Wenn die "Simpsons" politisch werden
Seit 25 Jahren flimmern die Simpsons über unsere Mattscheiben. Doch die gelben Zeichentrickfigürchen können noch mehr als unterhalten, hat der Kommunikationswissenschaftler Carsten Wünsch in seinem Simpsons-Experiment festgestellt.
Wer kennt nicht Homer Simpson, den faulen, übergewichtigen AKW-Arbeiter aus Springfield und seine Familie? Seit 25 Jahren flimmern die gelben Simpsonfigürchen über unsere Bildschirme und unterhalten ihre Fans prächtig. Darüber hinaus beeinflussen sie unsere politische Meinungsbildung, hat der Kommunikationswissenschaftler Carsten Wünsch in einer Untersuchung festgestellt.
Die Simpsons setzen Themen, die uns wichtig sind
Die Serie sei zwar eindeutig fiktional, aber stelle immer wieder Bezüge zur Realität her, sagt Wünsch. Wenn in einer Simpsons-Folge beispielsweise ein Atomunfall vorkomme, führe das dazu, dass der Zuschauer Wissen über Atomenergie und Atompolitik aus dem Gedächtnis abrufen und aktivieren müsse. Sollten die Zuschauer dann beispielsweise die Politik der Bundesregierung bewerten, hänge die Beurteilung stärker davon ab, wie die Versuchsperson die Leistung der Regierung auf dem Feld der Atompolitik einschätze.
Schon drei Folgen Simpsons genügen
Überrascht habe ihn, wie schnell dieser Effekt eingetreten sei, so Wünsch. Bereits drei Folgen "Simpsons" mit einem thematischen Schwerpunkt hätten eine deutliche Veränderung der Urteilsbildung bewirkt:
"Es ist ein komplett unbewusster Prozess, und es erfordert auch keine aktive Auseinandersetzung mit dem, was da passiert, also dass ich mir Gedanken mache über die Atompolitik in Deutschland oder über die Atompolitik der Bundesregierung. Sondern es reicht einfach, dass ich den Film gesehen habe. Und es ist auch egal, wie Atompolitik dort dargestellt wird."