TV-Film "Gott"

Zu einseitige Sicht auf Suizidbeihilfe

06:57 Minuten
Die Darstellerinnen und Darsteller des Films "Gott" sitzen um einen Tisch herum.
Am Ende von "Gott" sollen die Zuschauer über ein Recht auf Suizid abstimmen. Dafür sei ein anderthalbstündiger Film eine zu dünne Grundlage, findet Kerstin Schlögl-Flierl. © ARD Degeto/Moovie GmbH/Julia Terjung
Kerstin Schlögl-Flierl im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
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Der ARD-Film „Gott“ nach dem Theaterstück von Ferdinand von Schirach stellt die Frage, ob es ein Recht auf Suizid gibt. Die Moraltheologin Kerstin Schlögl-Flierl findet den Film unausgewogen. Das Christentum werde einseitig negativ dargestellt.
Ein 78 Jahre alter, gesunder Mann will nach dem Tod seiner Frau nicht weiterleben. Sein Fall wird vom Ethikrat verhandelt, ähnlich einer Gerichtssituation: Kann der Mann Sterbehilfe von ärztlicher Seite verlangen? Oder hat die Selbstbestimmung Grenzen? Diese schwierige ethische Frage verhandelt der Film "Gott", der an diesem Montagabend in der ARD gezeigt wird, mit anschließender Abstimmung des Publikums. Ferdinand von Schirach hatte mit seinem gleichnamigen Theaterstück die Vorlage geliefert.
Die Moraltheologin Kerstin Schlögl-Flierl, selbst Mitglied im Deutschen Ethikrat, hat einiges an dem Film zu kritisieren. Vor allem sei er nicht ausgewogen: So komme die Position von Angehörigen nicht klar genug zum Vorschein. Zudem werde ein sehr negatives, "vormodernes" Bild des Christentums vermittelt, in Person eines katholischen Bischofs.

Selbstbestimmung als wichtiger Wert

"Da muss man sagen, es fehlen die Auseinandersetzungen mit der modernen Theologie, das hätte ich schon erwartet", sagt Schlögl-Flierl. Selbstbestimmung werde sehr auf der Seite der Befürworter der Suizidbeihilfe gesehen.
"Auch wir im Christentum würden Selbstbestimmung als wichtigen Wert anerkennen, aber relational gedacht." Das bedeute: Selbstbestimmung in Beziehung. Es müsse "ausbuchstabiert" werden, dass man auch bei einem Suizid und dessen Beihilfe in Beziehungen eingebunden sei.
(bth)

Ein Gespräch mit Darstellerin Christiane Paul. Sie spielt im Film "Gott" eine Verfassungsrechtlerin und war früher selbst Ärztin und sagt: "Ich glaube, dass man das versuchen sollte, aus dem Gesichtspunkt eines Sterbewilligen, der einen sehr langen, konstanten Todeswunsch hegt und möglicherweise chronisch krank ist, der dann einfach nicht mehr leben kann und nicht mehr weiterleben will, dass man dann möglicherweise jemanden braucht, der einem zumindest das Mittel ermöglich, das er dann selber nehmen kann."
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Wie stehen Sie zur Sterbehife? Hören Sie hier eine Einschätzung des Filmkritikers Bert Rebhandl:
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Hilfsangebote für Menschen mit Depressionen, Suizidgefährdete und ihre Angehörigen:
Wenn Sie sich in einer scheinbar ausweglosen Situation befinden oder das auf einen Ihrer Angehörigen zutrifft, zögern Sie nicht, Hilfe anzunehmen bzw. anzubieten.

Hilfe bietet unter anderem die TelefonSeelsorge in Deutschland: 0800 111 0 111 (gebührenfrei) 0800 111 0 222 (gebührenfrei). Die Robert-Enke-Stiftung hat in Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der RWTH Aachen eine Beratungshotline ins Leben gerufen.

Diese Hotline bietet Informationen über Depressionen und deren Behandlungsmöglichkeiten an: Tel. 0241–80 36 777 (Montag bis Freitag von 09 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr) Die Stiftung hat auch eine App entwickelt, die an Depression erkrankten Menschen unter anderem Notfall-Hilfe per SOS-Notruf anbietet.

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