Donald Trump kandidiert wieder

Angeschlagener Kandidat ohne neue Erzählung

07:30 Minuten
Der frühere US-Präsident Donald Trump erklärt seine Kandidatur.
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seine Kandidatur für die nächste Wahl 2024 erklärt, muss sich aber zunächst in den parteiinternen Vorwahlen der Republikaner gegen andere Mitstreiter durchsetzen. © picture alliance / AP / Rebecca Blackwell
Johannes Hillje im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
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Der Aufstieg von Donald Trump sei zwar untrennbar mit den sozialen Medien verbunden, aber eben auch sein Abstieg, sagt Kommunikationsberater Johannes Hillje über den früheren US-Präsidenten. Der hat seine Kandidatur für die Wahlen 2024 erklärt.
Begleitet von großem Medienrummel hat der frühere US-Präsident Donald Trump in Florida seine erneute Kandidatur bei den US-Wahlen 2024 bekannt gegeben. Seine Ankündigung kommt nur eine Woche nach den Parlaments- und Gouverneurswahlen in den USA, bei denen die Republikaner anders als erwartet keinen spektakulären Sieg einfahren konnten.
Trump, der sich lautstark in den Wahlkampf einmischte und zahlreiche rechte Kandidaten öffentlich unterstützte, wird für das schlechte Ergebnis mitverantwortlich gemacht. Das könnte sein Vorhaben nun erschweren: Denn um am Ende tatsächlich als der offizielle Kandidat seiner Partei für die Präsidentenwahl 2024 ins Rennen zu gehen, muss Trump sich in parteiinternen Vorwahlen behaupten.

Trump verklärt seine Amtszeit

"Er macht da weiter, wo er 2020 aufgehört hat", sagt der Kommunikationsberater Johannes Hillje über Trumps Auftritt. "Trumps Feindbilder sind gleich geblieben: Migranten, die Medien, natürlich die Demokraten und das, was er die radikale Linke nennt."
Der frühere US-Präsident verkläre seine Amtszeit vollkommen. "Sein Angebot an die Wählerschaft ist, zu diesen großartigen und glorreichen Jahren zurückzukehren."
Trump sei ein angeschlagener Kandidat, der keine neue Erzählung anzubieten habe, so Hillje.

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Der republikanische Politiker habe bereits vorher einen Spannungsbogen aufgebaut und darauf eine Resonanz gefunden, sagt der Kommunikationsberater. Seine "Ankündigung der Ankündigung" vor den Midterms-Wahlen sei von einigen bereits als Kandidatur interpretiert worden.
Doch gerade die Midterms haben gezeigt, dass die Aussicht auf seine Kandidatur den Republikanern keinesfalls geholfen habe, so Hillje weiter.
"Die Aufmerksamkeit, die Trump wollte, hat er zwar bekommen, aber anders als 2016 lebt Trump nicht mehr allein von seiner Aufmerksamkeit." Viele US-Bürger wüssten bereits, wie er regiert habe.

Opfer der eigenen Lüge

Wer Trumps Erzählung von der angeblich "gestohlenen Wahl" 2020 geglaubt habe, sei vermutlich jetzt nicht zu den Midterms gegangen, so Hillje. "Die sind wahrscheinlich eher zu Hause geblieben." Trump dürfte damit Opfer seiner eigenen Lüge geworden sein.
"Wenn man glaubt, dass die Wahlen gefälscht wurden, hat man logischerweise weniger Motivation, daran teilzunehmen." Das sei wohl auch der Grund, weshalb Trump bei seinem Auftritt am Dienstag seine Lüge von der angeblichen Wahlfälschung nicht wiederholt habe, meint Hillje.
Anders als 2016 sei Trump heute bei Facebook, Twitter, Instagram und YouTube gesperrt. Seine eigene Plattform "Truth Social" habe gerade einmal zwei Millionen Nutzer. Das sei bei 150 Millionen Wählerinnen und Wählern viel zu wenig. "Trumps Aufstieg ist natürlich untrennbar mit den sozialen Medien verbunden, aber sein Abstieg eben auch ein Stück weit."
Auflauf vieler Medienvertreter, die über die Kandidatur des früheren US-Präsidenten Donald Trump berichten.
Die US-Medien hätten im Umgang mit Donald Trump viel dazu gelernt, sagt der Kommunikationsberater Johannes Hillje. © picture alliance / AP / Rebecca Blackwell
Im Umgang mit Trump hätten die US-Medien eine Lernkurve hingelegt, so der Kommunikationsberater. Auch manche deutsche Medien hätten dazugelernt, aber nicht in dem Maße wie ihre US-Kollegen. "Man kann über einen demokratiefeindlichen Politiker nicht auf die gleiche Weise berichten wie über demokratietreue Politiker."
Wenn Trump lüge, werde diese Lüge nicht mehr uneingeordnet verbreitet, beispielsweise in einer Überschrift. "Entgegen der Fakten sagte Trump", sei inzwischen bei seriösen US-Medien üblich. So habe die Zeitung "New York Times" heute über Trumps Rede in der Überschrift geschrieben: "Trump verkündet Kandidatur, wiederholt Lügen und beschönigt seine Bilanz."
Auf diese Weise machten sich die Medien nicht mehr zum Verstärker von Trumps Lügen, wie sie es noch 2016 gemacht hätten, sagt Hillje.
(gem)
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