Tumore unter schwerem Beschuss
Wenn im Kampf gegen Krebs neue Wege beschritten werden, dann finden sich die Mediziner sogar in der Boulevardpresse wieder."Neue Strahlenkanone zerstört Tumore", lautete eine Schlagzeile. Plakativ, geradezu martialisch hörte sich das an, als vor genau zwei Jahren das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum seine Pforten öffnete, um mit einem innovativen Bestrahlungskonzept eine neue Ära im Kampf gegen den Krebs einzuleiten.
Das Skalpell ist unsichtbar und es ist auch kein Chirurg im holzvertäfelten Behandlungsraum zu sehen. Gleich wird ein Strahl aus unzähligen geladenen Teilchen nahezu in Lichtgeschwindigkeit durch Vakuumröhren zum Behandlungstisch geleitet. Dort liegt Elisabeth Küppers. Ihr Gesicht ist verborgen unter einer weißen Kunststoffmaske.
"Das ist ja hier angefertigt worden, diese Plastikmaske; und man muss ganz flach liegen, die Beine werden dann hochgemacht; und die Maske wird stramm drauf gemacht und noch fest gemacht; und man muss schon sich nicht bewegen."
Elisabeth Küppers leidet unter einem Tumor in der Nasennebenhöhle. Dieser Krebs lässt sich vom Chirurgen nicht vollständig mit dem Skalpell entfernen, weil er in feinen Verästelungen in das umliegende gesunde Gewebe hineinwuchert.
Elisabeth Küppers zählt zu den rund 600 Krebspatienten aus dem gesamten Bundesgebiet, die in den vergangenen zwei Jahren am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum behandelt worden sind. Die meisten von ihnen litten unter Tumoren im Bereich des Kopfes, sagt Professor Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor des Therapiezentrums:
"Das waren hauptsächlich Patienten mit Tumoren an der Schädelbasis, die allesamt gemeinsam haben, dass es strahlentherapeutisch schwierig zu behandelnde Tumore sind, das heißt: Wir brauchen hohe Dosen, weil es relativ unempfindliche Tumoren sind; und gleichzeitig liegen diese Tumoren in einem Bereich von sehr vielen empfindlichen Strukturen wie Sehnerv, Hirnanhangsdrüse, normales Hirngewebe, was man optimal schonen muss."
Und deswegen verwenden die Heidelberger Mediziner Ionenstrahlen. Zum einen sind das Protonen – die positiv geladenen Kerne des Wasserstoffs. Zum anderen Schwerionen. Das sind Kerne von größeren Atomen, etwa von Kohlenstoff.
Die Ionen durchdringen das gesunde Gewebe vergleichsweise schonend und geben ihre maximale Energie erst in tieferen Körperregionen am gewünschten Zielort ab - nämlich im Tumor. Die Ionen zerstören das Erbgut in den Krebszellen, diese können sich nicht mehr teilen und sterben ab.
Damit das umliegende gesunde Gewebe weitgehend verschont bleibt, ermitteln die Mediziner vor der Bestrahlung die genaue Lage und Struktur des Krebsgeschwürs:
"Was wir tun ist, dass wir ein dreidimensionales Modell des Strahls erzeugen und im Rahmen der sogenannten Bestrahlungsplanung bringen wir beides zusammen. Das heißt: Wir setzen die Strahlung so auf, dass das dreidimensionale Tumor-Modell von der Strahlung komplett erfasst wird, sodass der Tumor eine Dosis erhält, die ihn abtötet und gleichzeitig das normale Gewebe um den Tumor herum möglichst gut geschont wird."
Dadurch erreichen die Mediziner eine weltweit niemals zuvor erreichte Präzision in der dreidimensionalen Behandlung von Tumoren. Die Ionenstrahlen treffen die Krebszellen auf einen halben Millimeter genau.
Weltweit einzigartig ist zudem, den Tumor aus jedem beliebigen Winkel unter Beschuss zu nehmen:
"Wir haben Bestrahlungsräume, bei denen wir die Patienten mit Hilfe von Robotern positionieren; bei der sogenannten Gantry - das ist eine Einrichtung, bei der wir den Strahl vollends um 360 Grad um den Patienten drehen können - haben wir alle Freiheitsgrade, den Strahl aus ganz unterschiedlichen Richtungen auf den Patienten treffen zu lassen. Wir können dort auch die Richtung noch viel weiter optimieren, aus der der Patient behandelt wird; wenn es zum Beispiel notwendig ist, aus einer schrägen Richtung von hinten den Patienten zu bestrahlen, weil dort ein Tumor an der Wirbelsäule ist, ist es dort einfacher zu verfahren, als zum Beispiel bei einem horizontalen Behandlungsstrahl."
Inzwischen bestrahlen die Heidelberger Mediziner Tumoren, die an der Wirbelsäule und im Becken sitzen oder auch in Lunge, Bauchspeicheldrüse und Prostata.
Langfristig hoffen sie, dort ähnliche Heilungsraten zu erzielen wie bei Krebserkrankungen im Bereich des Kopfes. Hier haben sich die Ergebnisse aus jahrelangen Vorstudien nun in Heidelberg bestätigt. Und davon leitet Jürgen Debus auch eine ausgezeichnete Prognose für Elisabeth Küppers ab:
"Wir können der Frau Küppers in Aussicht stellen, dass die Heilungsrate sehr, sehr hoch ist. Also, wenn wir 100 Patienten nehmen, haben mehr als 85 Prozent dauerhaft Ruhe vor der Erkrankung. Das heißt, die Erkrankung kommt nicht wieder. Insofern sind die Chancen, dass auch die Frau Küppers dauerhaft Ruhe hat, sehr, sehr gut. Und davon gehen wir jetzt eigentlich auch aus."
Im Schnitt dauert eine solche Bestrahlungsserie sechs Wochen und kostet rund 20.000 Euro. Das ist zwar deutlich mehr als bei der herkömmlichen Röntgenstrahltherapie, aber immer noch günstiger als so manches Krebsmedikament, das in der Therapie mit bis zu 50.000 Euro zu Buche schlagen kann. Deshalb übernehmen sogar die meisten Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Heidelberger Strahlentherapie.
"Das ist ja hier angefertigt worden, diese Plastikmaske; und man muss ganz flach liegen, die Beine werden dann hochgemacht; und die Maske wird stramm drauf gemacht und noch fest gemacht; und man muss schon sich nicht bewegen."
Elisabeth Küppers leidet unter einem Tumor in der Nasennebenhöhle. Dieser Krebs lässt sich vom Chirurgen nicht vollständig mit dem Skalpell entfernen, weil er in feinen Verästelungen in das umliegende gesunde Gewebe hineinwuchert.
Elisabeth Küppers zählt zu den rund 600 Krebspatienten aus dem gesamten Bundesgebiet, die in den vergangenen zwei Jahren am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum behandelt worden sind. Die meisten von ihnen litten unter Tumoren im Bereich des Kopfes, sagt Professor Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor des Therapiezentrums:
"Das waren hauptsächlich Patienten mit Tumoren an der Schädelbasis, die allesamt gemeinsam haben, dass es strahlentherapeutisch schwierig zu behandelnde Tumore sind, das heißt: Wir brauchen hohe Dosen, weil es relativ unempfindliche Tumoren sind; und gleichzeitig liegen diese Tumoren in einem Bereich von sehr vielen empfindlichen Strukturen wie Sehnerv, Hirnanhangsdrüse, normales Hirngewebe, was man optimal schonen muss."
Und deswegen verwenden die Heidelberger Mediziner Ionenstrahlen. Zum einen sind das Protonen – die positiv geladenen Kerne des Wasserstoffs. Zum anderen Schwerionen. Das sind Kerne von größeren Atomen, etwa von Kohlenstoff.
Die Ionen durchdringen das gesunde Gewebe vergleichsweise schonend und geben ihre maximale Energie erst in tieferen Körperregionen am gewünschten Zielort ab - nämlich im Tumor. Die Ionen zerstören das Erbgut in den Krebszellen, diese können sich nicht mehr teilen und sterben ab.
Damit das umliegende gesunde Gewebe weitgehend verschont bleibt, ermitteln die Mediziner vor der Bestrahlung die genaue Lage und Struktur des Krebsgeschwürs:
"Was wir tun ist, dass wir ein dreidimensionales Modell des Strahls erzeugen und im Rahmen der sogenannten Bestrahlungsplanung bringen wir beides zusammen. Das heißt: Wir setzen die Strahlung so auf, dass das dreidimensionale Tumor-Modell von der Strahlung komplett erfasst wird, sodass der Tumor eine Dosis erhält, die ihn abtötet und gleichzeitig das normale Gewebe um den Tumor herum möglichst gut geschont wird."
Dadurch erreichen die Mediziner eine weltweit niemals zuvor erreichte Präzision in der dreidimensionalen Behandlung von Tumoren. Die Ionenstrahlen treffen die Krebszellen auf einen halben Millimeter genau.
Weltweit einzigartig ist zudem, den Tumor aus jedem beliebigen Winkel unter Beschuss zu nehmen:
"Wir haben Bestrahlungsräume, bei denen wir die Patienten mit Hilfe von Robotern positionieren; bei der sogenannten Gantry - das ist eine Einrichtung, bei der wir den Strahl vollends um 360 Grad um den Patienten drehen können - haben wir alle Freiheitsgrade, den Strahl aus ganz unterschiedlichen Richtungen auf den Patienten treffen zu lassen. Wir können dort auch die Richtung noch viel weiter optimieren, aus der der Patient behandelt wird; wenn es zum Beispiel notwendig ist, aus einer schrägen Richtung von hinten den Patienten zu bestrahlen, weil dort ein Tumor an der Wirbelsäule ist, ist es dort einfacher zu verfahren, als zum Beispiel bei einem horizontalen Behandlungsstrahl."
Inzwischen bestrahlen die Heidelberger Mediziner Tumoren, die an der Wirbelsäule und im Becken sitzen oder auch in Lunge, Bauchspeicheldrüse und Prostata.
Langfristig hoffen sie, dort ähnliche Heilungsraten zu erzielen wie bei Krebserkrankungen im Bereich des Kopfes. Hier haben sich die Ergebnisse aus jahrelangen Vorstudien nun in Heidelberg bestätigt. Und davon leitet Jürgen Debus auch eine ausgezeichnete Prognose für Elisabeth Küppers ab:
"Wir können der Frau Küppers in Aussicht stellen, dass die Heilungsrate sehr, sehr hoch ist. Also, wenn wir 100 Patienten nehmen, haben mehr als 85 Prozent dauerhaft Ruhe vor der Erkrankung. Das heißt, die Erkrankung kommt nicht wieder. Insofern sind die Chancen, dass auch die Frau Küppers dauerhaft Ruhe hat, sehr, sehr gut. Und davon gehen wir jetzt eigentlich auch aus."
Im Schnitt dauert eine solche Bestrahlungsserie sechs Wochen und kostet rund 20.000 Euro. Das ist zwar deutlich mehr als bei der herkömmlichen Röntgenstrahltherapie, aber immer noch günstiger als so manches Krebsmedikament, das in der Therapie mit bis zu 50.000 Euro zu Buche schlagen kann. Deshalb übernehmen sogar die meisten Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Heidelberger Strahlentherapie.