TV-Show

Ein deutscher Koch begeistert Israel

Tom Franz
Mit seinen Auftritten in einer Kochshow wurde Tom Franz in Israel zum TV-Star. © dpa / picture alliance / Dana Franz
Von Paul Stänner |
Die TV-Kochshow "Masterchef" erzielte in Israel Rekord-Einschaltquoten - und gewonnen hat sie ein Einwanderer aus Deutschland. Tom Franz begeistert mit seiner modernen koscheren Küche ein ganzes Land.
Wenn man sich mit Tom Franz verabredet, muss man auch in Tel Aviv sehr deutsch und sehr pünktlich sein. Schon vor der Zeit steht er am Eingang zum Karmel-Markt, hoch aufgeschossen, den durchschnittlichen Israeli um eine Kopflänge überragend, die lockigen, braunen Haare zu einem Knoten zusammengefasst. Und gleich schon im Gespräch mit einem der Händler vom Karmel-Markt.
"Die Menschen haben sich daran gewöhnt mich zu sehen, insbesondere auf dem Markt , wo ich oft hinkomme, es passiert mir immer noch, dass die Menschen sich freuen, mich zu sehen und was sagen und gleich wenn man in den Markt reingeht, kommt einer und sagt: Hast du nicht Lust, mal was Anständiges für uns zu kochen, kannst doch nicht nur im Fernsehen kochen, wir wollen auch mal dein Essen probieren."
Tom - eigentlich Thomas - Franz stammt aus dem katholischen Rheinland, hatte aber schon als Jugendlicher eine Liebe zu Israel entwickelt - erst zum Land, dann auch zu einer Israeli. Nach seinem Jura-Studium in Deutschland wanderte der Kerpener aus, trat nach einem jahrelangen Konversionsprozess zum Judentum über und wurde Israeli.
Einschaltquoten über 50 Prozent
"Ich denke, dieser Markt ist eine sehr gesunde Mischung aus Einheimischen und Touristen. Es ist der Markt, wo die Einheimischen einkaufen und es ist der Markt, den die Touristen besuchen, um zu sehen, wo die Einheimischen einkaufen, insofern sind hier auch immer viele Touristen, aber es ist kein Markt, der touristische Artikel anbietet, sondern er bietet die Waren an, die die Einheimischen brauchen."
Seine Berühmtheit erlangte Tom Franz, der sich bis dahin mit unterschiedlichen Jobs mehr oder weniger erfolgreich durchgeschlagen hatte, durch die beliebte Kochshow "Masterchef" des israelischen Fernsehens. Seine Frau, die als PR-Beraterin für große Köche und Restaurants gearbeitet hat, hat Tom Franz gedrängt, sich für den Wettbewerb anzumelden. Sie wusste, wovon sie sprach, schließlich hatte Tom ihr Herz erobert, indem er für sie gekocht hatte.
"Sie hat mich tatsächlich überredet, dahin zu gehen und hat mir keine Ruhe gelassen, bis ich dann irgendwann gesagt habe, okay, ich geh. Und so kam ich zum 'Masterchef' und vor die Fernsehkameras und die Juroren des Wettbewerbs. Und nachdem ich einmal da war, wollte ich dann auch einen guten Eindruck machen und möglichst weit kommen und da habe ich mich wirklich reingehangen."
Groß, schlank, gut aussehend, perfekt hebräisch sprechend ist der 41-jährige Tom Franz schon eine Medienerscheinung, aber bei der Show ging es nicht ums Aussehen, sondern ums Kochen. Über Wochen hinweg wurden von berühmten Köchen Israels nach einem K.o.-System die Teilnehmer ausgesiebt. Während die Bewerber immer weniger wurden, nahm die Zahl der Zuschauer von Runde zu Runde zu. Am Ende hatte die Show mit einer Beteiligung von weit über 50 Prozent die höchste jemals in Israel gemessene Einschaltquote. Und die Leute wollten den deutschen Einwanderer, der auf moderne Art koscher kochte, als Sieger sehen.
"Ich bin hier hingekommen und habe zuhause auf die Dinge verzichtet wie die Freunde aus der Schule, aus dem Studium, die Kollegen und die Familie. Das hat mir gefehlt und ich habe neu angefangen und auf einmal habe ich das alles doppelt und dreifach wieder bekommen, auf einmal habe ich ein ganzes Volk, das mich in die Arme nimmt und sagt, du bist einer von uns, schön, dass du da bist - also was Besseres kann einem nicht passieren, wenn man bereit ist, Dinge zu opfern und hinterher dreifachen Lohn bekommt."
Das Geheimnis der Aromen
Tom Franz kocht im Fernsehen und für Zeitschriften, aber das eigene Lokal muss noch warten. Seine beiden Kinder sind noch zu klein, um sich über den Starruhm des Vaters Gedanken zu machen, aber auf dem Markt erkennt man ihn, wenn er vor dem Stand seines Lieblings-Gewürzhändlers steht und sich bemüht, aus der kaum überschaubaren Menge von überquellenden Schalen, aus denen es rot, gelb, safran, hellgrün, dunkelgrün, olivgrün, flammendrot und ockergelb leuchtet, die Gewürzmischung für ein Rezept zusammenzustellen.
"Es gibt ein ganz klassisches Gericht, das nennt sich 'chraime', das ist Fisch, der in einer pikanten, roten Soße gegart wird. Aber es ist das einzige Gericht, wo Fisch wirklich lange köcheln darf und nicht dadurch verliert, sondern gewinnt, weil er die Aromen richtig tief aufnimmt und da werden viele rote Aromen verwendet und je nach Geschmack oder auch Toleranzgrenze beim Schärfen wird das auch richtig feurig gemacht und da würde man durchaus auch gern mehrere, zwei, drei, vier Paprikasorten und noch Chili verwenden, um das Ganze dann auch richtig intensiv zu machen, und dann wird das am Freitagabend zuhause zum Schabbat gegessen - ach es ist so herrlich, also ich hätte schon wieder Hunger und freu mich auf Freitagabend..."
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