Trude Forsher war Elvis Presleys Sekretärin

Ein kleines Stück vom großen Starruhm

Elvis Presley sitzt an einem Tisch, auf dem Mikrofone stehen.
Elvis Presley bei einer Pressekonferenz in Friedberg am 1. März 1960. © picture-alliance / dpa / Heinz-Juergen Goettert
Von Christine Scheucher |
Die jüdische Emigrantin aus Wien, Trude Forsher, war hautnah dabei, als Elvis Presley vom Lastwagenfahrer zum größten Teenie-Idol seiner Zeit aufstieg. Das Jüdische Museum in Wien erinnert in einer Ausstellung an ihre ungewöhnliche Lebensgeschichte.
Mit seinem Hüftschwung brachte er die Mädchen zum Kreischen und versetzte gutbürgerliche Sittenwächter in Alarmbereitschaft. Elvis Presley verband Rhythm and Blues und Gospel-Klänge mit Country und machte damit afroamerikanische Musik in den 1950er Jahren massenkompatibel.
Eine jüdische Emigrantin aus Wien war hautnah dabei, als der Junge, der vom Lastwagenfahrer zum größten Teenie-Idol seiner Zeit aufstieg, den endgültigen Durchbruch schaffte. Ihr Name: Trude Forsher.
"Ich weiß bis heute nicht, warum sie mich nahmen. Das war eine Chance von eins zu zehn Millionen und über Nacht war ich unbekanntes Wesen eine Berühmtheit, weil ich mit Elvis und dem Colonel zusammen war."
Von 1956 bis 1961 war sie Elvis Presleys Sekretärin und arbeitete für den legendären Manager des King of Rock `N`Roll.

Dokumentation parallel entstanden

"Colonel Parker hat zu 100 Prozent Elvis erfunden. Er hat aus einem Rohdiamanten, einen Star gemacht."
Erzählt die im Jahr 2000 verstorbene Trude Forsher in einem Interview aus den 1980er Jahren. Archivmaterial, das Eingang in die TV-Dokumentation "Elvis und das Mädchen aus Wien" gefunden hat. Die Dokumentation von Regisseur Kurt Langbein ist parallel zu einer Ausstellung entstanden, die aktuell im Jüdischen Museum Wien zu sehen ist.
"Für uns ist das eine großartige Kombination, weil wir in der Ausstellung Elvis als Zugpferd haben. Aber eigentlich erzählen wir eine ganz andere Geschichte. Die Geschichte einer jüdischen Frau aus Wien, die mit 18 Jahren fliehen musste und ihren Weg gemacht hat."
Kurator Marcus Patka hat Trude Forshers Nachlass aufgearbeitet und ihre bewegte Familiengeschichte rekonstruiert.
"Sie ist dann weiter nach Amerika gegangen. Sie hat dort geheiratet und ist mit ihrem Mann weiter nach Kalifornien gegangen. War sehr ambitioniert, hat einen Journalismuskurs gemacht und traf dann auf Elvis Presley."
1956 wird Trude Forsher die rechte Hand von Elvis Presleys Manager Colonel Tom Parka. Damals dreht der 21-Jährige King of Rock'n'Roll gerade seinen ersten Hollywood-Film: "Love me Tender", eine Western-Schmonzette mit dünnem Plot, die einzig von der Leinwandpräsenz des aufstrebenden Stars lebt.

Spurensuche nach Forshers jüdischen Wurzeln

Trudy Forshers Karriere beginnt gewissermaßen vor den Toren der legendären 20th-Century-Fox-Studios
"Als ich zum ersten Mal zum Eingang der 20th Century Fox Studios kam, fragte mich der Pförtner: ‚Kommen Sie zum Casting?' Ich antwortete: 'Nein. Ich bin die neue Sekretärin von Elvis Presley und Colonel Tom Parker.' 'Wer ist Elvis Presley?', fragte der Pförtner. Da sagte ich zu ihm: 'Sie kennen ihn nicht? Das wird sich sehr bald ändern.'"
Die Ausstellung "Trude & Elvis" im Jüdischen Museum Wien zeigt nicht nur Promotionmaterial, Elvis-Filmplakate, Plattencover und zahlreichen Memorabilia aus Hollywood, sondern begibt sich auch auf Spurensuche nach Trudy Forshers jüdischen Wurzeln.
1920 kommt Trudy Forsher, geborene Adler, in Wien zur Welt. Die Familie lebt in einem vornehmen Wiener Vorort. Der Vater ist Geschäftsmann, die Mutter eine Dame von Welt.
"Wir lebten in Pötzleinsdorf, im Wiener Wald, in einer schönen Villa. Das Haus hatte einen schönen Garten und mein Bruder und ich genossen das sehr."
Erinnert sich Trude Forsher in der Fernsehdokumentation "Elvis und das Mädchen aus Wien". Doch die unbeschwerten Jugendjahre Trude Adlers werden von einem heraufziehenden politischen Ereignis bald überschattet. In Deutschland ergreift Adolf Hitler 1933 die Macht. Wie viele Zeitgenossen hält zunächst auch die Familie Adler die aggressiv antisemitischen Parolen der Nationalsozialisten für politische Kampfrhetorik. Im März 1938 marschieren deutsche Truppen in Wien ein. Am 15. März spricht Adolf Hitler am Heldenplatz zu einer begeisterten Menge und verkündet den Anschluss Österreichs an das Dritte Reich.

Ausreise in die USA

Als 18-jähriges Mädchen erlebt Trude Adler die aufgepeitschte Stimmung am Wiener Heldenplatz hautnah mit und beobachtet Szenen, die sie bis ins hohe Alter nicht mehr vergessen wird.
"Trude ging am 15. März 1938 auf den Heldenplatz, um sich Adolf Hitler anzuschauen und hat dann sehr rasch verstanden: Hier kann man nicht bleiben!"
Zu einem Zeitpunkt, als die Ausreise aus Deutschland noch möglich ist, bewirbt sich Trude Adler als Dienstmädchen in Großbritannien. Auch ihre Eltern bewegt das hellsichtige Mädchen zur Flucht. 1940 kann die Familie in die Vereinigten Staaten ausreisen, wo Trude 1942 den jüdischen Emigranten Bruno Forsher heiratet. Kurator Marcus Patka hat die Familiengeschichten des Ehepaares zurückverfolgt:
"Schwierig war es damals für die ältere Generation. Wenn man 60 Jahre alt ist, in den Enkelkindern am Schoß im eigenen Haus sitzt, will man nicht alles zurücklassen und in die Fremde ziehen. Die Jungen hingegen haben versucht, Amerikaner zu werden. Sie wollten sich assimilieren und ihren Akzent ablegen, auch wenn es ihnen nicht immer gelungen ist. Aber die alten Leute wollten, glaube ich, nur alte Geschichten erzählen und hören und von der guten alten Zeit in Wien träumen, wo sie selber jung waren."
Der Austausch zwischen den Emigranten bleibt also eng. Über ihre Familie kommt Trude Forsher mit den Aberbachs in Kontakt. Zwei Brüder aus Wien, die in den USA zu Größen im Musikgeschäft aufgestiegen sind. Über die Brüder Aberbach lernt Trude Forsher in den 1950er Jahren den Musikmanager Colonel Tom Parker und schließlich Elvis Presley persönlich kennen.
Vom Mädchen für alles wird Trude Forsher bald zu einer wichtigen Kraft im Management des King of Rock`n`Roll. Wer zu Elvis wollte, der musste zuerst zu Trude. Sie wird zu einer Schlüsselfigur und bekommt bei Konzerten des King ein kleines Stück vom großen Starruhm ab.

Das Jüdische Museum Wien zeigt die Ausstellung "Trude und Elvis. Wien-Memphis-Hollywood" noch bis zum 12. November 2017.

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