Tilo Jung, geboren 1985 in Malchin, ist ein deutscher Journalist und Podcaster. Seine Selbstbezeichnung lautet "freier Chefredakteur" des Interview-Formats Jung & Naiv. In den Jahren 2013 und 2014 war Jung Moderator beim deutschen Fernsehsender Joiz. Seit Frühjahr 2014 ist Jung Mitglied der Bundespressekonferenz in Berlin und veröffentlicht regelmäßig seine dort gestellten Fragen und die erhaltenen Antworten auf seinem Portal und auf YouTube.
"Das hilft ihm bei seiner Basis"
Nach einem Streit mit US-Präsident Donald Trump hat das Weiße Haus dem CNN-Journalisten Jim Acosta die Akkreditierung entzogen. Der Journalist Tilo Jung erwartet von den US-Kollegen Solidarität: Sie sollten die Akkreditierung für das Weiße Haus zurückgeben.
Nach dem Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem CNN-Reporter Jim Acosta bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus hat die Präsidialverwaltung die Akkreditierung "bis auf weiteres" entzogen. Zur Begründung hieß es, dass Acosta sich mehrfach geweigert habe, das Mikrofon einer Mitarbeiterin des Weißen Hauses zurückzugeben und diese berührt habe. Trump beschimpfte Acosta unter anderem als "unverschämte, fürchterliche Person" und "Feind des Volkes".
Dass Trump ausgerechnet Acosta beschuldige, finde er wahnwitzig, sagte unser Studiogast, der Journalist Tilo Jung, im Deutschlandfunk Kultur. "Jim Acosta ist wirklich einer der besten White House Korrespondenten." Trump führe ein Theaterstück auf und versuche bewusst vor den Kameras, die Konfrontation mit den Medien zu suchen. "Das hilft ihm bei seiner Basis", sagte Jung. Die Zwischenwahlen seien zwar gerade vorbei, aber der nächste US-Wahlkampf habe bereits begonnen. Schließlich wolle Trump in zwei Jahren als Präsident wieder gewählt werden und seine Wähler schätzten diesen Umgang mit den Medien.
Debatte um manipuliertes Video
Zu dem Vorwurf, der CNN-Journalist habe die Mitarbeiterin beim Gerangel um das Mikrofon ungebührlich angefasst, sagte Jung, es habe sogar den Versuch gegeben, das Video zu manipulieren. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, habe eine Version des Videos getwittert, die das angebliche Grabschen schlimmer gezeigt habe, als es gewesen sei.
Jung sprach sich dafür aus, dass alle anderen US-Korrespondenten im Weißen Haus aus Solidarität ebenfalls ihre Akkreditierungen zurückgeben sollten. Allerdings rechne er nicht damit, sagte der Journalist.
Erfahrungen auf einer Trump-Rally
Vor zwei Jahren habe er selbst seinen 31. Geburtstag bei einer Trump-Rally in Pennsylvania verbracht, sagte Jung. Damals habe er sich auch als Journalist akkreditieren lassen wollen, aber die US-Kollegen hätten ihm aus Sicherheitsgründen dazu geraten, sich lieber mit einer Trump-Mütze inkognito unter das Publikum zu mischen. "Wir waren in so einem Eishockey-Stadion vor 10.000 Menschen und wann immer es um die Presse ging, wurden die wirklich beschimpft", erinnerte sich Jung. Die Leute hätten sich zum Presse-Pulk umgedreht und später draußen den Journalisten aufgelauert. Einige hätten sogar ihre Waffen außerhalb des Stadions in den Büschen versteckt. Ein etwa 80-jähriger Kriegsveteran habe beispielsweise mit einem Messer bewaffnet auf einen CNN-Reporter gewartet. "Das fand ich einfach nur Wahnsinn."
Anders bei Bundespressekonferenz
Ganz anders als in Washington seien die Verhältnisse in der Bundespressekonferenz (BPK) in Berlin, sagte Jung, der von dort regelmäßig für sein Online-Portal "Jung und Naiv" berichtet. "Das ist unser Verein", sagte das Mitglied der Bundespressekonferenz, in der Hauptstadtjournalisten Vereinsmitglieder werden können. "Dort entscheiden die Journalisten, wer die Fragen stellt." Wenn allerdings im Bundeskanzleramt eine Pressekonferenz stattfinde, laufe das anders. Dort entscheide der Regierungssprecher Steffen Seibert, wer drankomme.