Simbabwes bekannteste Schriftstellerin

Tsitsi Dangarembga droht Haft

06:55 Minuten
Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga blickt vor dunkelblauem Hintergrund nachdenklich in die Kamera.
Preisträgerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels: Tsitsi Dangarembga. © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
Barbara Groeblinghoff im Gespräch mit Axel Rahmlow |
Audio herunterladen
Tsitsi Dangarembga droht in ihrer Heimat eine Haftstrafe – wegen angeblicher Aufrufe zu Gewalt. Ein Fake-Prozess, wie er in dem repressiven Land gang und gäbe ist, sagt Barbara Groeblinghoff von der Friedich-Naumann-Stiftung.
Tsitsi Dangarembga ist Simbabwes bekannteste Schriftstellerin. Im vergangenen Jahr hat sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen – auch, weil sie für die Freiheitsrechte in ihrem Heimatland Simbabwe eintrete, hieß es in der Begründung der Jury.
Dem dortigen Regime scheint sie ein Dorn im Auge zu sein. Ein Gericht, das dem Präsidenten des Landes direkt unterstellt ist, droht die Schriftstellerin nun ins Gefängnis zu bringen – wegen angeblicher Aufrufe zu Friedensbruch und öffentlicher Gewalt.

Regime in Simbabwe erfindet Tatbestände

Das Regime verfolge die Strategie, Menschen Fake-Tatbestände vorzuwerfen und sie deshalb einzusperren, sagt Barbara Groeblinghoff von der Friedrich-Naumann-Stiftung in Südafrika. "Dann werden diesen Leuten Kautionsauflagen aufgedrückt, und dann zögert man diese Prozesse immer wieder hinaus, um die Leute mürbezumachen."
Dies sei auch bei dem Prozess gegen Tsitsi Dangarembga, der sich bereits seit zwei Jahren hinziehe, der Fall. Dass die Verhandlung in der vergangenen Woche nun tatsächlich begonnen hat, hat Groeblinghoff "komplett überrascht".

Verunsicherung und psychischer Druck sind Kalkül

Die anhaltende Verunsicherung der Angeklagten sei Kalkül, so Groeblinghoff weiter. "Da ist permanenter Druck, auch finanziell." Anwälte müssten bezahlt werden, hinzu komme die psychologische Belastung, da Dangarembga eine erhebliche Freiheitsstrafe droht.
Wie die Schriftstellerin und eine weitere angeklagte Frau mit der Situation umgehen, weiß Groeblinghoff zwar nicht genau. Eine Kollegin, die den Prozess vor Ort beobachtet, berichte aber von zehrender Erschöpfung.

Seit Mugabe hat sich wenig geändert

Auch andere seien von derartigen Prozessen betroffen, so Groeblinghoff – "vor allem Journalistinnen und Journalisten und Leute, die politisch aktiv sind".
Simbabwe ist ein sehr repressives Regime. Nach dem Militärputsch und der Absetzung von Diktator Robert Mugabe vor fünf Jahre habe sich zunächst "viel gelockert". Allerdings seien "die Schrauben sukzessive wieder angezogen worden". Leider habe die Corona-Pandemie dem Regime "eine perfekte Steilvorlage geliefert", um alle möglichen repressiven Gesetze einzuführen.

Ausgang des Verfahrens ungewiss

Wie der Prozess gegen Tsitsi Dangarembga weitergeht, ist laut Groeblinghoff völlig offen. Bei dem nun anstehenden dritten Verhandlungstag werde die Staatsanwaltschaft den letzten Zeugen vernehmen und den Fall vor Gericht voraussichtlich abschließen.
Groeblinghoff erwartet, dass die Verteidigung fordern wird, das Verfahren einzustellen. Was danach geschieht und ob der Prozess möglicherweise ein weiteres Mal in die Länge gezogen werde, sei, so Groeblinghoff, "total ungewiss".
(ckü)
Mehr zum Thema