Prominente US-Musiker beziehen im Wahlkampf Stellung
Die USA ist gespalten: Ex-First Lady Hillary Clinton oder Multimilliardär Donald Trump? Eine mediale Schlammschlacht ist im Gange, bei der Pop- und Rockstars für ihren Favoriten werben. Unser Korrespondent hat einige dieser Superstars getroffen.
Cher: "Dieses Land ist einfach peinlich. Deshalb würde ich zuerst sämtliche Mitglieder der Tea Party rausschmeißen und ein Gesetz erlassen, dass man nicht alle Entscheidungen im Kongress boykottieren und die USA vor die Hunde gehen lassen kann, nur weil man den Präsidenten nicht mag. Diese Leute lassen lieber alles in Flammen aufgehen, statt mit Obama zu kooperieren. Und so etwas habe ich noch nie erlebt. Dabei habe ich schon elf Präsidenten mitgemacht. Ich hoffe, das ändert sich wenn Hillary das Amt übernimmt. Ich würde mich eher von einem Hochhaus stürzen als einen Republikaner wählen."
Klare Worte von einer Frau, die ihre "fellow Americans" wachrütteln will. Da ist Cher, die große alte Dame der Unterhaltungsindustrie, genauso leidenschaftlich wie viele Musiker ihrer Generation. Denn gerade die baby boomer, die aus dem blue collar-Umfeld, also aus der Arbeiterklasse stammen, sind es, die am lautesten gegen Donald Trump wettern. Weil er für genau das steht, was sie schon im den späten 60ern bekämpft haben: Eine gefährliche Mischung aus Arroganz, Engstirnigkeit und Machtgier. Wobei das natürlich auch seinen Reiz ausübt. Etwa auf Nationalisten wie Ted Nugent oder Ex-Bee Gee Barry Gibb, der seit sechs Jahren US-Bürger ist.
Barry Gibb: "Ich mag Trumps Wut und seine Energie. Also, dass er die Dinge anfassen will - gerade was die Wirtschaft betrifft. Das scheint er es ernster zu meinen als Hillary. Und am Ende des Tages erhält derjenige die meisten Stimmen, der wirklich etwas bewegen will. Insofern bin ich ein Trumper."
Wut gegen Schule, Frauen und Immigranten
Doch gerade die Wut und die Anfeindungen gegen Ausländer, Frauen, Immigranten, Schwule & Lesben und alles, was Barack Obama während seiner achtjährigen Amtszeit bewerkstelligt hat, lässt den Großteil der amerikanischen Musiker für Hillary Clinton stimmen. Selbst, wenn die ehemalige Außenministerin von vielen nur als Notnagel für den weitaus beliebteren Bernard Sanders, den Senator von Vermont, empfunden wird. Und sollte sich Trump am Ende tatsächlich durchsetzen, denken viele über Landflucht und Exil nach. Wie Shirley Manson von Garbage, Suzanne Vega oder Graham Nash.
Graham Nash: "In den letzten Monaten habe ich oft darüber nachgedacht. Und ich habe keine Ahnung, was ich tun werde. Europa sieht zwar gut aus, aber auch da gibt es Probleme. Gerade in Deutschland, wo die Rechten immer stärker werden. Dasselbe gilt für Frankreich mit Le Pen, England mit Corbyn und die USA. Können sie sich vorstellen, dass der Nominierte der Republikaner mit der Größe seines Penis prahlt? Wir haben ein echtes Problem."
Die ganze Welt ist polarisiert
Dabei, so sind sich die meisten einig, sind im Grunde weder Clinton noch Trump die geeignete Person für das höchste Amt im Staat. Beide haben mindestens so viele Gegner wie Befürworter, besitzen etliche Macken, liefern jede Menge Angriffsfläche und polarisieren die USA wie die Welt. Weshalb Kid Rock, oft als Redneck und Hillbilly verschrien, einen qualifizierteren und frischeren Kandidaten fordert.
Kid Rock: "Ich wünschte, es gebe jemand neuen, der alle Amerikaner anspricht. Und der die Wahrheit sagt. Wobei es egal ist, woher er kommt und was er früher gemacht hat. Mein Traumkandidat wäre jemand, der beim Militär war, der gebildet ist, sich in der Wirtschaft auskennt und die Bedürfnisse der Leute versteht. Der etwas dagegen tut, dass dieses Land so gespalten ist und der uns wieder vereint. Wobei es mir egal ist, ob es sich um einen Demokraten oder Republikaner handelt. Ich bin zwar gegen Abtreibung, aber meiner Meinung nach hat jede Frau das Recht, das selbst zu entscheiden. Und ich bin kein Fan von Schwulen- und Lesben-Ehen – aber: Who cares? Das ist doch unwichtig im Vergleich zu unseren echten Problemen."
Mit dem kleineren Übel abfinden
Doch einen Kandidaten, der all das in sich vereint und dem Land zu Aufschwung und Glanz verhilft, scheint es aktuell nicht zu geben. Deshalb muss man sich – sagt zum Beispiel Alicia Keys – notgedrungen mit dem kleineren Übel abfinden. Und das ist Hillary Clinton – mit einem hauchdünnen Vorsprung von 47,8 zu 42,3 Prozent. Sollte es am 8. November aber tatsächlich zum zweiten D-Day, zum Donald-Day, kommen, wird Amerika das auch überleben. Meint Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers:
"Ich glaube nicht, dass sich dieses Land groß verändert – egal, wer Präsident ist. Schlimme Dinge können auch so passieren. Wie bei Bush, dessen Einmarsch in den Irak einfach eine schlechte Idee war. Und Präsidenten, die Kriege aus Profitsucht starten, sind furchteinflößend. Aber ich weiß nicht, ob Trump der Typ ist. Ich würde eher sagen: Man muss keine Angst haben, weil er ein egomaner Möchtegern aus dem Reality-TV ist. Er wird die Welt garantiert nicht verändern."