Elon Musks Pläne mit Twitter
Politik per Kurznachricht: Donald Trump könnte bei Twitter bald wieder am Drücker sein. © picture alliance / AP Photo / Alex Brandon
Comeback für Donald Trump?
06:41 Minuten
Donald Trumps Twitter-Account ist seit mehr als einem Jahr gesperrt. Elon Musk will ihm den Zugang zurückgeben. Der Fall zeige, wie problematisch Machtkonzentration in dem sozialen Netzwerk sei, meint der Publizist Nikolaus Blome.
Der Unternehmer und Tesla-Gründer Elon Musk hat angekündigt, nach dem Kauf von Twitter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump seinen Account bei dem Kurznachrichtendienst zurückzugeben. Nach der Erstürmung des US-Kapitols durch Anhänger Trumps am 6. Januar 2021 hatte Twitter dessen Konto mit der Begründung gesperrt, das Risiko weiterer Anstiftung zu Gewalt verhindern zu wollen. Mit einer Klage dagegen ist Trump vor wenigen Tagen gescheitert.
"Alle Hemmungen abgelegt"
Zum Ende von Trumps Präsidentschaft und im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol sei klar geworden, dass er "alle Hemmungen abgelegt", gelogen und "zu Hass und Aufruhr aufgestachelt" habe, meint der Publizist Nikolaus Blome, Politikchef bei RTL und ntv. "In dem Augenblick musste er da erst mal verschwinden", sagt Blome. Doch der Publizist gibt zu bedenken:
"Ihn lebenslang zu verbannen, das fand ich heikel, weil es mit dem Prinzip bricht, dass jeder Straftäter seine Strafe bekommt, dann aber auch die Chance bekommt, hinterher in einen normalen sozialen Zusammenhang zurückzukehren."
Bedenkliche Machtkonzentration
Mit Blick auf die angekündigte Übernahme von Twitter durch Elon Musk machten ihm weniger Fragen der Meinungsfreiheit Sorgen, so Blome. Vielmehr finde er es problematisch, dass sich ein Instrument, das den sozialen Alltag, die gesellschaftliche Atmosphäre und die Zusammenhänge, in denen öffentliche Debatten stattfinden, stark mit präge, künftig in der Hand eines einzelnen derart einflussreichen Mannes befinde.
Eines müsse man Musk allerdings zugutehalten, findet Blome: Er habe angekündigt, den Algorithmus, nach dem Twitter arbeite, offenzulegen. Sollte er das wahr machen, dann könnten Experten beispielsweise besser nachvollziehen, wie sich manche Twitter-Gruppen radikalisieren, "weil sie am Ende nur noch das sehen, was sie sehen sollen beziehungsweise unbedingt sehen wollen – also, wo sie regelrecht angefixt und dann bedient werden wie Drogenabhängige."
Freiheitliche Utopien
Wenn Musk eine Debatte darüber ermögliche, wie der Twitter-Algorithmus verändert werden könnte, "damit diese Menschen auch noch was anderes sehen als immer nur dieselbe hasserfüllte Soße, dann wären wir vielleicht schon einen Schritt weiter", sagt Blome.
Überhaupt nehme Musk gern auf das emanzipatorische Potenzial von Twitter Bezug, "also die Möglichkeit, sich zu vernetzen, beziehungsweise Botschaften zu transportieren in Räumen, die sonst hermetisch verriegelt sind von Diktaturen". In dieser Weise habe Twitter auch nach seiner Einschätzung einen wichtigen Beitrag zum Arabischen Frühling geleistet, sagt Blome: "Es ist leider weitgehend blutig gescheitert, aber das war schon ein toller Moment von Befreiung."
Für die Zukunft von Twitter stimme ihn der "Hass, der sich da inzwischen oftmals breitmacht" jedoch ziemlich skeptisch: Gut möglich, dass diese vergiftete Diskussionskultur dort nicht mit vertretbaren Mitteln wieder herauszubekommen sei, meint Blome. "Also, irgendwann werden wir alle von Twitter wegmüssen."
(fka)