Programmtipp: Ab 23:05 Uhr sprechen wir in der Sendung "Fazit - Kultur vom Tage" mit dem Schriftsteller Imran Ayata über sein Buch "Mein Name ist Revolution", in dem der Nachtclub eine wichtige Rolle spielt.
IS bekennt sich zu Anschlag in der Silvesternacht
Die Terrormiliz IS hat den Anschlag auf einen Nachtclub in Istanbul für sich reklamiert. Laut Medienberichten wurden acht Verdächtige festgenommen - der Attentäter selbst ist offenbar nicht darunter und befindet sich weiter auf der Flucht. Unter den Todesopfern sind auch zwei Männer aus Bayern.
Die türkische Polizei hat acht Verdächtige festgenommen. Sie stünden im Zusammenhang mit dem Angriff in der Silvesternacht, berichtet die türkische Nachrichtenagentur Doğan. Details nannte sie nicht. Die Polizei setzt laut Doğan die Fahndung fort, der Attentäter sei offenbar weiter auf der Flucht.
Der IS hatte die Tat heute früh für sich reklamiert. In einer Erklärung der Terrororganisation im Internet heißt es, ein "Soldat des Kalifats" sei für das Attentat verantwortlich. Der IS erklärte, sein Chef Abu Bakr al-Bagdadi habe den Anschlag angeordnet. Die Türkei sei eine "Dienerin des Kreuzes". In dem Club hätten Christen gefeiert.
Nach türkischen Medienberichten deuten auch die bisherigen Ermittlungen der Polizei in Richtung der Terrororganisation. Nach Medienberichten vermuteten die Behörden bereits, dass der flüchtige Attentäter aus Kirgistan oder Usbekistan stammen könnte und mit dem IS zu tun habe. Quellen für die Informationen wurden nicht genannt.
Die Zeitungen "Hürriyet" und "Karar" melden zudem, die Ermittler sähen Parallelen zum Anschlag auf den Istanbuler Flughafen im vergangenen Sommer. Im Juni hatten mehrere Selbstmordattentäter mit Sturmgewehren das Feuer auf Reisende eröffnet, 45 Menschen wurden getötet. Damals wurden IS-Verdächtige festgenommen, die aus Kirgistan kamen.
Zwei Todesopfer aus Bayern
Bei dem Angriff auf die Silvesterfeier in dem bekannten Istanbuler Club Reina waren 39 Menschen getötet worden, darunter mindestens 26 Ausländer. Außerdem gab es knapp 70 Verletzte. "Wir gehen davon aus, dass zwei Todesoper ihren Wohnsitz in Deutschland hatten", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Einer der Männer habe sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsangehörigkeit, der andere offenbar nur die türkische. Beide wohnten demnach in Bayern. Bei dem Anschlag wurden den Angaben des Sprechers zufolge außerdem drei Deutsche verletzt, von ihnen schwebt keiner in Lebensgefahr. (In früheren Fassungen gab es noch unterschiedliche Angaben von Polizei und Stadt Landsberg zu den deutschen Opfern, wir beziehen uns nun auf die Angaben des Auswärtigen Amtes.)
Der Attentäter war kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den Club eingedrungen und hatte wahllos mit einem Schnellfeuergewehr auf die 700 bis 800 Besucher geschossen. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung und einem Großaufgebot an Polizei in der Stadt konnte der Täter unerkannt flüchten.
Weil der Club von vielen Ausländern besucht wird, war schon kurz nach der Tat ein islamistischer Hintergrund vermutet worden. Nach dem türkischen Einmarsch in Syrien hatte der Anführer der Terrormiliz IS im November zu Anschlägen in der Türkei aufgerufen.
Als Reaktion auf das Attentat hat die türkische Luftwaffe damit begonnen, IS-Ziele in Nordsyrien zu bombardieren. Auch russische Kampfflugzeuge hätten in eigenständigen Aktionen Stellungen der Terrormiliz angegriffen, hieß es von der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.
"Wir leben mit einer gewissen Paranoia", sagt die deutsch-türkische Journalistin und Autorin Cigdem Akyol, die in Istanbul lebt, nach dem Anschlag. Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur schildert sie, wie sich der Alltag in der türkischen Metropole durch die ständige Terrorgefahr verändert hat.
Der Journalist Boris Kálnoky war lange Korrespondent in Istanbul und erklärt, wofür das "Reina" in Istanbul steht (5:27 min.):
(rm/vic/jasi)