Als Amerika noch groß, sexy und unschuldig war
29:33 Minuten
Die TV-Serie "Dallas" war ein weltweiter Quotenhit und machte acht arbeitslose Schauspieler zu Superstars. Unser Reporter, ein Fan der ersten Stunde, ist auf Spurensuche gegangen und hat die Southfork Ranch besucht, auf der "Dallas" gedreht wurde.
Die Skyline sieht aus, wie ich sie aus dem Vorspann in Erinnerung habe. Und Fußgänger? Sind selten. Schon damals gewesen. In den Szenen, die in der Innenstadt spielen, habe ich mich immer gewundert, wie leer die Bürgersteige waren. Auf einem der wenigen Hügel thront Rosewood Mansion, ein Hotel mit fünf Sternen. Heute wirkt Rosewood Mansion ein wenig aus der Zeit gefallen, die Fassade ockerfarben statt spiegelverglast, mit weiß getünchten Balkonen, lauschigen Gärten und nur acht Stockwerken.
Genau der richtige Ort, um ins Jahr 1978 abzutauchen, in die Welt von Dallas, der Fernsehserie. Denn hier haben die Schauspieler während der Dreharbeiten übernachtet: 14 Jahre lang, jeden Sommer von Juni bis August. Also eingecheckt, hoch aufs Zimmer, Laptop ausgepackt, Laufwerk angeschlossen und die DVD eingelegt. Folge 1: Die ersten Szenen habe ich auch heute noch parat: Bobby und Pamela im Auto, einem Mercedes-Cabrio. Die beiden sind frisch verheiratet.
"Deine Familie jagt mich ohne mit der Wimper zu zucken von der Ranch."
"Aber Schatz, Du gehörst jetzt zur Familie, Du bist meine Frau. Du bist eine Ewing."
"Arbeiten Sie für Jock Ewing persönlich oder für Ewing Oil?"
"Für die Ewing Oil Company?"
Bobbys Bruder JR im Büro. Er tätschelt den Oberschenkel seiner Sekretärin. Im Fernsehen läuft eine Anhörung: Ein schneidiger Anwalt grillt einen dicken Mann. Der Anwalt ist Cliff Barnes, Pamelas Bruder. Die Väter Barnes und Ewing haben früher gemeinsam nach Öl gebohrt. Die Ewings sind reich geworden, die Barnes nicht.
"Bobby ist wieder da."
"So?"
"Ja, er hat eine Frau bei sich."
"Die muss etwas Besonders sein. Bisher hat er seine Freundinnen Miss Ellie nie vorgestellt."
14 Staffeln, 357 Folgen
Bobby und Pamela kommen auf der Ranch an, beobachtet von Lucy und Ray. Lucy ist Bobbys und JRs Nichte, Ray Vorarbeiter. Die beiden haben sich gerade im Heuschober vergnügt. Ein genialer Einstieg. Denn er definiert das Beziehungsgeflecht und vor allem die Figuren, die mich 14 Staffeln und 357 Folgen lang in ihren Bann gezogen haben. Jeden Dienstagabend von Viertel vor zehn bis halb elf.
Bobby, der Gute. JR, der Fiese. Ray, der Mann fürs Grobe. Lucy, das Biest. Cliff Barnes, der ewige Verlierer. Pamela, im ständigen Konflikt zwischen der Liebe zu Bobby und der Loyalität zu ihrem Bruder. Dann waren da noch Miss Ellie, die Mutter von JR und Bobby, und Jock Ewing, der Vater. Nicht zu vergessen Sue Ellen, JRs vernachlässigte Frau, die ihren Kummer in Alkohol ertränkte. Gespielt von Linda Grey.
"Linda Grey ist der einzige Hotelgast, der wohl jeden Angestellten mit Namen kennt. Wenn Sie bei uns übernachtet, begrüßt sie jeden, sogar auf der Poststelle: Danke für alles, was ihr für mich tut. Wir lieben sie."
Mary Baker sitzt in der Bar des Hotels Rosewood Mansion. Sie blickt auf ein Foto.
"Patrick Duffy, Linda Grey, Victoria Principal, Barbara Bel Geddes, Charlene Tilton, Larry Hagman, Jim Davis. Die Hauptdarsteller. Und ist das Ken Kercheval? Ich glaube schon? Oder ist das Ray Krebbs? Ich weiß nicht."
Es ist Ray Krebbs. Oder besser: Steve Kanaly, der Darsteller der Serienfigur. Mary lacht kokett. So ist das bei Dallas: Rolle und Schauspieler sind miteinander verschmolzen - bis heute.
JR und die Prinzessin
Mary Baker ist Concierge im Rosewood Mansion, seit 37 Jahren. Als eine Art persönliche Assistentin für die Hotelgäste hat sie die Schauspieler während der Drehzeiten betreut. Und vor allem Larry Hagman lieben gelernt, den Darsteller des JR.
"Meine absolute Lieblingsgeschichte mit Larry Hagman. Prinzessin Margaret hat hier übernachtet, die Schwester der englischen Königin. Wir wurden in Etiquette unterwiesen, wochenlang, was wir tun dürfen und was nicht, dass wir sie niemals direkt ansprechen durften. Sie war auf derselben Etage untergebracht wie JR. Und sie kam mit ihrer Entourage aus ihrer Suite. Larry Hagman kam ihr im Flur entgegen. Er blickte auf. Wir hatten ihm nicht gesagt, dass sie kommt, aber er hat sie wohl erkannt. Und er sagte: Hi, Maggie. Wir hielten den Atem an: Wie würde sie reagieren? Aber sie war gnädig und lächelte nur. JR konnte man einfach nicht böse sein."
Sally Southfork, ist platinblond, ein bisschen drall und absolut western-style in ihrer weißen Bluse, dem weiten Rock, beigefarben und unterm Knie abgesetzt. Southfork also, die Ranch der Familie Ewing. Eingang nur durch den Souvenir-Shop. Der ist gesteckt voll mit Fans aus aller Welt. Mexikaner, Franzosen, Australier, Deutsche. An diesem Wochenende finden die Dallas-Fan -Tage auf der Southfork Ranch statt. Hinterm Gift Shop ein "Museum".
"Wir Ihr seht, haben wir hier ein bisschen Hollywood, mit den Hand- und Fußabdrücken der Stars. Wir haben jede Menge Memorabilien: die Pistole, mitder auf JR geschossen wurde, Lucys Hochzeitskleid, Skripte im Original. Und den Stammbaum der Familie. Hier seht Ihr, mit wem JR zusammen war, mit wem Bobby, wer mit wem verheiratet war, wer von wem geschieden wurde. Könnt ihr alles hier nachlesen, falls Ihr es vergessen habt."
Der Stammbaum ist ziemlich unübersichtlich. Genau wie die Verwandtschaftsverhältnisse im Hause Ewing. Dass Ray Krebbs in Wirklichkeit Jock Ewings unehelicher Sohn ist und damit JRs und Bobbys Stiefbruder und der Onkel seiner Geliebten Lucy - weiß ich noch. An den dritten, genauer vierten Bruder Gary, kann ich mich auch noch erinnern.
Vertraute Bilder auf der Southfork Ranch
Die Villa sieht aus, wie ich sie in Erinnerung habe: umgeben von Wiesen, gesäumt von Rhododendron-Büschen. Das Haupthaus mit dem hohen Giebel und der großen, für die Südstaaten typischen Terrasse. Aber die Umgebung ist anders. Wo in der Serie Felder und Weiden waren, sind heute Wohnsiedlungen. Dallas ist 40 Kilometer entfernt, aber die Vororte haben die Southfork Ranch längst erreicht. Auch im Haus vertraute Bilder. Die Eingangshalle mit den hellen Marmorfliesen und der geschwungenen Treppe in den ersten Stock. Das Wohnzimmer mit den beigefarbenen Ohrensesseln, dem Flügel, auf dem nie jemand spielt. Und vor allem mit dem Ölgemälde überm offenen Kamin, einem Porträt von Jock Ewing. Typisch neureiches Texas.
Bobbys Zimmer ist irgendwie überladen: Das Kopfteil des Bettes besteht aus den Schulterknochen eines Rindes,die Garderobe aus einem ausgestopften Hirschkopf - die Pfoten des Tiers dienen als Kleiderhaken.
Schließlich die Zimmerflucht von JR und Sue Ellen, ganz in blau. Mit einem Badezimmer en Suite mit zwei Waschbecken, nebeneinander wie in der Serie. Und mit verspiegeltem Wannenbad. Am Rand der Wanne eine geöffnete Weißweinflasche und zwei Gläser.
"Der Balkon vorne ist zu, aber hier können wir raus. Da unten der berühmten Pool. Warum berühmt? Weil die Leiche von Christine Sheppard, Sue Ellens Schwester, darin schwamm. Sie hatte die Schüsse auf JR am Ende der dritten Staffel abgegeben."
"Ich kann mich noch genau erinnern: Die Schüsse auf JR habe ich mit einer Freundin und ihren Eltern gesehen. Und dann zweieinhalb Monate auf die Auflösung gewartet. Ich bin gestorben vor Neugier."
Die Folge "Who shot JR?", in Deutschland: "Die Abrechnung" hatte einen spektakulären Cliffhanger, damit die Zuschauer zur neuen Staffel wieder einschalten. Auch ich bin damals vor Neugier fast gestorben. Dabei lief "Dallas" in Deutschland mit einer Verzögerung von drei Jahren. Wie groß die Welt damals war - heute würde ich den Mörder oder die Mörderin einfach schnell googeln.
Der Kellner im Rosewood Mansion heißt Hugo Reinoso hat auch schon zu Drehzeiten von Dallas hier gearbeitet.
"Hi Hugo, hat Linda Grey immer gesagt, wie geht es heute? Sie war unser Liebling. Aber geschwärmt haben wir für Pamela. So eine schöne Dame. Ich habe sie ein paar Mal bedient - wow!"
Pamela, Superstar
"Und wie populär die Schauspieler waren - weltweit. Sie waren Superstars. Dallas passte einfach in die Zeit und hat überall auf der Welt die Fantasie der Menschen angeregt. Alle haben Dallas gesehen."
Das stimmt. Meine Eltern waren damals genauso angefixt wie ich und meine Freunde, die vor Ungeduld fast wahnsinnig wurden, weil ich bei meinem Fernseher immer erst den richtigen Sender reindrehen musste. Ich erzähle Mary, dass ich gestern Fotos von der Southfork Ranch gepostet und gefragt habe: Wo ist das? Binnen Sekunden haben meine Freude es erkannt. Nach mehr als 30 Jahren. Kein Vergleich zu damals, sagt Mary.
"Nehmen Sie Victoria Principals Hochzeit. Am Tag vor der Hochzeit fiel uns auf, dass wir außergewöhnlich viele Reservierung aus dem Ausland hatten –und das dies alles Medienleute waren. Wir hatten Anweisung, niemandem davon zu erzählen, um ihre Hochzeit so privat wie möglich zu halten. Die Fotografen fingen da draußen an, Leitern aufzustellen, ein paar hundert, das werde ich nie vergessen. Unserem Manager blieb nichts übrig als mit den Medien zu verhandeln. Wir haben einen Pritschenwagen gemietet und unter dem Balkon dort aufgestellt. So haben die Medien ihre Fotos bekommen. Victoria Principal und ihr Mann sind dort rausgetreten. Nach der Zeremonie, wie bei einer königliche Hochzeit."
Nicht ganz so viel Rummel heute, fast 40 Jahre später bei den Fan-Tagen auf der Southfork Ranch. Die Stars der Serie stellen sich auf dem Rasen vor der Villa zu einem Foto-Shooting auf. Pamela alias Victoria Principal fehlt. Auch Cliff Barnes, der ewige Verlierer. Und JR - Larry Hagman - ist vor sechs Jahren gestorben. Aber Sue Ellen und Lucy sind gekommen, pardon: Linda Grey und Charlene Tilton - beide hätte ich sofort wiedererkannt. Außerdem Steve Kanaly: wie in der Serie als Ray Krebbs unter einem breitkrempigen Stetson-Hut. Nur bei Bobby muss ich zweimal hinsehen. Die jungendliche Aura hat Patrick Duffy verloren, seine Haare sind weiß statt schwarz und am Hinterkopf zu einem Zöpfchen gebunden.
Schön, mal wieder hier zu sein, murmelt Ray. Die Menschen hier sind bodenständig, echte Familienmenschen, sagt Sue Ellen. Wie die Ewings?
"Vielleicht waren ihre Familien früher ein bisschen dysfunktional. Aber heute: einfach wunderbar."
Bobby blickt von seinem Handy auf, Lucy beendet ihr Mittagessen.
Modernes Shakespeare-Drama
Die Anfänge von Dallas? - "Ich war damals Mitte 20 und hatte für das Fernsehen eine Serie um einen Superhelden gedreht. Die wurde abgesetzt. Deshalb schien es die richtige Entscheidung zu sein. 40 Jahre später kann ich sagen: Sie war es. Dallas basierte auf Shakespeare, auf Romeo und Julia: zwei verfeindete Familien, die damit klar kommen müssen, das sich ihre Kinder ineinander verlieben und heiraten. Natürlich kann nicht jeder, der Dallas guckt, Shakespeare zitieren. Aber das Thema ist universell."
Bobby und Lucy spielen sich im Gespräch die Bälle zu, sind aufeinander eingespielt. Kein Wunder nach tausend oder mehr Interviews. Auch abseits des Foto-Shootings fällt mir auf, wie liebevoll die Schauspieler miteinander umgehen. Wie sie miteinander scherzen und lachen. Ist das alles nur gespielt, Teil der großen Dallas-revisited Show? Wenn – dann auf jeden Fall sehr gekonnt.
Bobbys Sicht auf "Dallas" teile ich nur bedingt. Für mich war die Liebesgeschichte zwischen ihm und Pamela immer zu seicht, die Charaktere zu holzschnittartig. Anders JR mit seinen Intrigen und Spielchen, seinen Geliebten und dem maliziösen Lachen, wenn er mal wieder jemanden hereingelegt hatte.
JR war anfangs gar nicht so wichtig, aber Larry Hagman war unersetzlich. Schauspieler reagieren aufeinander und er hat den Ton gesetzt, auch für die Freundschaft, die uns alle bis heute verbindet. Die Figur des JR ist durch Larry Hagman gewachsen. Und die Figur des JR war der Grund, dass Dallas 13 Jahre lang lief. Er war der Typ, der mit all dem durchkam, das jeder andere mindestens einmal versuchen möchte: Affären haben und jede Menge Geld, alle hintergehen. Aber zum Abendessen nach Hause kommen und ein lieber Sohn sein. Das Ganze augenzwinkernd gespielt. Weil Larry Hagman im Grunde Major Nelson ist, aus der Serie, die ihn bekannt gemacht hat: aus Bezaubernde Jeannie, der Vorabendklassiker in den späten 60er Jahren. Über einen weiblichen Flaschengeist, der seinem Meister, Major Nelson eben, gefallen will und doch nur Unfug anrichtet. Barbara Eden, die Darstellerin der Jeannie, war meine erste große Liebe – mit 7 oder 8.
Die komplette neunte Staffel: nur geträumt
Nicht nur JR ist in der Serienwirklichkeit mit allem durchgekommen. Auch die Macher von Dallas. Sie ließen Ehen schließen, scheiden und wieder schließen. Sie konstruierten eine Affäre nach der anderen - am Ende ist fast jede mit fast jedem Mal zusammengewesen. Charaktere tauchten aus dem Nichts auf. Oder verschwanden, wie Bobby am Ende der achten Staffel. Weil Schauspieler Patrick Duffy seinen Vertag nicht verlängern wollte, wurde er von einem Auto überfahren, gesteuert von Katherine Wentworth, die dabei praktischerweise den Serientod gleich mit gestorben ist. In der zehnten Staffel ist Bobby plötzlich wieder da. Die komplette neunte Staffel: ein Traum. So viel Chuzpe muss man erst mal haben.
"Ich wollte zurück nach Hause, dachte aber, das sei nicht möglich. Larry war der einzige, der das regeln konnte. Ich fuhr raus zu ihm nach Malibu, wir saßen in seinem Whirlpool, betranken uns, gingen essen - und schon war ich wieder dabei. In der ersten Folge der nächsten Staffel stehe ich unter der Dusche. Pamela kommt rein und sagt. Ich hatte einen schrecklichen Albtraum. Und ich: Nichts davon ist passiert. Unsere Fans sind sehr loyal. Aber wir mussten ihnen verklickern, dass ein Jahr emotionale Bindung an die Serie für die Katz war. Einige sind echt sauer geworden - völlig zu recht. Aber wer weiß, ob die Serie sonst noch fünf Jahre gelaufen wäre."
"Die Schauspieler waren wie ein Ensemble, wie am Theater. Ich habe nie auch nur den Hauch von Konkurrenz, Bösartigkeit oder Eifersucht zwischen ihnen gesehen. Das mag Sie enttäuschen, aber so war es. Ich glaube, sie waren selbst überrascht vom Erfolg der Serie. Im Jahr 1978 haben sie sehr bescheiden angefangen. Erst durch die Serie wurden sie zu Stars."
Mary Baker stellt ihren Espresso ab. Ein bisschen, sinniert sie, lag es vielleicht auch an Dallas, der Stadt.
"300 Tage im Jahr scheint hier die Sonne. Das hat eine positiven Effekt auf die Menschen. Es gibt hier kaum schlechte Schwingungen."
Meet and Greet für 129 Dollar
Abends auf der Southfork Ranch. Genauer: im Oil Baron's Ballroom, einem Zweckbau mit dem Charme einer Turnhalle. Meet & Greet mit den Stars der Serie als Höhepunkt des Fan-Treffens. Ein paar hundert Fans stehen Schlange – bis hinaus auf den Parkplatz. Für schlappe 129 Dollar Eintritt. In einem Nebenraum stehen Linda und Bobby, Lucy und Ray. Vor einer weißen Wand mit dem Logo der Southfork Ranch. Ein kleiner Mann mit Glatze führt die Fans einzeln oder paarweise zu ihnen. Kurzer Plausch, Erinnerungsfoto – schon schiebt er sie sanft, aber nachdrücklich weg. Die meisten sind älter – sie dürften Dallas als Jugendliche oder junge Erwachsene wie ich gesehen haben. Aber es sind auch viele jüngere Leute darunter.
Barbara Tomassino fällt auf. Und das ist gewollt. Sie trägt ein kurzes, ärmelloses Kleid. Selbst gemacht aus laminierten Bildern aus der Serie. Dazu eine passende Handtasche mit einem Bild von einem früheren Fan-Treffen, noch mit Pamela, Cliff Barnes und JR.
"Das ist mein Southfork-Ranch-Kleid. Sieht super aus, oder? Ich bin ein großer Fan und wollte ihnen eine Freude machen. Mein Mann hat mir bei dem Kleid geholfen. Ich die Vorderseite, er die Rückseite."
Barbara Tomassino ist nicht die einzige, die sich herausgeputzt hat. Die Fans von Dallas, der Serie, tragen Cowboy-Stiefel und Stetsons, Western-Kleider und Hemden. Dallas-Style - nur dass in Dallas, der Stadt, kaum noch jemand so rumläuft. In Florida natürlich auch nicht, der Heimat von Eric Hayden. Er ist zum ersten Mal auf der Southfork Ranch und total begeistert.
"Es war toll sie zu treffen. Sie haben auch Spaß daran. Und sie sehen gut aus. Dallas, das war eine dysfunktionale Familie. Sie haben sich gegenseitig betrogen, eine war immer betrunken, es gab ständig Intrigen. Sie hatten alle möglichen Laster. Das kannten wir nicht. Damals gab es keine Fernsehserien, in denen jeder hinter jedem her war. Das war einzigartig."
Dallas 2012 läuft nicht
Abends in meinem Hotelzimmer. Wieder den Laptop ausgepackt, die DVD eingelegt.
"Das ist Eis. Brennbares Eis. Methan. Gefroren und komprimiert in hydrierter Form. Kommt so an den Küsten aller Kontinente vor."
Das ist nicht Dallas, das Original. Sondern "Dallas 2012", der Nachfolger. Mit JR und Bobby als Veteranen und ihren Söhnen John Ross und Christopher als Hauptfiguren. Mit der gleichen Konstellation: John Ross, der Böse, will sich die Ranch unter den Nagel reißen, weil dort riesige Ölvorkommen liegen. Christopher ist der Gute - er setzt auf saubere Energie. Und mit den gleichen Irrungen und Wirrungen. Christophers Verlobte Rebecca ist in Wirklichkeit seine Halbschwester - die Tochter von Cliff Barnes, dem ewiger Loser, der mittlerweile ähnlich niederträchtig ist wie JR und einen sinistren Feldzug gegen die Ewings führt. Christopher wiederum ist eigentlich in Elena verliebt.
Eigentlich alles wie immer. Aber "Dallas 2012" packt mich nicht. Und andere scheinbar auch nicht: Die Serie lief nur zwei Staffeln lang. Vielleicht ist es so, wie Mary Baker sagte: Dallas passte perfekt in seine Zeit. Amerika war noch groß und sexy und unschuldig. Und gleichzeitig so weit weg und fremd und merkwürdig, dass es mich begeisterte. Und nicht nur mich.
Wiederholung vom 01.05.2018