Türkei-Korrespondent der "Welt"

    Proteste gegen U-Haft für Deniz Yücel

    Ein Schild "# Free Deniz" ist am 25.02.2017 in Flörsheim (Hessen) an einem Kinderwagen befestigt. Der in der Türkei inhaftierte «Welt»-Journalist Deniz Yücel stammt aus Flörsheim.
    Nach der Inhaftierung von Deniz Yücel solidarisieren sich viele Menschen mit dem Journalisten. © dpa/ Andreas Arnold
    28.02.2017
    Nach der Anordnung der türkischen Untersuchungshaft für den "Welt"-Journalisten Deniz Yücel gibt es große Empörung in Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete das Vorgehen der Justiz als "bitter und enttäuschend".
    Der Gerichtsbeschluss sei "unverhältnismäßig hart", twitterte ihr Regierungssprecher Steffen Seibert.
    Für Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) sind es "schwierige Zeiten für die deutsch-türkischen Beziehungen": "Der Fall Deniz Yücel wirf ein grelles Schlaglicht auf die Unterschiede, die unsere beiden Länder offensichtlich bei der Anwendung rechtsstaatlicher Grundsätze und in der Bewertung der Presse- und Meinungsfreiheit haben."
    Bundesjustizminister Heiko Maas (ebenfalls SPD) hält kritische Berichterstattung für einen "fundamentalen Bestandteil demokratischer Willensbildung". Die türkische Untersuchungshaft für Deniz Yücel sei "mit unserem Verständnis von Pressefreiheit nicht vereinbar".
    Journalisten der "Welt" solidarisierten sich mit ihrem inhaftieren Kollegen.
    Reporter ohne Grenzen nannte die Vorwürfe gegen den türkischen Journalisten "absurd". Die Organisation erklärte: "Dass ein Korrespondent sich einer namhaften ausländischen Redaktion sich jetzt gegen solche Anschuldigungen erwehren muss, bedeutet eine neue Qualität der Verfolgung, die deutlich über die bisherigen Schikanen wie Einreisesperren oder verweigerte Akkreditierung hinausgeht."
    Auch Carolin Emcke, Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, solidarisierte sich mit Deniz Yücel.
    Für die Anwältin Seyran Ates war klar, dass die türkische Justiz Yücel "irgendwann greifen" würde. "Ihm wird seine doppelte Staatsangehörigkeit zum Verhängnis", erklärte Ates im Deutschlandradio Kultur.
    Unterdessen finden heute in mehreren deutschen Städten Protestveranstaltungen gegen die Haft von Deniz Yücel statt, auf die mehrere Spitzenpolitiker auf Twitter hinweisen. In Berlin soll es am Abend eine Kundgebung vor der türkischen Botschaft geben.
    Yücel ist der erste deutsche Reporter, der seit Verhängung des Ausnahmezustandes in der Türkei inhaftiert wurde.
    (mhn)
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