Trump gegen die NFL

"Das trifft die amerikanische Mentalität ins Herz"

Der Quarterback der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, kniet während der Nationalhymne.
Der Quarterback der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, kniet während der Nationalhymne. © AP / Chris Carlson
Christoph Ribbat im Gespräch mit Gesa Ufer |
In jüngster Zeit protestieren US-Footballspieler in den Stadien gegen Rassismus, indem sie vor oder während der Nationalhymne niederknien. Ein publikumswirksamer Protest, findet der Amerikanist Christoph Ribbat - auch wenn nicht nur Donald Trump negativ reagiert.
Für US-Präsident Donald Trump sind sie "Hurensöhne" - jene amerikanischen Footballspieler, die in jüngster Zeit verstärkt dem Beispiel Colin Kaepernicks folgen und beim Abspielen der Nationalhymne niederknien oder ganz fernbleiben. Damit wollen sie gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA demonstrieren.
Der Protest sei "extrem publikumswirksam", sagte der Amerikanist Christoph Ribbat im Deutschlandfunk Kultur. "Das trifft schon so die amerikanische Mentalität ins Herz, weil Football wirklich der Sport von amerikanischen Patrioten ist."
Das erklärt dem Paderborner Wissenschaftler zufolge auch, dass die Proteste von den Zuschauern nicht durchweg positiv aufgenommen werden. "Wenn jetzt im Football dieses Forum genutzt wird für solche kritischen Gesten, dann kann das schon sein, dass es einige Leute gibt, die da zu Buh-Rufen neigen, weil sie sich wahrscheinlich dann getroffen fühlen und sagen: Jetzt verliert auch noch diese Sportart sozusagen ihren Patriotismus."

In der Tradition von Muhammad Ali

Mit ihrem antirassistischen Protest knüpfen die Sportler Ribbat zufolge an historische Vorbilder an, zum Beispiel bei den Olymischen Spielen 1968:
Damals reckten die US-Medaillengewinner Tommie Smith und John Carlos während der Siegerehrung die Faust als Zeichen für Black Power - "was keine spontane Geste war, sondern wirklich eine politische Geste", betont Ribbat. Auch andere US-Sportler der Vergangenheit, zum Beispiel der Boxer Muhammad Ali, nutzten ihre Popularität, um gegen Rassismus zu protestieren.
Der Schwergewichtsboxer Cassius Clay (Muhammad Ali), vor dem Gericht zur Verhandlung seiner Verweigerung in das US-Miltär eingezogen zu werden (Houston, Texas).
Der Schwergewichtsboxer Cassius Clay (Muhammad Ali), vor dem Gericht zur Verhandlung seiner Verweigerung in das US-Miltär eingezogen zu werden (Houston, Texas).© imago/United Archives International
Ribbat äußert sich vorsichtig optimistisch, dass der Protest der schwarzen Footballspieler Wirkung zeigen könnte: "Bekanntermaßen sind die USA im Moment ein ziemlich zerrissenes Land", räumt er ein. "Aber ich glaube schon, dass man Leute darüber erreicht, dass eben diese Helden, diese Muskelpakete, dass die eben offensichtlich sich nicht nur mit Sport beschäftigen und nicht nur damit beschäftigen, wie sie ihren Bizeps trainieren, sondern auch darüber nachdenken, was in amerikanischen Städten passiert, über Polizeigewalt, über strukturellen Rassismus."
Das sende eine intensive Botschaft aus, so der Kulturwissenschaftler. "Gerade an Leute, die normalerweise nicht so über politische Dinge nachdenken."
(uko)
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