Besseres Fernsehprogramm ohne Quote?
Es ist der Traum vieler, die sich ein hochwertigeres Fernsehprogramm wünschen: keine Quotenmessung. Seit einigen Tagen ist das Realität - wegen einer Störung. Dass das Fernsehen ohne Quoten besser wäre, da ist TV-Produzent Friedrich Küppersbusch jedoch skeptisch.
Wie viele Fernsehzuschauer am Sonntagabend den Tatort oder am Samstag Florian Silbereisens "Schlagerchampions" gesehen haben, ist momentan nicht bekannt. Denn der Datenabruf von den Quotenmessgeräten, die in rund 5000 deutschen Haushalten stehen, ist seit Donnerstagabend gestört. Friedrich Küppersbusch, Journalist, Fernsehproduzent und Formatentwickler bei "probono TV" erklärt die Folgen für die Fernsehmacher:
"Es ist jetzt so, als wären wir ins neue Schuljahr versetzt, es könnte aber sein, dass im neuen Schuljahr die Nachricht kommt: Ätsch, du bist doch sitzengeblieben."
Die Quoten sollen nachgeliefert werden. Und so erfahre man dann vielleicht in ein paar Tagen, dass die eigene Sendung doch schlechter eingeschaltet war, als gedacht.
Es gebe allerdings einige Kritik am Quotenmessverfahren, erklärte Küppersbusch. Zum einen sind relativ wenige Haushalte in Deutschland an der Quotenmessung beteiligt. Auf einen Panel-Teilnehmer, der seine Einschaltquote misst, kommen mehr als 7000 Fernsehzuschauer. In Österreich seien es 2200 und in der Schweiz 1800.
Wer gibt freiwillig den Erotikfilm zu?
Außerdem sei das Messinstrument sehr unscharf und unüberprüfbar. "Wir haben jetzt in den Neuwagen Chips, die ständig online sind, die dem Werk melden: Motor kaputt - oder in Notfällen Polizei und Feuerwehr rufen. Nur unsere Fernseher, auch die modernsten Flachbildschirme, sind nach wie vor dumm wie Brot", so Küppersbusch.
Statt dass man bei Fernsehzuschauern mit deren Einverständnis digital erhebt, welche Programme sie nutzen, müssen sie händisch über eine separate Fernbedienung eingeben, welches Familienmitglied wann welchen Kanal schaut. Sozialforscher kritisieren, dass das zu aufwendig sei. Küppersbusch nennt noch einen weiteren Aspekt:
"Wenn Du dann zum Erotikfilm auf Tele5 schaltest: Na, den möchten wir sehen, der das freiwillig angibt."
Es gehe aber bei der Einschaltquotenmessung nicht darum, das Programm hochwertiger oder für viele Zuschauer attraktiver zu machen, betonte Küppersbusch. Stattdessen sei das Ziel, beispielsweise herauszufinden, wo die Quoten gut waren, um dort Werbung zu platzieren; oder zu sehen, wann junges Publikum zuschaut, um dort dann eher Shampoo als Haarwuchsmittel zu bewerben.
Zum Gedankenspiel, die Quotenmessung abzuschaffen – angesichts der häufig geäußerten Ansicht, das Fernsehen sollte nicht weiter Sendungen produzieren, die die Zuschauer angeblich wollen, sondern einfach gutes Programm machen – sagte Friedrich Küppersbusch:
"Es würde sich gar nichts ändern."
Man würde ein anderes Messinstrument finden, wie es sie auch in anderen Ländern gebe, und zu einem ähnlichen Ergebnis kommen.
(abr)
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