Darf's auch etwas spontaner sein?
"Überritualisiert" und "eine Art Staatsakt" - dem Tübinger Rhetoriker Joachim Knape fehlt es beim Format des TV-Duells der Kanzlerkandidaten an Lebendigkeit. In unserem Interview präsentiert er Vorschläge, wie man die Sendung interessanter gestalten könnte.
45 Prozent der Wahlberechtigten wollen einer Umfrage zufolge am Sonntag das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz verfolgen - auch Joachim Knape, Professor für Rhetorik an der Universität Tübingen. Große Erwartungen an eine gelungene Sendung hat er allerdings nicht.
Im Deutschlandfunk Kultur beklagte der Tübinger Rhetoriker vor allem die "Überritualisierung" des TV-Duells, etwa die Begrenzung der Antwortzeit auf 90 Sekunden oder die Tatsache, dass vier Moderatoren auf die zwei Kandidaten losgelassen würden. "Daran kann man sehen, dass das natürlich so eine Art Staatsakt dann werden soll, wo jeder Sender sich dann auch noch in Position bringen will", so Knape. "Und das Ganze hat dann so einen Ritualcharakter, wo irgendwie eine Lebendigkeit gar nicht richtig aufkommen will."
Welche Rolle sollen die Moderatoren haben?
Angesichts dessen schlägt Knape alternative Formate vor. Zum Beispiel die "Freistillösung", bei der beide Kandidaten ohne Moderator aufeinanderträfen:
"Dabei würde man nämlich auch sehen, wer versucht, wen über den Tisch zu ziehen? Wie ist die Psychologie des Vorgehens? Wer tritt massiv auf, wer nicht? Das wäre psychologisch sehr viel interessanter."
Denkbar wäre für Knape auch eine "Schiedsrichterlösung". Dabei gebe es Moderatoren, die aber nur eingreifen sollten, wenn das Gespräch aus dem Ruder laufe oder das Zeitbudget nicht eingehalten werde. Oder eine "Fensterlösung", bei der die Kandidaten immerhin im Rahmen einzelner Themenfenster frei miteinander diskutieren dürften.
(uko)