizeitbeschäftigung" und müsse von anderen hingenommen werden, sagt das Urteil, denn Musik könne "von erheblicher Bedeutung für die Lebensfreude und das Gefühlsleben sein" und diene der freien Entfaltung der Persönlichkeit. Dabei dient eine Beschränkung auf zwei bis drei Stunden an Werktagen sowie ein bis zwei Stunden an Sonn- und Feiertagen als grober Richtwert.
Die "Bedeutung für die Lebensfreude" sei eine schöne Begründung für einen Musiker, begrüßt der Trompeter und Pianist Sebastian Studnitzky das Urteil. Er räumt aber ein: "Wenn ein Berufsmusiker sehr effizient übt, ist das nicht unbedingt schön anzuhören. Ich habe so Trompetenübungen, die sind garstig anzuhören."
"Es dudelt an jeder Ecke"
Musik als bereichernd oder störend zu empfinden, bleibt seiner Ansicht nach eine sehr subjektive Angelegenheit:
"Wir leben in einer Zeit, wo es an jeder Ecke dudelt. Mich nervt die Musik in Kaufhäusern extrem oder in Bars – gerade als Musiker. Ich höre zum Beispiel zu Hause relativ selten Musik, weil ich auf Ruhe stehe. Ich glaube, wenn sich jemand über Musik aufregt, das hat in der Regel nichts mit Musik zu tun, sondern eher mit der Persönlichkeitsstruktur."
"Musik macht gesund und schöne Gefühle"
Ein vorbeifahrendes Auto oder ein Zug seien zehn Mal lauter als Musik. Dennoch plädiert Studnitzky für ein gutes Zusammenleben mit den Nachbarn durch gegenseitige Rücksichtnahme und zeigt sich zufrieden mit der Entscheidung des BGH:
"Musik ist ein Tool, mit dem man über Kulturen hinweg Gefühle transportieren kann. Das ist schon etwas sehr Heiliges. Dass es Freude bereitet, auch gesund macht und schöne Gefühle bereitet, das ist super, das in einem Gerichtsurteil so blumig lesen zu können."
(cosa)