Pfeifen statt telefonieren
Die türkische Pfeifsprache ist in die "Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes" aufgenommen worden. Die Vogelsprache, wie die Einheimischen sie nennen, wird fast nur noch in Kusköy nahe der Schwarzmeerküste gesprochen bzw. gepfiffen.
Bei Kusköy handelt es sich weniger um ein Dorf als vielmehr um eine Ansammlung von versprenten Weilern. Dazwischen liegt ein 700 Meter breites Tal mit Fluss. Bei der Frage, wie man sich über diese Entfernung verständigen könnte, hatten die Menschen der Region eine pfiffige Idee: Die Vogelsprache, wie das Pfeifen in Kusköy genannt wird, basiert auf dem gebräuchlichen Türkisch, nur dass aus jeder Silbe ein Pfeiflaut wird.
Die Vogelsprache wurde vor gut 500 Jahren erfunden
Erfunden hätten Almhirten diese einfache Sprache mit der großen Reichweite schon vor 500 Jahren, erzählt einer ihrer Nachfahren. Kusköy gehört zu den wenigen Orten, wo die Vogelsprache im Alltag noch gesprochen wird, obwohl auch hier fast jeder ein Smartphone hat. Doch Pfeifen kann man auch, wenn der Empfang schlecht oder der Akku leer ist.
Die unterschiedlichen Laute entstehen durch unterschiedliche Bewegungen der Finger im Mund. Die rund 500 Bewohner von Kusköy sind ihrer weltweit einmaligen Kultur bewusst: "Wir unternehmen schon einiges, damit das Pfeifen nicht ausstirbt. Der artige Aktivitäten können wir nun mit der Auszeichnung durch die Unesco noch verstärken."
Die türkische Pfeifsprache ist eine von sechs regionalen Fertigkeiten, die die Unesco neu in die "Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes" aufgenommen hat.