Trumps verheerende Außenpolitik

Lasst uns nicht mit ihm allein!

Donald Trump während einer Pressekonferenz im Garten des Weißen Hauses
Donald Trump während einer Pressekonferenz im Garten des Weißen Hauses © dpa picture alliance/ Ron Sachs
Von Max Paul Friedman |
In drei Wochen treffen sich die Staats- und Regierungschefs der größten 20 Industrieländer in Hamburg. Der Größte unter den Großen wird die meiste Aufmerksamkeit bekommen. Der amerikanische Historiker Max Paul Friedman bittet in seinem Politischen Feuilleton darum, dafür nicht die ganze USA verantwortlich zu machen.
Nach seinen Lobgesängen auf Putin, Erdogan, Duterte, al-Sisi und König Salman könnte man sich fragen: Gibt es irgendwo einen Diktator, den Donald Trump nicht mag? Doch, auf Kuba. Allerdings hat Trump mit seinen jüngsten Äußerungen vor Exilkubanern in Miama nicht nur Obamas Annäherungspolitik an Raúl Castro beschädigt, sondern auch die Möglichkeiten für Amerikaner auf der Insel zu investieren eingeschränkt - während die Russen und die Chinesen dort schon Gewinne machen.
Trump scheint nicht begriffen zu haben, dass Fidel Castro elf U.S.-amerikanische Präsidenten überlebte, trotz Embargo und CIA-Attentaten mit vergifteten Zigarren. Nach seinem Tod im November erzählten sich die Kubaner folgenden Witz: Fidel hatte geschworen, die Erde erst zu verlassen, wenn er sich der Zerstörung der Vereinigten Staaten endgültig sicher sein könnte. Mit dem Wahlsieg von Donald Trump durfte er endlich in Frieden ruhen.

Von Belgien bis Australien ist das Vertrauen der Verbündeten erschüttert

Seitdem schießt Trump in der Außenpolitik ein Eigentor nach dem anderen. Er schwächt die Glaubwürdigkeit der NATO und unterstützt so das strategische Hauptziel der Sowjetunion und Russlands seit 1949. Seine Kriegsdrohungen gegen Nordkorea und seine Launenhaftigkeit in wichtigen Fragen der internationalen Politik erschüttern das Vertrauen unserer Verbündeten von Brüssel bis zu den Antipoden. Australische Sicherheitsbeamter flüstern, dass sie zum ersten mal seit dem Ersten Weltkrieg nicht bereit sind, an der Seite Amerikas überallhin mitzumarschieren.

America Last

Trumps "America First" bedeutet für die Interessen unseres Landes eher "America Last". Was er betreibt, ist kein Isolationismus, sondern Unilateralismus mit wenig Geschick. Er macht den Iran für den internationalen Terrorismus verantwortlich. Und das, obwohl die Iraner gerade einen Reformer gewählt haben und gegen sunnitischen Terroristen wie Al-Kaida und den Islamischen Staat kämpfen - während Saudi-Arabien diese Terrorgruppen ideologisch und finanziell unterstützt hat.
Trump tanzte mit den Saudis und lobte die Blockade von Katar durch Riad. Erst danach erfuhr er, dass die USA in Katar mit 10.000 Soldaten ihre größte Militärbasis im Nahen Osten unterhalten. Trumps Außenminister Rex Tillerson und Verteidigungsminister Mattis haben mittlerweile ihre Amtskollegen gebeten, die Aussagen des Präsidenten nicht zu ernst zu nehmen - er sei keine zuverlässige Quelle der amerikanischen Außenpolitik. Und das Pentagon genehmigte schnell den Verkauf von dutzenden von Kampfjets an die Kataris.
"We are still in" - kein geeintes Amerika
Doch der Präsident bestimmt die außenpolitischen Richtlinien der USA, auch gegen den Willen des Volkes. Nach dem Ausstieg aus dem Weltklimavertrag von Paris steht Amerika vermeintlich allein gegen 194 Länder. Aber selbst in der Trump-Ära steht nicht ein geeintes Amerika gegen die Welt. 70 Prozent der Amerikaner sind für den Pariser Vertrag.
Die Bewegung "We are still in", "wir bleiben drin", umfasst hunderte amerikanischer Städte und Universitäten, Bundesstaaten wie Kalifornien und New York, und Firmen von Apple bis Walmart. In einem offenen Brief an die internationale Gemeinschaft erklären sie, dass sie, unabhängig von der Regierung, alles tun werden, um das Pariser Abkommen zu erfüllen.
Ähnlich ist es mit Kuba. Nur 18 Prozent der Bevölkerung ist gegen Obamas Annäherungspolitik, und viele versuchen trotz Trumps neuer Regelung die Insel zu besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen. Trump ist, anders als der Witz behauptet, nicht das Ende von Amerika. Aber die Mehrheit der Amerikaner erkennt, dass er weit mehr als nur unseren Ruf gefährdet.

Max Paul Friedman ist Geschichtsprofessor an der American University in Washington.

Sein Buch "Rethinking Anti-Americanism" ("Antiamerikanismus umdenken") erschien bei Cambridge University Press.

Der Historiker Max Paul Friedman
© American University / Jeff Watts
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