"Keine Hofberichterstattung" für König Fußball
Den WM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien hat ARD-Kommentator Tom Bartels live am Mikrofon begleitet. Seine Rolle will er dennoch nicht überbewerten – und plädiert dafür, im Zweifelsfall eher diskret zu kommentieren.
Ausreichend Pausen einlegen – das sei beim Kommentieren mindestens ebenso wichtig wie Fachwissen, eine abwechslungsreiche Sprache und die Fähigkeit, das Sportgeschehen angemessen zu vermitteln.
Vor allem um Letzteres zu leisten, sei eine solide Vorbereitung unverzichtbar. Bei fast allen Sportarten ist dies ein Prozess, der sich über das ganze Jahr hinzieht, so Bartels. Am Ende sollte der Kommentator in der Lage sein, dem Zuschauer "möglichst besondere Informationen" zu liefern, "die er selbst nicht kennen kann".
Dennoch könne man sich nicht auf alles vorbereiten. Am 13. November 2015 kommentierte Tom Bartels das Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft in Frankreich. Parallel zur Partie töteten Terroristen mehr als 130 Menschen. Im Laufe der zweiten Halbzeit musste Bartels mitteilen, dass Menschen durch einen Anschlag zu Tode gekommen seien. Für ihn war diese Aufgabe eine enorme Herausforderung: "Da habe ich wirklich nicht gewusst, wie ich das sagen soll, mit welchem Ton, in welcher Art. […] Es war furchtbar."
Grundsätzlich gehört für den ARD-Kommentator die Nähe zu Sportlern zu den attraktivsten Facetten seines Berufs. Auf eine professionelle Distanz müsse allerdings immer Wert gelegt werden. Das sei letztlich auch in seinem eigenen Interesse: "Ich habe gemerkt, dass man eigentlich erst dann ernstgenommen wird, wenn man keine Hofberichterstattung betreibt." An Kritik an seinem Stil – ob in Medienkritiken oder sozialen Netzwerken – hat sich Bartels mittlerweile gewöhnt, Beleidigungen prallen überwiegend an ihm ab, "ansonsten könnte ich den Job nicht machen".
Bartels ist bewusst, dass Sport heute zunehmend auch als Unterhaltung angesehen wird und deshalb "nicht nur bierernst" kommentiert werden kann. Dennoch sollten sich Sportkommentatoren seiner Ansicht nach in ihrer Wortwahl eher beschränken. Sein persönliches Ziel ist es, sich "noch weiter zu reduzieren und noch weiter hinters Ereignis zurückzutreten".