Autorin Tsitsi Dangarembga

Haftbefehl als Teil einer Zermürbungstaktik

07:22 Minuten
Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga blickt vor dunkelblauem Hintergrund nachdenklich in die Kamera.
Kämpft für Reformen: die Autorin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe. © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
Barbara Groeblinghoff im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Ein Gericht in Simbabwe hat Haftbefehl gegen die Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga erlassen. Man wolle an der Autorin ein Exempel statuieren, meint Barbara Groeblinghoff von der Naumann-Stiftung in Simbabwe.
Eigentlich sollte in ihrer Heimat über einen möglichen Freispruch im Prozess gegen Tsitsi Dangarembga entschieden werden. Doch die Autorin, die sich derzeit in Deutschland aufhält, ist aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Gericht erschienen. Daraufhin erließ die Richterin Haftbefehl. Ihr Anwalt hatte das Gericht bereits vergangene Woche über den Krankheitsfall informiert.

Haftbefehl „Teil einer Zermürbungstaktik“

Der Haftbefehl habe sie nicht überrascht, aber „entsetzt“, sagt Barbara Groeblinghoff. Die Projektleiterin der Friedrich-Naumann-Stiftung in Simbabwe hat den Prozess gegen Dangarembga in Harare beobachtet. Laut Groeblinghoff sei das Urteil des Gerichts „Teil der Zermürbungstaktik“, die der Staat seinen Menschen zumute. Dazu gehört nach Ansicht Groeblinghoff auch, dass Dangarembga innerhalb von zwei Jahren bereits das 27. Mal vor Gericht erscheinen musste.
Groeblinghoff nimmt an, dass Simbabwe an der bekannten Autorin und Filmemacherin ein Exempel statuieren will. Man zeige einem größeren Kreis von Simbabwern: „Guck mal, wenn wir das mit der machen können, überlegt Euch gut, was wir mit Euch alles machen können.“ Viele Simbabwer, die sich für Reformen einsetzten, treffe dasselbe Schicksal wie Dangarembga. Die Menschen würden durch Anklagen mürbegemacht, teilweise auch finanziell.

Autorin setzt sich für Reformen ein

Die Autorin setzt sich laut Groeblinghoff dafür ein, das Simbabwes Institutionen „demokratischer, offener und rechtsstaatlicher“ werden. Gleichzeitig wolle sie Reformen, „im Kleinen, in der Gesellschaft, in der Familie“. Simbabwe sei „ein sehr patriarchalisch geprägtes Land“. Es gebe etwa viel Gewalt gegen Frauen und Kinder. Auch dagegen trete Dangarembga ein.

Dangarembga steht in ihrer Heimat wegen angeblicher Aufwiegelung zur Gewalt vor Gericht. Die Autorin hatte an einer Demo für mehr Demokratie teilgenommen und dabei ein Schild hochgehalten, auf dem sie Reformen forderte. Im Interview erzählt sie, wie es Simbabwes Intellektuellen in der Opposition ergeht.

Dem Prozess könnte sich Dangarembga, die mit einem Deutschen verheiratet ist, eigentlich entziehen. Dass sie dennoch immer wieder vor Gericht erscheint, sei „Teil ihres Kampfes“. Das habe Dangarembga in Twitter-Nachrichten erklärt, so Groeblinghoff.

„Feste Rückreisepläne“

Bei der Einreise in ihr Heimatland droht der Autorin nun bereits am Flughafen die Verhaftung. Barbara Groeblinghoff geht nicht davon aus, dass es die Autorin abschrecken wird: „Soweit ich weiß, hat sie also ganz feste Rückreisepläne.“ Falls sie verhaftet werde, habe sie einen hervorragenden Anwalt. „Und der wird sich darum kümmern, der wird das nicht einfach so geschehen lassen.“
(tmk)

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