Trump-Hotel wird verkauft

Ein Kunstwerk aus Geschmacklosigkeit

06:09 Minuten
Das Trump Hotel im November 2020. Über dem mächtigen Portal wehen US-Flaggen. Das Hotel befindet sich in einem mächtigen Gebäude im neuromanischen Stil, das früher Hauptpostamt der USA war.
Das Trump Hotel im November 2020. Staatsgäste haben gern in dem Hotel übernachtet, sagt Nikolaus Bernau. © imago images/ITAR-TASS
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Timo Grampes |
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Einst war es das Hauptpostamt für die USA, später kauften es Trump-Konzerne und 2016 eröffnete es als Trump International Hotel. Nun soll das Gebäude erneut den Eigentümer wechseln. Für den Trump und seine Unternehmen wird es wohl ein Super-Geschäft gewesen sein.
Der Verkauf des Trump International Hotels in Washington soll in diesem Monat abgewickelt werden. Nach ersten Berichten im November im vergangenen Jahr, durch die der Deal öffentlich bekannt wurde, hat auch Regierungsbehörde ihren Segen gegeben, die das tun musste.

Bombendeal für den Trump-Konzern

Die U.S. General Services Administration billigte den Deal über 375 Millionen Dollar zwischen der Trump Organisation und der CGI Merchant Group aus Miami, die plant, das Hotel wenige Blöcke vom Weißen Haus entfernt weiter als Hotel betreiben zu lassen – dann als Waldorf Astoria.
Architekturkritiker Nikolaus Bernau spricht von einem "Bombendeal für den Trump-Konzern". Es sei nicht genau bekannt, wie viel das ehemalige Hauptpostamt der ganzen Vereinigten Staaten im neuromanischen Stil gekostet habe: "Aber man geht davon aus, dass etwa eine Rendite von 200 Prozent draufliegt."
Unternehmen des Immobilienmagnaten und späteren US-Präsidenten Donald Trump hätten das Gebäude um 2010 erworben, parallel zu seiner Karriere als Politiker habe das Hotel 2016 dann seinen Betrieb aufgenommen.

Peinliche und großartige Opulenz

Das Hotel sei mit einer Opulenz eingerichtet, "die derartig peinlich ist, dass sie schon wieder großartig ist", sagt Nikolaus Bernau. Die Polster seien wirklich üppig, es gebe tolles Porzellan und ebenso tolle Gläser und nur Silberbesteck, überall sei Marmor und Granit und überall höre man zarte Musik.
Bernau hat sich sogar die Toiletten angeschaut und sagt schließlich zu dem Hotelbau: "Das ist durch die Bank total geschmacklos gemacht worden und dadurch wieder wirklich ein Kunstwerk geworden – weil alles stimmt: Da ist nirgendwo gespart worden, sondern da hat man in jeder Ecke investiert und man hat immer das Teuerste geholt und immer das Wichtigste – und das war auch das Erfolgsrezept."
Schon die Übernahme sei ein gigantischer Skandal gewesen, sagt Bernau, weil von vornherein klar gewesen sei, dass das "unter allerhöchstem amerikanischem Denkmalschutz stehende Gebäude" vollständig umgebaut werden würde. "Das ist dann auch passiert: Da drin ist überhaupt nichts mehr zu spüren von dem alten Amtsgebäude, das ja so ein Postamt letztlich war."

Politik und Hotelgäste

Einnahmen seien auch aus politischen Anlässen entstanden: "So hat Donald Trump schon die Feier seines Sieges über Hillary Clinton in diesem eigenen Hotel geplant: Die Republikanische Partei musste dann erst mal eine Million Dollar als Miete für die Räume an Donald Trump respektive seine Konzerne überweisen", sagt Bernau.
Trumps Finanzminister Steven Mnuchin habe laut "New York Times" dort auf Kosten der Bundeskasse gewohnt, schildert Bernau weiter, Saudi-Arabien bei der Inaugurations-Party für Trump 190.000 Dollar als Miete überwiesen und 78.000 Dollar für Services noch obendrauf.
"Da haben alle großen christlichen Verbände, die Republikaner, die Erzkonservativen in USA gemietet", führt unser Kritiker an, "praktisch jeder halbwegs totalitäre Staat, der was auf sich hielt, hat dort gemietet. Und immer ging das Geld an Trump."
Bernau glaubt, dass das Hotel jetzt verkauft wird, weil die Hochzeit der Trump-Mania vorbei sei: "Das ist jetzt auch nicht mehr ganz okay, dass man in so unglaublichem Luxus und so unglaublichem Protz existiert – und das kann man nicht anders bezeichnen als Protz."
Er geht auch davon aus, dass das Hotel als Waldorf-Astoria etwas abspeckt – "schon der Betriebskosten wegen".
(mfu)

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