Stehen wir vor einem Handelskrieg mit den USA?
Die USA müssen ihre Arbeiter beschützen, erklärt US-Präsident Donald Trump auf Twitter. Die Stahlindustrie sei in schlechter Verfassung. Er will darum Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe erheben. Die EU und andere Handelspartner kündigten Gegenmaßnahmen an.
Der Präsident gibt sich unbeeindruckt von der zahlreichen Kritik. Er twitterte, Handelskriege seien gut und leicht zu gewinnen - wenn ein Land Milliarden Dollar im Handel verliere, mit nahezu jedem anderen Land. Es komme darauf an, andere genauso zu besteuern wie sie die USA besteuerten. Darum soll es jetzt Strafzölle auf Stahl und Aluminium geben, um den jeweiligen Industrien zu helfen.
Trump: "Sie sind sehr unfair behandelt worden: Durch schlechte Gesetze, schlechte Handelsverträge, von anderen Ländern. Wir werden unsere Stahlindustrie wieder aufbauen, wir werden unsere Aluminium-Industrie wieder aufbauen."
Trump hörte nur auf den Handelsminister
Vor Trumps Ankündigung muss es im Weißen Haus Chaos gegeben haben. Mehrere Mitarbeiter versuchten, den Präsidenten davon abzuhalten, neue Zölle anzukündigen. Am Ende hörte er aber auf seinen Handelsminister, der ihm die Zölle auf Stahl und Aluminium vorgeschlagen hatte. Details sind bislang noch unklar, zum Beispiel, für welche Länder die Zölle am Ende gelten sollten.
Lob gab es für die Entscheidung von Gewerkschaften, einigen Demokraten und der US-Stahlindustrie.
David Burritt ist der Chef von US Steel: "Das ist entscheidend für die Interessen der USA, das ist unser Moment. Wir wollen Chancengleichheit, für unsere Angestellten, unsere Kunden. Das ist gut für die USA, wir müssen das schaffen."
Besonders in seiner eigenen Partei stieß der Präsident aber auf heftigen Gegenwind: Der republikanische Senator Ben Sasse widersprach Trump: Handelskriege gewinne man niemals: "Das ist linke Wirtschaftspolitik, wir haben es immer wieder probiert, jedes Mal haben amerikanische Familien gelitten. Es ist schlechte Politik."
Davon sind auch viele Experten überzeugt. Sie verweisen darauf, dass Strafzölle vielleicht der Stahl- und Aluminiumindustrie helfen. Sie schaden aber anderen wichtigen Industrien, zum Beispiel den Autoherstellern. Die Folge könnten höhere Preise für Konsumenten sein, für Autos oder Bier. Aluminium für die Getränkedosen könnten teurer werden.
Kursverluste an den Börsen
Außerdem warnen viele davor, andere Länder könnten die USA für die Zölle bestrafen. Davon wären Branchen betroffen, die auf den Export angewiesen sind, die Landwirtschaft zum Beispiel. Adam Posen, der Präsident des Petersons Instituts, schimpfte darum:
"Man zerstört das ganze Handelssystem für eine Industrie mit 80.000 Jobs. Sie hat schon 160 Schutzmaßnahmen gegen chinesischen Stahl. Es ist einfach dumm. Trump sprach im Wahlkampf von den inkompetenten Leuten in der Regierung, dass er es besser machen wollte. Dies ist fundamental inkompetent, korrupt oder töricht."
Die Sorgen werden von den Händlern an den Börsen geteilt: Nach Trumps Ankündigung gab es Kursverluste. Das kann nicht im Sinne des Präsidenten sein, der sich selbst in der Vergangenheit für den Aufschwung an den Börsen feierte.
Über das Thema sprachen wir mit Mischa Ehrhardt, Wirtschaftskorrespondent für den Deutschlandfunk:
Wen treffen die Zölle am meisten?
Überraschenderweise nicht China! Denn China steht nur auf Platz 10 der Liste der Stahl exportierenden Länder in die USA. Auch wenn Donald Trump die Zölle mit angeblich unfairen Handelspraktiken Chinas begründet hat.
Was bedeuten Zölle für die deutsche Wirtschaft?
Unternehmen wie Thyssenkrupp sehen die Sache noch gelassen. Das USA-Geschäft habe nur einen geringen Anteil am Geschäft insgesamt. Sollte es aber zu einem Handelskrieg kommen, werden vor allem Export-Nationen darunter leiden – also auch Deutschland.
Hilft das der US-Stahlindustrie?
Es könnte ihr helfen – wenn dann mehr inländischer Stahl nachgefragt würde. Einige Beobachter bezweifeln das. Zudem ist der Preis wahrscheinlich hoch. Denn die USA würden es sich mit vielen wichtigen Handelspartnern verscherzen.