Der Präsident verordnet "schöne" Architektur
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Donald Trump hat per Dekret bestimmt, dass Staatsarchitektur künftig "beautiful" zu sein habe. Bleibt es dabei, würde nur noch "klassizistische Anti-Moderne" gebaut, sagt der Architekturkritiker Nikolaus Bernau.
Man mag es nicht glauben, aber Donald Trump regiert noch. Gestern hat er einen Executive Order erlassen, dass die Staatsarchitektur der USA künftig "beautiful" sein solle. Trump sei dabei im ganz klassischen Sinne ein Konservativer, der eine bestimmte geschmäcklerische Vorstellung habe, sagt der Architekturkritiker Nikolaus Bernau: "Nämlich die, dass die Staatsarchitektur der USA sich irgendwie an klassizistischen Modellen orientieren soll, wie sie seit der Renaissance entstanden sind, in Westeuropa im Wesentlichen."
Trump trenne das jedoch scharf von dem, was ein Privatmann machen darf: Seine eigenen Bauten seien ja ein bisschen auf der Ebene "Velourstapete mit röhrendem Hirsch davor", mit viel Blingbling, sehr viel Gold und braunem Glas – "er liebt braunes Glas". Die Staatsarchitektur aber müsse nach Trumps Vorstellung überzeitlich sein, die müsse in die Zukunft und die Vergangenheit weisen. Das sei eine klassische Position zur Architektur in den USA, wie sie seit 1780 bestehe. Der Staat solle demnach machtvoll repräsentieren mit Säulen, Giebeln und breiten Treppen.
"Vollkommer Irrwitz"
Der US-Architektenverband habe sich sofort gegen Trumps Dekret gestellt, das einen "neoklassischen Stil" für staatliche Bauten verlangt, berichtet Nikolaus Bernau: "Die haben gesagt: Das ist vollkommener Irrwitz, dass wir jetzt wieder anfangen, mit römischen und griechischen Säulen zu arbeiten oder in den Formen des Art Déco wie unter Präsident Roosevelt in den 1930er-Jahren mit großen geschlossenen Wänden, mächtigen Fassaden und am besten noch mit Bronze-Dekor." Die Architekten verlangten eine größere Freiheit, viele Wettbewerbe und vor allem, dass Architektur weiterhin lokal verbunden sei.
Doch der größte Teil der Konservativen in den USA – dazu gehöre Trump in diesem Fall – finde die in den vergangenen 40 Jahren entstandene Architektur fürchterlich und lehne sie ab, so Bernau. Von dem gewählten neuen US-Präsidenten Joe Biden sei auch keine sofortige Kehrtwende zu Trumps Dekret zu erwarten: "Das ist extrem unwahrscheinlich. Biden lebt auch sehr konservativ, er findet diesen Kanon von klassizistischer Innenarchitektur durchaus richtig. Zweitens hat er wirklich Anderes zu tun, als sich jetzt um irgendwelche Gestaltungsrichtlinien zu kümmern. Da muss man schon Präsident im Abgang sein, um da noch ein großes Dekret zu erlassen."
(cre)