Türkei nach dem Putsch

"Erdogan ist leider kein Versöhner"

Menschen mit türkischen Flaggen auf den Straßen Ankaras.
Auf den Straßen Ankaras demonstrieren Anhänger Erdogans. © afp/Altan
Ekin Deligöz im Gespräch mit Thorsten Jabs |
Es sei jetzt Aufgabe der türkischen Politik, das gespaltene Land zu versöhnen, mahnt die Grünen-Politikerin Ekin Deligöz. Präsident Erdogan lege jedoch eine beängstigende Rhetorik an den Tag, wenn er von Vergeltung oder "Gottesgeschenk" spreche.
Nach dem gescheiterten Putschversuch fordert die grüne Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz Deutschland und Europa zur Unterstützung der Demokratiebewegung in der Türkei auf.
"Die Türkei ist schon ein demokratisches Gebilde mit funktionierenden Systemen, die im Moment von Erdogan stark instrumentalisiert werden", sagt Deligöz. "Die Türkei ist nicht Erdogan."

Das ganze Land gegen die Militärs

Die Grünen-Politikerin betont, alle, auch die Liberalen, seien gegen den Militärputsch gewesen, und wünschten sich eine Demokratie, in der Meinungsfreiheit und Minderheitenrechte respektiert würden.
"Ich wünschte mir von sehr vielen, die für eine echte Demokratie und Fortschritt in der Türkei kämpfen, dass sie auch laut sind und das auch an Europa hinaus schreien, uns das mitteilen. Es gibt große Erwartungen übrigens auch an Europa, auch an uns aus Deutschland als Freunde, Partner, dass wir genau diese Tendenzen, diese Werte, die wir in Europa hochhalten, auch unterstützen und sie darin unterstützen, diese auch durchzusetzen."

Beängstigende Vergeltungsrhetorik Erdogans

An die Adresse von Präsident Erdogan gerichtet sagt Deligöz, es sei jetzt die Aufgabe der Politik, das extrem gespaltene Land zu befrieden: "Dafür braucht man Versöhner, Vermittler, Brückenbauer". Erdogan sei jedoch kein Versöhner, sondern lege nach dem Putsch eine beängstigende Rhetorik an den Tag: "Sei es Militärputsch als Gottesgeschenk oder Vergeltungsrufe oder vieles mehr."
Jetzt soziale Unruhen zu beschwören oder gar einzuheizen, wäre ruinös für die Türkei, so Deligöz.
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